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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ullrich hatte heut meine Sorte nich, und da hab ich eenen Knorpel off deine Gesundheet trinken müssen. Matz, Matz, Mätzchen!«
    »Komm Jacob, komm! Mine kocht Sauerkraut, Sauerkraut, Sauerkraut!«
    »Mach mer keene Finte nich, Matz! Donnerstags giebts Sauerkraut, heute nich.«
    »Jacob, Jacob, ich will heirathen, heirathen will ich, hei, hei, heierkraut!«
    »Wart, itzt will ich der helfen, du Tausendgallee! Haste dich wieder ‘mal verplempert? Paß off, itzt komme ich!«
    Er läßt den Kleederschrank fahren und schießt ‘ne Lerche über dem Hausboden ‘nüber, so daß er mit dem Koppe an de Stubenthüre rennt und alle Staare und Gimpeln in der Stube laut offschreien.
    »Jacob, Jacob,« ruft Staar Nummer Eens, »ich will Sauerkraut heirathen, Sauerkraut!«
    »Guten Tag, Herr Stadtrichter!« schreit Staar Nummer Viere.
    »Willkommen, o se–eliger A–bend,« pfeift Gimpel Nummer Drei.
    »Potz Gurkensallat, Gur, Gur, Gurkensallat!« zürnt Staar Nummer Acht.
    »Wartet doch nur bis ich drinne bin, ihr Schwerenöther! Wo is denn heut nur de Klinke? Na, Mine, wenn de die aber etwa abgebrochen hast, da is der dein Brod gebacken! Immer muß mer bei euch Weibsen de Hand im Beutel haben. Bald zerbricht een Topp, bald eene Flasche, bald eene Schüssel, und nu gar noch de Klinke!«
    »Schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine, schmeckt, schmeckt, schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine?« fragt Staar Nummer Acht.
    »Alte Neugierde du; warum soll ihrs denn nicht schmecken! Na, das is erst sonderbar! Bin ich denn off eemal so kleene geworden, daß ich das Thürschloß eene Viertelelle über der Nase hab? Und wahrhaftig keene Klinke und ooch keen Schlüsselloch! Na, Mine, de dauerst mich, aber ich kann nich anders; heute setzt’s ‘was! Heiliger Gimpel, itze hab ichs! Das is ja de Angel! Nee so ‘was! Da bin ich an de verkehrte Seite gerathen, und da is weiter Niemand Schuld als der Knorpel und das alberne Leibschneiden! Endlich, da is de Klinke. Mine, ich hab se; ‘s is nu gut; ‘s setzt nischt! Matz, Matz, ich bin da; ich bin hinne; Matz, Matz!«
    »Jacob, Jacob, heut is Vogelschießen, Mine, Mine, Vogelschießen!« ruft Staar Nummer Drei.
    »Das wäre mir een Vogelschießen! Meine Paar Pfennige sind beim Taubenullrich sitzen geblieben, und de Mine giebt weiter Nischt mehr ‘raus.«
    »Vivat, Vivat, Vogelschießen, komm Mine; Jacob, komm, Jacob!«
    »Halt’s Maul, Racker, wenn ich der’s eemal sage, sonst machste mich falsch! Erst muß ich mich setzen, und dann kommt Ihr alle dran; aber hübsch ordentlich der Reihe nach.«
    Er tappte sich in seinen Schmollwinkel, drehte sich, als er mit dem Fuße an den vermeintlichen Großvaterstuhl stieß, mit der Kehrseite gegen die Wand, und –
    »Na, Ihr alle wißt, daß Eener, der so ‘nen leidlichen Affen hat, beim Setzen nich so hofmanierlich niedersäußelt wie een Tanzmeester, der seinen Schülern feine Condewiten beibringen will, sondern das Ding geht so: Erst macht mer de Beene breet, so wie ich es Euch itzt vormache; nachher spreizt mer de Arme aus eenander wie een Wegweiser, dem de Altersschwäche eene Viertelwendung links gegeben hat; dann macht mer de Oogen zu und legt de Ohren hintenüber wie een Ziegenbock, dem mer Meerettig off de Nase gebunden hat; sodann macht mer Anstalt zur Kniebeuge, aber so behutsam, ungefähr wie Eener, der mit eener Heerde Hühneroogen eene Buß,- Bet-und Passionsfahrt in de engen Stiefelschäfte machen will; zuletzt hält mer den Athem an und zieht de Stirne in de Höhe, um zu berechnen, in welche Himmelsrichtung das Meteor hinaus-oder hinuntercentrifugiren wird; endlich kommt een ahnungsvolles aber ungewisses Schwingen und Schweben zwischen den Wolken, und nu – Plumps! sitzt mer drin, wie der Fischerjacob im Wasserständer.«
    »Feuer, Feuer; ich verbrenne, ich ersaufe, ich erfriere, ich ersticke; u – hu – hu huuuuh!« brüllte er mit eener solchen Löwenstimme, daß droben de Mine dachte, de Welt wäre schon halb untergegangen und mit emporstehenden Haaren aus dem Bette sprang. Se hatte vergessen, den Deckel off den Ständer zu legen, und der Meester war also mit demjenigen Körpertheele, in welchem gewöhnlich de wenigsten mathematischen Kenntnisse stecken, in Folge des vehementen Plumpses so tief in das Wasser hineingerathen, daß der ganze, wie een Taschenmesser zusammengeknickte Körper in dem Bade stak und nur de Arme und de halben Beene oben ‘raus guckten wie Fühlhörner aus ‘nem Schneckenhause. Wie een Frosch am Teichrande,

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