Die Fastnachtsnarren. Humoresken
Haufen, die Stühle, die Backtröge, das Mehl, der Teig und dort, da liegt mein Stiefelpantoffel – und hier der zweite; die habe ich bei der Katzbalgerei verloren; wart’, ich will gleich erst hineinfahren, denn inwiefern – inwieso? Sie kosten auch ihr Geld!
Die da oben auf dem Backofen haben sich in den äußersten Winkel zusammengedrückt und denken, ihre letzte Stunde ist gekommen; als ich aber in die Pantoffeln fahre, da bekommt die Marie Muth und ruft:
»Heinrich, um Gottes willen, bist Du’s?«
Ja, man sollte gar nicht meinen, was so eine echte und wahre Liebe thut; da erkennt das Mädchen ihren Schatz sogar an den Stiefelpantoffeln!
»Na, wer soll’s denn anders sein!« sage ich.
»Da mach’ nur gleich, daß Du fortkommst, sonst läßt Dich der Vater einstecken! Wart’, ich will erst sehen, ob die Luft rein ist.«
»Nur immer sachte, sachte, sachte! Da müßte ich doch auch dabei sein, beim Arretiren! Ich werde Dir gleich zeigen, daß ich mich vor Deinem Vater nicht fürchte. Geh’, und hole ihn doch ‘mal!«
Das Mädel sieht mich ganz erschrocken an.
»Was fällt Dir denn ein, Heinrich! Sei doch gescheidt und gehe. Es geht doch zuletzt nur über mich hinein, und ich stecke so schon tief genug in der Patsche!«
»Ich sage Dir nur so viel, daß ich mit Deinem Vater reden muß, und dann wird Alles gut. Wenn Du nicht gehst, so schicke ich den Jungen oder gehe selber!«
Das drückt doch bei ihr durch; sie guckt mich zwar noch einen Augenblick lang ungewiß an, dann aber folgt sie mir und geht. Die Andern sind derweile wieder vom Backofen herunter gestiegen, und die Meisterin weint über den Schaden und macht mir sanfte Vorwürfe. Sie hat’s immer mit der Marie und mir gehalten und denkt, daß ich nun den Boden ganz und gar hinausgestoßen habe. Ich suche sie zu beruhigen und darüber tritt der Bäcker in die Stube, hinter ihm die Marie und mein alter Schmiede-Ludwig. Der hat den Skandal auch gehört und sich gleich gedacht, wer der Einbrecher sein mag; drum ist er auch gar nicht von der Seite des Engelbäckers weggegangen, um zur Schone zu reden, wenn’s schlimm ausfallen sollte.
»Was – da ist er ja!« ruft der Bäcker, als er mich erblickt und will gleich wieder hinaus, um die Feuerwache zu holen. Ich aber habe ihn schon beim Arme, schiebe ihn hinter den Tisch und drücke ihn so kräftig auf den Stuhl, daß er sitzen bleibt, als wäre er angenagelt. Die Sache war eigentlich keine lustige, aber als ich ihn nun so dasitzen sehe, da muß ich wirklich g’rade hinauslachen, denn inwiefern – inwieso? Der Mann sah in seinem Teigüberzuge auch gar zu possierlich aus.
Mein Gelächter hat ihn ergrimmt; er springt also auf und ruft:
»Höre Er, Er Nichtsnutz, Er –!«
»Halt,« unterbreche ich ihn, »wartet erst, was ich Euch zu sagen habe. Da, guckt Euch ‘mal das Ding hier an!« Dabei werfe ich ihm eine von den Münzen auf den Tisch.
Er greift darnach, betrachtet sie, läßt sie auf dem Tisch klingen, sieht mich ganz verdutzt an und fragt endlich:
»Was soll denn das, he?«
»Da, guckt Euch auch den an, und den – und den – den – den –!« sage ich.
Er hat auf einmal allen Aerger vergessen und fährt mit allen zehn Fingern nach dem Gelde.
»Aber ich frage Ihn ja, was das soll, he!«
»Und den – den – den – den –« und dabei werfe ich einen Thaler nach dem andern auf den Tisch, bis die Taschen leer sind.
Das ist dem Manne denn doch zu sonderbar; er steht auf und macht eine Miene, als wäre ich der Gottseibeiuns und wolle ihn um Seele und Seligkeit bringen; auch der Schmiede-Ludwig reißt den Mund auf, als wolle er einen Walfisch todtbeißen.
»So,« sage ich weiter, »das sind lauter alte, gute französische Laubthaler zu einem Thaler siebenzehn Groschen und sechs Pfennigen; die hat der Engel-Christlieb selig anno vierzehn mit aus Frankreich gebracht, und wer zwei große Töpfe davon haben will, der mag zu mir kommen. Gute Nacht!«
Damit drehe ich mich um und will zur Thüre hinaus. Aber da komme ich schön an.
»Halt!« schreit der Bäcker, daß die ganze Stube wackelt. »Komme Er ‘mal her!«
Ich drehe mich langsam um.
»Was gibt’s denn noch?«
»Wo hat Er das Geld her?«
»Das ist meine Sache. Ich weiß blos, wo’s der Christlieb her hat.«
»Das wissen wir auch, aber wo er’s hingesteckt hat, ehe er gestorben ist, der Geizhals, das wissen wir nicht, und das möchte ich wissen!«
»So! Na, das könnt Ihr auch erfahren, wenn Ihr einmal Verstand
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