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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wünschten. Mit den Thüren wurde ich nach und nach so vertraut, daß ich sie leicht öffnen konnte; zur Stube machte ich mir selbst einen Schlüssel, und so brauchte ich gar nicht mehr im Hofe zu warten, sondern schlich mich direkt bis auf den Backofen und vertrieb mir die Zeit, bis das Mädchen herunter kam, mit allerhand Luftschlössern, die sich am besten im Dunkeln bauen lassen.
    Wie es nun zugegangen sein mag, das weiß ich heut’ noch nicht, aber der Bäcker hat doch einmal Etwas gemerkt und sich auf die Lauer gelegt. Da ist ihm auch das Licht aufgefallen, und er hat sich gleich gedacht, was das zu bedeuten habe. Der alte Schlaukopf hat aber gar nicht dergleichen gethan, sondern ruhig gewartet, bis die Marie zum Scheine hinauf in ihre Kammer gegangen ist. Da hat er sie leise eingeschlossen und ist dann wieder die Treppe hinuntergestiegen, um mich so recht gemüthlich abzufangen.
    Ich armer Teufel habe natürlich gar keine Ahnung von der Gefahr und freue mich wie ein Schneekönig, als ich das Licht brennen sehe.
    »Gute Nacht, Meister!« sage ich.
    »Gute Nacht; viel Vergnügen!« antwortet er, und ich gehe.
    Na, an das Vergnügen will ich denken! Ich trolle mich also langsam und vorsichtig über die Straße hinüber und um die Hausecke hinum, steige über den Zaun, schleiche durch den Hof, öffne die Hinterthüre, nachher auch die Stubenthüre und mache es mir auf dem Backofen so recht bequem und gemüthlich.
    Es war an einem Sonnabend; ‘s ist mir g’rad noch, als wär’s heute! Zum Sonntage wird alle Mal mehr Backwerk verbraucht als an den anderen Tagen und deshalb hatte der Bäcker an jenem Abende viel zu schaffen gehabt. Die große Beute war mit Brodmehl gefüllt und an ihren beiden Enden der Sauerteig angemacht worden; auf einigen Stühlen standen zwei kleinere Backtröge für den Kuchenteig und auf der ebenen Diele ein dreielliger Trog für den Semmelteig. Gesehen hatte ich das freilich nicht, weil es dunkel in der Stube war, aber gefühlt hatte ich’s beim Rekognosziren, wie’s die Soldaten nennen, und an dem eigenthümlich süßlichen Geruche merkte ich zu gleicher Zeit, daß die Hefe in den Trögen schon angefangen hatte zu gähren.
    Also, ich liege auf dem Backofen und denke so über Dieses und Jenes nach, wundere mich auch, warum heute das Mädel so lange auf sich warten läßt, da auf einmal höre ich es neben mir rascheln. War das die Katze, oder was war es sonst? Eben will ich mich aufrichten, um mich zu überzeugen, da packt mich Jemand beim Schopfe, und in demselben Augenblicke kniet es auf mir und legt mir die Finger um die Kehle.
    »Fritz, Wilhelm, kommt ‘rein! Ich hab’ ihn!« rief’s, und nun wußte ich auf einmal, wer’s war. Da hatte mich also der Alte doch ertappt, und draußen im Flur waren der Geselle und der Lehrjunge postirt, die jedenfalls ihren Senf mit zur Walkerei geben sollten. Zum Glücke aber konnten sie nicht herein, weil ich von innen abgeschlossen hatte. Dies that ich regelmäßig jeden Abend, und Marie öffnete, wenn sie herunter kam, mit dem in ihrem Besitze befindlichen Schlüssel.
    Was nun thun? Reden durfte ich nicht, damit er mir nichts beweisen konnte, wenn die Sache ja eine ungeschickte Wendung nahm; Gewalt wollte ich auch nicht gebrauchen, denn inwiefern – inwieso? Er war ja der Vater von meiner Liebsten, und ausreißen? Ja, das war nun so ein Ding! Zu fürchten brauchte ich mich vor den Dreien wohl nicht, die hätte ich von einer Wand an die andere geworfen – aber der Spektakel, der Heidenspektakel, der dabei entstehen mußte, und dazu waren ja die Thüren alle verschlossen, und ich konnte doch unmöglich die Schlüssel in aller Gemüthsruhe aus dem Sacke ziehen und mir während des Aufschließens den Buckel vollprügeln lassen.
    Es war wirklich eine bedenkliche Lage, und dabei drückt mir der alte Hefenklos die Gurgel zusammen, als ob er einen Raubmörder unter sich hätte; die Luft will mir ausgehen, und weil ich für’s Ersticken niemals eine rechte Vorliebe gehabt habe, so greife ich ihm unter die Arme, aber so sacht und sanft wie möglich, und schiebe ihn ein Stück von mir weg, so daß ich wieder Athem bekomme. Da aber fängt er an zu schreien, als ob er am Spieße stecke und ruft um Hilfe, daß man es drei Häuser weit hören kann.
    »Hilfe, Hilfe! So kommt doch nur ‘rein!«
    »Ja, Meister, wir haben doch keinen Schlüssel! Mit dem haben Sie sich ja eingeschlossen.«
    »So kriecht durch die Fußgrube und hebt den Schieber aus!«
    Alle

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