Die Fastnachtsnarren. Humoresken
Schwarzwälder flügge wurde. Die Gnädige fuhr mit allen zehn Fingern in die Friedrichsdorsch, die bis an den Deckel ‘ran lagen und schlug dann vor Freede Arme und Beene über dem Kopfe zusammen. Ich aber und die Christel, wir schrieen nicht und klatschten noch viel weniger in die Hände; aber wir hatten uns beim Koppe und freuten uns königlich, daß wir off der Welt waren.«
»Meierfritz!« rief da der Stadtrichter, und ich merkte gleich an dem Tone, daß der Wind itzt anders pfiff, »komm Er ‘mal her! Sieht er das viele Geld da? das hat mein seeliger Großvater im Franzosenkriege versteckt und ist darüber abgestorben. Wir haben es bisher vergebens gesucht, und wenn Er heut nicht Kastenparade gemacht hätte, so hätten wir noch lange suchen können. Er soll deshalb die Christel haben und die Uhr obendrein, nämlich als Hausrath und Andenken an die Schwieden, die Er hier getrieben hat. Die Hochzeit werde ich ausrichten. So, jetzt kann Er gehen; aber nehme er den Topf mit und das Mädel dazu; da mag er meinetwegen hinbeißen und lecken wohin es Ihm beliebt!«
»Na, jetzt hing natürlich der Himmel voll Baßgeigen und die Wolken voll Clarinetten. Der Stadtrichter hatte die Erbschaft, der Meierfritz seine Zwölfte und der Apotheker kriegte sein Geld; aber von mir hat er keenen rothen Heller wieder gemerkt von wegen Oppedeldoc und flüchtig Element. –«
»So, Herr Cantor, habe ich meine Alte gekriegt,« fuhr der Erzähler nach einer Pause, in welcher er die Pfeife ausgeklopft und einen Schluck »Doppelten« genommen hatte, fort. »Und heut noch, wenn ich den alten Seeger ansehe, muß ich an jenen bittersüßen Abend denken. Aber wenn ‘mal meine Jüngste, die Annamarie, mit Heirathsgedanken umgeht und ihr Heimlicher mir die Schwarzwälder ‘runter zerrt, so soll es mich doch verwundern, was für Dor’sch dahinter stecken; denn eenen seligen Großvater habe ich ooch mal gehabt!«
Ausgeräuchert
Humoreske von Karl May
»Also gut, es bleibt dabei: es geht reihum und Jeder muß erzählen, wie er zu seiner Alten gekommen ist!«
»Natürlich! – Gut, gut! – Einverstanden!« ertönte es zustimmend im Kreise.
»Heinrich, fang an! Du bist der Erste!«
»So? Inwiesern denn? Inwieso denn?« fragte der alte Schmiedemeister Halbermann. Niemand war lieber bei einer lustigen Gesellschaft, als er; Niemand hörte so gern eine hübsche Geschichte, wie er, besonders wenn es dabei etwas zu lachen gab; kam er aber selbst an das Erzählen, so war das Gaudium am allergrößesten, und da er die Gabe besaß, allen seinen Geschichten eine humoristische Färbung zu geben, so war er gewöhnlich Derjenige, welcher am ersten und meisten in Anspruch genommen wurde.
»Inwieso denn? Na, das versteht sich ja ganz von selbst: Du bist der Aelteste und sitzest noch dazu hier auf dem Ehrenplatz; also mußt du anfangen!«
»I nu, wenn’s nicht anders geht,« versetzte der alte Schmiedemeister, »da mag’s meinetwegen so sein! Also wie ich zu meiner Alten gekommen bin? Das ist nun allerdings etwas possierlich zugegangen, und wenn es etwa viel junges schnippisches Volk hier in der Stube gäbe, so würde ich es gar nicht erzählen, denn auslachen lasse ich mich nicht gern; ihr seid aber Alle gesetzte und verständige Leute, und da kann man schon etwas riskiren. Aber Du da vorn – Wirthshaus, he! – mache keinen solchen Lärm mit Deinen Flaschen und Gläsern; man kann ja sein eigenes Wort nicht verstehen! Und ihr da, ihr haltet sein hübsch den Mund, wenn ich erzähle, und kommt mir nicht mit unnöthigen Fragen in die Quere – denn inwiefern, inwieso? Wenn der Faden einmal weg ist, da ist er weg!«
»Ich möchte nur wissen, warum du allemal so eine lange Einleitung machst!« rief der Schneider Erich.
»Siehst Du, ich habe noch gar nicht angefangen, und Du bist schon mit einer Notabene da!« Eine Einleitung hat jedes Ding in der Welt, das versteht sich ganz von selber, und wer also ein richtiger Erzähler ist, der fällt nicht gleich mit der Thüre in’s Haus; denn inwiefern und inwieso? Nun, weil die Einleitung manchmal schöner ist, als die Geschichte selber. Also, da paßt ‘mal auf:
Das war dazumal, ihr wißt’s schon, und ich hatte zuletzt in Berlin gearbeitet, war dann fast ein Jahr lang im lieben deutschen Lande herumgelaufen und kam so ziemlich abgerissen hieher: ein paar Hosen, Loch an Loch, aber immer wieder ordentlich zugeflickt, wie sich’s gehört, eine alte Weste ohne Knöpfe, einen Rock, dem man’s gar nicht
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