Die Fastnachtsnarren. Humoresken
die Arme drei Stockwerk hoch in die Höhe wirft und Hut, Stock und Acten fallen läßt; der Amtmann will rasch nach den Papieren greifen, aber im Augenblicke hat ihn der wüthende Gänserich bei den Haaren; die andern Herren springen herbei, aber das war dem Vogel nun doch zu viel, so toll war man ihm noch nicht gekommen, und so entfaltete er seine ganze Gloarie, wie die Franzosen sagen, flog in die Höhe, sprang von Einem zum Andern, hieb, biß und kratzte wie ein Teufel und ließ sie gar nicht zu Athem und Besinnung kommen, so daß sie, immer übereinander stolpernd und stürzend, sich durch die Hinterthür und den Flur auf den Marktplatz drängten, der Amtmann, der Assessor, der Registrator, der Stadtrichter, der alte Eberhardt, die zwei Rosenbäume und der Gänserich tapfer hinter ihnen her. Alle Fenster werden aufgerissen, aus allen Thüren strömen die Menschen herbei, aber immer fort geht die wilde Jagd über den Platz hinweg und drüben beim Stadtrichter hinein; nur die Rosenbaums haben sich wo andershin verduftet. Der Gänserich aber hat die Schlacht gewonnen, kehrt um, spannt die kahlen Flügel auseinander und kommt mit einem wahren Bärentrotte stolz und triumphirend zurückgaloppirt, dreht sich an der Thür noch einmal um, brüllt ein dampfpfeifenartiges und herzzerreißendes: »Gak – gak – gakgackgackgackga–a–a–ak!« und ist dann im Innern des Kriegsschauplatzes verschwunden.
Ich habe mir gar keine Zeit genommen, das Alles so richtig zu beobachten, denn kaum ist das wüthende Heer zur Thür hinausgewesen, so bin ich über den Zaun gesprungen und durch den Garten in Rosenbaums Haus gegangen. Dort habe ich mir ein Paar Hausleute als Zeugen mit in die Wohnung des Agenten genommen und auch gleich den Hut gefunden und die Schrift darin.
»Was es nun gegeben hat, das könnt Ihr Euch denken. An der Gänserichschlacht ist der Eberhardt schuld gewesen, weil der den Stall aufgemacht hat; der hat eine Nase gekriegt, drei Gassen lang. Die Rosenbaums haben nicht leugnen können und sind eingesponnen worden. Wo’s besser ist, dort, oder beim Wollteufel und Gänserich, das haben sie uns später nicht gesagt. Das Röschen und ich, wir sind ein Paar geworden; Gak hat den Spaß noch fünf Jahre überlebt und am Jahrestage allemal eine Exrtradelicatesse bekommen; in welchem Alter er verstorben ist, das ist in keiner Chronik zu finden; vielleicht lebt er, wie Ahaspharus, als ›ewiger Gänserich‹ fort. Und der Wollteufel? Dem ist’s eigenthümlich gegangen: Als ich das Geschäft übernahm, wollte der Multum nicht mehr gehen, ich schaffte also Jaquardmaschinen an und habe aus dem alten Kasten meinen Jungens und Mädels ein Wiegepferd machen lassen, zwei Ellen lang, anderthalbe hoch – – – je älter der Teufel wird, desto besser ist er zu etwas Lustigem zu gebrauchen!«
Im Wasserständer
Humoreske. […] K. May
Na also, da legt ‘mal de Karte weg, und du da hinten in der Hölle, klappere nich so mit der Kohlenschaufel, sonst könnt ihr off die Geschichte meinetwegen warten bis se wieder eingefroren is. –
Ich habe bei vielen Meestern gearbeitet; aber bei keenem Eenzigen von ihnen bin ich so lange geblieben wie beim Fischerjacob. Er war een kleenes, dürftiges Männel und stak so voller Gutmüthigkeet und Aufrichtigkeet, daß een prächtiges Auskommen mit ihm war. Seine Frau hieß mit ihrem Taufnamen eegentlich Wilhelmine; aber weil se de halbseidenen Schürzen so gern hatte, hieß er se nich anders als seine halbseidene Mine. Gewöhnlich war se een altes, gutes Schaf und trübte mit Vorsatz gewißlich keen Wässerchen; aber wenn se eemal in de Raasche gekommen war, so mußte mer ihr vorsichtig aus dem Wege gehen; denn dann ging ihre Plapper wie ‘ne Dreckschleuder, und wer nich machte, daß er so rasch wie möglich fort kam, der konnte sich immer off een Graupelwetter gefaßt machen.
Sie lebte mit ihrem Jacob ganz gut und glücklich; aber so een kleenes Achtelchen hatte se doch ooch in der Hauskreuzlotterie gewonnen, und daran waren de Staare und Gimpeln und der weiße Pommeranzen Schuld.
Der Meester war nämlich een großer Vogelliebhaber, hielt es besonders mit denjenigen Vogelarten, denen man ‘was anlernen kann und hatte deßhalb immer so een zwölf bis sechzehn Stück Staare und Gimpeln stecken. Da stand er denn nu oft mitten in der Nacht, wenn Alles so hübsch ruhig und stille war, off, holte sich ‘nen Gimpel ‘noff in de Kammer, kroch dann wieder ‘nein ins Bette und setzte den Bauer
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