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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewußt, Alles! – Als nun die Musikanten aufspielten, bin ich mit ihr angetreten; aber da hat sich der fremde Bäcker vor mich hingestellt, mich nur so von oben angesehen und dabei gefragt:
    »Was hat Er denn mit meiner Tänzerin zu schaffen?«
    Mir ist zwar der Hochmuth des Burschen in die Nase gefahren, aber ich habe mich zur Ruhe gezwungen und gesagt:
    »Seine Tänzerin? Ich denke, jetzt ist sie die meinige!«
    »Da irrt Er sich ganz gewaltig, und das will ich Ihm beweisen.«
    Dabei faßt er die Marie am Arme und will sie wegziehen. Na, ihr kennt mich: wo ich hingreife, da wächst kein Gras wieder, denn inwiefern – inwieso? Unsereins hat’s mit Eisen zu thun, und als ich ihm nun meine Finger so um den Arm lege, da hat er laut aufgeschrieen und das Mädchen fahren gelassen. Na, ihr könnt es euch wohl denken, daß ich nun keine einzige Tour weggelassen habe, und nachher auf dem Nachhausewege, da sind wir mit einander Eins geworden. ‘S war doch ein schöner Abend! –
    So, das mußtet ihr Alles wissen und noch Einiges dazu.
    Aus der Heirathsgeschichte mit dem Liebenthaler ist natürlich nichts geworden; die Marie hat fest darauf bestanden, daß sie ihn nicht haben möge, und als ihr Vater darauf in sie gedrungen ist, hat sie ihm gesagt, weshalb, und ihm von mir erzählt. Darauf ist ein Skandal da drüben losgebrochen, daß die Fenster gezittert haben, und die »Habenichtse« und »Rußfinken« sind bis über die Gasse herüber geklungen.
    Das hat natürlich auch der Meister gehört und mich gefragt. Ich bin aufrichtig gegen ihn gewesen und habe ihm Alles erzählt.
    »So! Daß es Ihm die Marie angethan hat, das habe ich lange schon gemerkt und mir auch gedacht, daß es so kommen werde; aber habe Er nur keine Sorge! Ich werde morgen einmal hinüber gehen und mit dem Meister Engel ein Wörtchen reden, das nicht zu Seinem Schaden sein soll. Es ist wahr, daß Er so ziemlich fadenscheinig hier eingewandert ist und auch jetzt nicht in die vollen Taschen greifen kann; aber Er ist ein ordentlicher Kerl und ein tüchtiger Arbeiter dazu. Wenn Er Lust hat, so übergebe ich Ihm die Schmiede mit meiner ganzen Kundschaft; über den Handel werden wir ja einig werden, und es wird sich so einrichten lassen, daß es Ihm nicht zu schwer fällt. Will Er, he?« Damit reichte er mir die Hand hin.
    Noch niemals hatte mir der alte gute Mann eine so lange Rede gehalten, und da ihr Inhalt ein so vortheilhafter für mich war, so schlug ich getrost und freudig ein.
    Am nächsten Nachmittage ging er hinüber, und ich wartete mit Sehnsucht auf den Bescheid, den er mir bringen würde. Aber als er endlich kam, las ich schon von Weitem aus seinen Mienen die abschlägige Antwort, welche er erhalten hatte.
    »’S ist ein Geldprotz, der Bäcker,« meinte er; »und von einem Schmiede mag er vollends gar nichts wissen. Sehe Er sich nach einem andern Mädel um! Er braucht ja nur die Hand auszustrecken.«
    »Meister, das ist ein schlechter Rath! Ich habe der Marie mein Wort gegeben, und das werde ich halten und wenn ich zehn Jahre warten sollte.«
    »So! Steht’s so bei ihm? Na, nehme Er’s nicht ungut! ich wollte ja nur sehen, wie Er denkt. Die Marie hat ganz dieselbe Meinung; sie ist mir noch in den Flur nachgekommen und hat mir einen Gruß aufgetragen. Er solle nur den Muth nicht sinken lassen; sie bleibe Ihm treu und will des Abends so zwischen Neun und Zehn, wenn die Alten zu Bett sind, ein Licht an das Bodenfenster setzen, wenn sie Ihm Etwas zu sagen hat, da solle Er an die Hofthüre kommen.« –
    Und so wurde es auch gemacht. Eigentlich ist es keine bequeme und streng genommen auch keine redliche Sache, hinter dem Rücken der Eltern mit seinem Mädchen zusammenzukommen, aber darnach fragt die Liebe nicht, das wißt ihr Alle ebenso gut wie ich. Da standen wir denn zuerst ein paar Mal im Hofe, dann traten wir in den Hausflur, dann in die Küche, weil’s draußen doch gar zu kalt war, und endlich wagten wir uns gar noch in die Stube, in die, wie das bei alten Bäckereien oft der Fall ist, der Backofen von außen hineingebaut war. Auf dem warmen Backofen ließ es sich so schön sitzen und plaudern, und zuletzt war’s gar nicht mehr, als wäre uns das Beisammensein verboten. Ich bin mein Lebtage ein lustiger Kauz gewesen, die Marie war auch nicht auf die Nase gefallen, und so waren wir heiter und vergnügt trotz ihres strengen Vaters, ließen Gottes Wasser über Gottes Land laufen und dachten, daß es schon noch so kommen werde, wie wir uns

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