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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich auch das Publikum nach und nach verlor, so hielten es doch die Schützen für ihr Pflicht, mit ihren Gästen so lange wie möglich auszuharren, und der Herr Hauptmann Passelmüller war natürlich Derjenige, der sich dieser süßen Verpflichtung am allerwenigsten entziehen konnte. Auch Reichmann hatte sich heut emanzipirt und saß mit dem Adjutanten beim vollen Glas. Die leeren Flaschen vor ihnen bewiesen, daß sie dem Durste wohl vorgesprochen hatten, und die Unterhaltung war schon längst in jenes Stadium getreten, in welchem der Geist immer leichter, die Zunge aber immer schwerer wird.
    »Ich sage Dir aber, Reichmännchen, daß der Birnbaum aus Egypten stammt; ich hab’s in alten Büchern gelesen, die noch dazu in Schweinsleder gebunden sind.«
    »Nein, da blamirst Du Dich grad eben so sehr, wie heut mit dem Schimmel. Die Birne stammt aus Syrien. Der große Liegel, welcher Apotheker in Braunau war und die schönen Aufsätze in die ›Frauendorfer Blätter‹ geschrieben hat, sagt es auch, und was der behauptet, das ist richtig.«
    »Na, weißt Du, Bruder, der Schimmel und der Liegel, das sind so zwei, die ihre eigenen Köpfe haben. Ich halte mich zu Diel, der ist zuverlässiger als der Liegel. Aber wir wollen uns heut nicht streiten! Mir ists so ganz eigenthümlich im Kopfe, und die Flaschen tanzen Doppelpolka vor meinen Augen. Komm, wollen nach Hause gehen!«
    »Ich bin dabei, altes Haus! Meine Alte wird gar nicht wissen, wo sich ihr Herzallerliebster herumtreibt.«
    Sie tranken aus und traten den Nachhauseweg an. Die Chaussee, welche in die Stadt führte und an beiden Seiten von Reihen hoher Pappeln eingesäumt wurde, war so breit, daß sich drei Wagen ausweichen konnten, trotzdem aber schien sie für die beiden seligen Nachtwandler zu schmal zu sein, denn sie fuhren, Arm in Arm, im Zickzack bald hinüber, bald herüber und stolperten immer über ihre eigenen Beine weg.
    »Höre ‘mal, Schatz,« meinte Reichmann, »ich glaube Du hast einen Spitz! Halte Dich nur immer fest an mich. Die alte Straße hat sich heut ganz verschoben, und wir müssen sehen, wie wir glücklich durch die Pappeln hindurchkommen.«
    »Habe nur um mich keine Sorge! Mir ist’s mehr um Dich, als um mich. Du hebst ja die Beine wie ein Droschkenpferd, das den Hahnetritt hat. Ueberhaupt kann ich mich ärgern, daß sie da Pappeln herstellen, die doch gar keine Früchte bringen; wenn ich Etwas zu sagen hätte, so müßten lauter Obstbäume gepflanzt werden.«
    »Da hast Du ganz meine Meinung – hopp, Alter, komm, steh sachte wieder auf! Der große Liegel, der in Braunau Apotheker war, hält auch nichts von den Pappeln. Er hat nämlich die schönen Aufsätze für die – – Du,« unterbrach er sich, »wer ist denn der lange Kerl, der da am Baume steht?«
    »Ja, ich weiß es nicht! Komm, wollen ‘mal sehen, was er da am Stamme herumzukrebsen hat! Heda, guter Freund, was giebts denn hier Merkwürdiges, und wer sind wir denn?«
    »Ich? Ich bin der Herr Schuldirector Papperman aus Grünewalde und wohne hier beim dicken Reichmann,« antwortete der Angeredete, indem er, hin und herwankend, mit einem Gegenstande, den er in der Hand hielt, unaufhörlich an die Pappel stieß. »Wenn ich nur das vermaledeite Schlüsselloch finden könnte! Durch das Gitter bin ich glücklich gekommen und durch das Gärtchen auch. Da stehen die beiden Nußbäume, und hier muß also die Thüre sein! Aber das Loch, das alberne, dumme Loch! Der Schlüssel muß zu groß sein; ich bringe ihn nicht hinein!«
    »Aber Herr Director,« lachte Reichmann, »Sie sind ja gar nicht bei meiner Wohnung! Ich glaube, Sie haben einen Spitz. Das ist ja eine Straßenpappel, und wo soll denn da ein vernünftiges Schlüsselloch herkommen!«
    »Bei Ihrer Wohnung? Fällt mir auch gar nicht ein, Sie dummer Mensch! Einen Spitz? Bekümmern Sie sich doch um sich; Sie turkeln ja, daß es Einen erbarmen möchte! Straßenpappel? Sie sind selber Straßenpappel, Sie Esel Sie? Ich werde wohl wissen, was ich vor mir habe! Heda, Reichmann, ich bins! So macht doch nur auf, Ihr Leute!«
    »Komm, Bruderherz,« flüsterte taumelnd der Stadtrath, »der ist todal knill. Laß ihn nur immer pochen! Das wäre mir ein Mann für Dein Mädel; da bin ich doch ein anderer Kerl!«
    »Hast recht, Goldjunge. Komm! Weißt Du was? Ich werde ihm meine Alte herschicken; die ist ganz verliebt in den Menschen, und da mag sie ihn auch nach Hause schleppen!«
    »Bravo! An dir kann man seine Freude – hoppsa! Falle nicht in die

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