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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wetter, an die Fußgrube, eine Art Versenkung, durch welche der fertige Teig hinausgereicht wurde, um draußen in den Backofen geschoben zu werden, hatte ich nicht gedacht. Auf keinen Fall durfte ich auf diesem Wege die Hilfstruppen anmarschiren lassen. Ich gebe dem Bäcker also so einen kleinen Klapps, daß er fortkugelt und springe vom Backofen herunter, aber – Prosit die Mahlzeit – nicht etwa auf die Stubendiele, sondern in den einen Backtrog, der da auf den Stühlen steht. Das alte Möbel kommt natürlich in’s Wackeln, ich fahre auch mit den Händen in der Luft herum, als wollte ich Mücken fangen, kann aber das richtige politische Gleichgewicht nicht wieder bekommen, falle also vornüber und schlage wie ein Dampfhammer in – den zweiten Backtrog. Der hat sich das Ding auch nicht vermuthet, und fährt vor Entsetzen so ganz und gar außer Rand und Band, daß wir im nächsten Augenblick alle Sieben mit einander und durch einander unten auf dem Boden liegen, nämlich vier Stühle, die zwei Backtröge und ich.
    Na, so ‘ne Weihnachten! Ihr könnt Euch den Mordskandal gar nicht vorstellen! Die beiden Kerls in der Fußgrube denken, die Welt geht in der Stube unter, und schreien, was sie nur schreien können; der Engelbäcker trompetet wie ein Elephant und kommt vom Backofen heruntergeschossen; natürlich will er mich wieder bei der Parabel nehmen, geräth aber mit den Beinen in das unglückliche Möbelmagazin und stürzt mitten hinein, und zwar so, daß er grad wieder auf mich zu liegen kommt.
    Der Geselle hat unterdessen den Schieber geöffnet und steckt schon mit dem halben Leibe in der Stube, der Lehrjunge schiebt draußen nach; ich muß mich also zu salviren suchen und springe auf. Der Bäcker aber hat sich an mir festgeklammert und ich kann ihn gar nicht anders los werden, als daß ich ihn oben und unten anfasse und ihn in den dreielligen Semmeltrog einquartiere. Ehe er sich aus dem alten Kasten herausfindet, bin ich an der Thüre, schließe auf und will nun nach dem Hofe, aber – damit ist’s nichts. Die Feuerwache hat draußen auf der Straße den Lärm gehört und Sukkurs geholt, hinten und vorn donnert es an den Thüren, und von oben kommen die aus dem Schlafe geweckten Hausleute die Treppe herunter. Sapperlot, wohin soll ich um Tausend willen nur fahren? – In die Küche, das ist die einzige Rettung, die es gibt!
    Ich reiße die alte morsche Thüre auf, daß sie aus den verrosteten Angeln fährt und auf eine hölzerne Stellage fällt, auf der sich eine Menge von allen möglichen thönernen Töpfen, Torten-und Pfannkuchenformen befindet. Das gibt ein Geprassel, daß Einem Hören und Sehen vergehen möchte; ich aber habe natürlich gar keine Zeit, mich um die heillose Verwirrung zu bekümmern, die ich angerichtet habe, sondern springe auf den Herd und stecke im nächsten Augenblicke droben im Rauchfange auf der Räucherstange, wo ich mich so häuslich wie möglich einzurichten suche.
    Mittlerweile hat sich Engel aus dem Troge gemacht und die Thüren geöffnet. Beim Scheine der Lampen und Laternen findet man natürlich sofort meine Spur, weil ich bei jedem Schritte Stücke von dem mir anklebenden Kuchenteige verloren habe, und nun steht die Rotte Korah, Dathan und Abiram unten in der Küche, leuchtet mit ihren Rübsenölkarfunkeln in die Esse hinauf und reißt alle möglichen schlechten Witze über mich.
    Na, ich wäre am liebsten mitten unter sie hineingesprungen, denn inwiefern – inwieso? Weil ich sie gar zu gerne Alle mit einander durchgewalkt hätte; aber das ging nicht!
    So bleibe ich also droben hängen und lasse den ungebackenen Pflaumenkuchen mir langsam an den Beinen herunterlaufen, so daß er Klex auf Klex mir von den Füßen tropft.
    »Will Er wohl herunter kommen?« ruft der ergrimmte Bäcker.
    Ich antworte nicht.
    »Ich frage Ihn, ob Er herunterkommen will!«
    Ich bin mäuschenstill.
    »Wenn Er nicht gutwillig heruntergeht, hole ich Ihn!«
    Ich bin ganz stumm.
    Darüber geräth der über und über bekleisterte Mann in förmliche Wuth, steigt auf den Herd und langt mit den Händen in den Schornstein; ich halte mich an einer Räucherstange fest und schüttle mit den Beinen; sofort hagelt und schloßt ihm ein dichtes Nudelgewitter in das Gesicht, so daß er wieder zurückspringt und dem Lehrjungen zuruft:
    »He, Wilhelm, hole ‘mal ein paar Arme voll dürres Kartoffelkraut aus dem Schuppen; ich will den Kerl schon ‘runterkriegen!«
    Jetzt wird die Sache bedenklich, aber hinunter gehe ich

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