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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebe. Packe Er sich auf der Stelle, daß Er fortkommt!«
    Und die Meisterin hat die Arme in die Seiten gestemmt und gemeint:
    »Weiß Er noch, wie Er mich damals auf dem Markte herumgekollert hat? Und jetzt will Er gar thun, als wolle Er meinem Franke sein Schwiegersohn werden? Daraus wird nichts!«
    Na, ich mochte mich mit den beiden Leuten nicht herumzanken, retourbirte mich zur Thür hinaus, wie die Gelehrten sagen, und ging in die Herberge. Ich hatte noch nicht einmal einen halben Tag dagesessen, so bekam ich einen neuen Meister, und die Sache war abgemacht. Aber nicht etwa mit dem Röschen, i bewahre, denn mit der stak ich alle Abende im Lattenhäuschen beisammen, vor dem Gänserich brauchte ich ja keine Angst zu haben, und vor dem Mädchen erst recht nicht.
    Da komme ich denn eines schönen Abends auch zu ihr, und ihr erstes Wort ist:
    »Weißt Du’s schon?«
    »Was denn?«
    »Daß der Vater den Wollteufel wegseßen soll.«
    »Warum denn?«
    »Der Rosenbaum will sein Gartenstückchen wiederhaben.«
    »Das hat ihm doch Dein Vater bezahlt!«
    »Er spricht, es wäre nicht wahr.«
    »Die Quittung liegt doch in der Bibel!«
    »Ja, das ist’s ja eben, die ist weg.«
    »I bewahre; wo soll sie denn hin sein? Sucht nur erst ‘mal richtig!«
    »Wir haben die ganze Bibel Blatt für Blatt durchgesehen.«
    »Das ist wunderbar. Wer soll das Papier denn herausgenommen haben?«
    »Weißt Du, der Vater denkt, Du bist’s gewesen. Er meint, weil Du mich nicht bekommen sollst und der Rosenbaum auch nicht, so steckt Ihr unter einer Decke und wollt ihm nun einen Streich spielen. Er ist ganz fuchswild; denn wenn er den Platz verliert, so muß er das ganze Multumgeschäft bleiben lassen, weil er den Wollteufel nirgends wo anders aufstellen kann.«
    »So so! Also für einen Spitzbuben hält er mich? Da muß doch gleich der helle, lichte Popanz d’rinnesitzen! Und Du?«
    »Ich weiß, daß Du’s nicht gewesen bist, Fritz; der Rosenbaum hat’s gethan, und kein Andrer; aber ich möchte nur wissen, wie er in unsere Stube gekommen ist!«
    »Wenn’s wirklich Jemand genommen hat, so ist er’s gewesen, und auf mir lasse ich das nicht sitzen. Ich werde jetzt hineingehen und Deinem Vater – –«
    »Fritz, bist Du denn nicht recht gescheidt!« fiel sie mir in die Rede und hielt mich zurück. »Der Vater hat’s ja nur so nebenhin gemeint, und wenn Du Dich mit ihm zankst, so geht mir’s nicht gut; er darf ja gar nicht wissen, daß ich mit Dir rede!«
    Das sah ich ein und suchte meinen Aerger zu unterdrücken.
    »Gut, da will ich Dir zu Liebe ruhig sein; es wird sich schon noch zeigen, ob ich ein ehrlicher Kerl bin oder nicht. Aber den Rosenbaums, den werde ich auf die Finger sehen, und wehe ihnen, wenn ich das Corpus delicati bei ihnen sehe, wie die Gelehrten sagen!«
    Nun habe ich aufgepaßt fast Tag und Nacht, um den Spitzbuben zu erwischen, aber vergebens. Rosenbaums sind zum Advocaten gegangen und haben geklagt, und nun ist bei dem Gerichte ein Hin-und Herziehen losgegangen, welches in alle Ewigkeit nicht zu Ende gehen wollte, denn damals gab’s noch keine Stahlfedern, und die Herren Juristen konnten am Nachmittage kaum fertig werden, die Gänsekiele zu schneiden, die sie am Vormittage zerkaut hatten. Die beiden Zeugen, nämlich der Klempner Himmelreich und der Tuchscheerer Krauße, waren mittlerweile gestorben, und so haben für den Franke also die Actien nicht grade mit dem Besten gestanden.
    Da krame ich eines Abends nach der Arbeit in den alten Papieren herum, die ich mit der großen Universalerbschaft bekommen hatte, und was finde ich? – einen Entwurf, und wovon? – von der Schrift, die dem Franke abhanden gekommen ist. Das Papier war zwar voll Klexe, Oel-und Fettflecken, aber ich steckte es doch sofort zu mir und sprang voller Freude zu meinem früheren Vormund und Lehrmeister.
    Der machte natürlich große Augen, als ich in die Stube trat, und frug mich barsch:
    »Was fällt Ihm denn ein, he – was hat Er hier zu suchen? Weiß Er nicht, daß ich Ihm mein Haus verboten habe?«
    »Laßt doch das Raisonniren, Meister, und wartet erst ‘mal ab, was ich will! Wer hat denn eigentlich den Aufsatz gemacht wegen des Lattenhäuschens?«
    »Warum?«
    »Das werdet Ihr gleich sehen; antwortet nur erst!«
    »Der Magister Grabenmacher; damals lebte er noch, und der Rosenbaum konnte grad’ nicht schreiben, weil er sich in die Hand geschnitten hatte.«
    »Da, guckt Euch ‘mal das Papier hier an!«
    »Weshalb?«
    »Weil es das

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