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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Also paßt auf Meister: Wenn ich das Röschen zur Frau bekomme, so habt Ihr in einer Viertelstunde den Prozeß gewonnen.«
    »Der Kerl ist ganz heillos verrückt!« ruft der Amtmann aus Rache darüber, daß ich Hebräisch mit ihm geredet habe und er hat nicht antworten können. Ich will ihm auch gleich wieder eine Nuß zu beißen geben, aber da kommt das Mädel dazwischen, fällt ihrem Vater um den Hals und ruft einmal über das andre:
    »Sag Ja, Vater, er kann’s!«
    Das erbarmt auch die dicke Frau Johanna, geborene Wellner, und weil sie von vorn keinen Platz mehr hat packt, sie den Multum von hinten, und nun geht ein Schlabbermaul immer über das andre, bis er endlich mit den Händen an die Ohren fährt und verzweifelt ausruft:
    »Na, denn meinetwegen mag er sie haben; aber den Prozeß muß ich gewinnen!«
    »Gut,« sage ich; »da kommt ‘mal mit herein!«
    Das Röschen hat schon längst einen Korb mit der allerschmutzigsten Wolle parad gesetzt; den nehme ich und trete in das Lattenhäuschen – die Andern mir alle nach. Dort mache ich vorsichtig die hintere Klappe vom Wollteufel auf, schiebe die Wolle hinein und schließe wieder zu. Ich habe in meinem Leben so manches dumme Gesicht gesehen, aber so dumm wie damals, war mir’s noch nicht vorgekommen und habe auch nach der Zeit keines wieder aufgabeln können. Die Kerls wußten gar nicht, was sie aus mir machen sollten, guckten einander an, guckten mich an, guckten den Wollteufel an und wurden von Augenblick zu Augenblick immer consternalischer, und als nun gar der Wollteufel zu heulen und zu sausen anfing, da fuhren sie sammt und sonders zur Thür hinaus; denn Ihr könnt Euch denken, daß ich mich nicht garstig ins Zeug legt und an dem alten Kasten drehte, als hätte ich die ganze Himmelskugel in Gang zu erhalten.
    Dem da d’rin ist’s jedenfalls auch nicht ganz selig zu Muthe gewesen, denn kaum habe ich angefangen, so höre ich ihn zetern und lamentiren, daß es einen Stein erbarmen konnte, aber die Andern haben gedacht, es ist der Wollteufel. Da mache ich die Klappe ein Wenig auf und rufe hinein:
    »Wo ist die Schrift?!«
    Keine Antwort; ich drehe also weiter. Nach einer Weile frage ich wieder – keine Antwort, immer weiter drehe ich! Da endlich, als ich das zehnte oder zwölfte Mal frage, klingt’s:
    »Laß mich ‘raus, nachher will ich’s sagen!«
    Na, die Augen hättet Ihr sehen sollen, die jetzt gemacht wurden, als auf einmal der Wollteufel zu reden anfängt; ich aber drehe ruhig weiter. Da sieht denn der da d’rinne ein, daß keine Rettung ist, und als ich wieder frage, antwortet er:
    »In meinem Vater seinem Filzhut, unter’m Schweißleder.«
    »Gut Komm ‘raus!« rufe ich, mache die vordere Luke und drehe, daß die Wollsetzen wie ein Schneegestöber im ganzen Hofe herumfliegen.
    Da kommt er gekrochen – aber wie! Du meine Güte, war der Kerl zugerichtet! Von der Nacht im Wollteufel war er zusammengeschrumpelt wie ein Stück dreißigjähriges Kuhfleisch, wenn’s in’s Wasser kommt; die Ellbogen hingen bis an die Knie herunter, und der Rücken lag in einer richtigen Kometenbahn. Vom Regen war er durch und durch naß geworden, denn die beiden Spitzbuben hatten erst lange draußen herumspionirt, und nun hing ihm die Wolle auf dem Leibe, als wäre sie dort angewachsen.
    »Alle gute Geister!« schrie der Amtmann, »was ist denn das für ein Geschöpf?«
    Ich aber habe ihm gar keine lange Erklärung gegeben, sondern blos über den Hof hinüber gerufen:
    »Gak, komm ‘raus – leid’s nicht!«
    Da erhebt sich d’rin im Stalle ein Krawall, daß dem ganzen Gerichtspersonale die Haare über den Schimborasso hinüberfahren. »Hülfe, Feurio, Mordio!« schreit der Rosenbaum, und dazu trompetet der Gänserich wie ein afrikanischer Elephant, wiehert wie ein Pferd, brüllt wie ein Tiger, und als der alte Eberhardt die Thür aufmacht, da kugelt sich der Agent auf allen Vieren heraus und kann gar nicht in die Höhe kommen, weil der Erzvater Gak immer über ihm ist. Na so ein Gestrample und Gewälze! Da sieht der Vogel plötzlich den jungen Rosenbaum, der wie das lebendige Elend an der Schuppenthüre lehnt, und wer weiß, für was für ein Stück Vieh er ihn wegen der Wolle gehalten hat, kurz und gut, jetzt stürzt er sich auf ihn, fährt von ihm wieder hinüber zu seinem Vater, stößt in dieser Weise gakend, wiehernd und brüllend immer von Einem zum Andern; der alte Eberhardt will den Beiden zu Hülfe kommen, da fährt der Vogel auf ihn hinein, daß er

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