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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so hielt er das off-und zuklappende Mundwerk über dem Wasser, um nach Luft zu schnappen; de Kälte fuhr ihm von dem Wirbel an immer über den Buckel hinunter bis in de Hämorriden hinein, und seine unbeschreibliche Stellung erloobte ihm nich de geringste Anstrengung, sich aus der omineusen Mausefalle zu befreien. Der Inhalt des Ständers war natürlich übergelaufen, hatte de ganze Stube überschwemmt und Alles, was off der Diele lag, unter Wasser gesetzt.
    »Mine, Mine, meine gute, liebe, halbseidene Mine, Hülfe, Hülfe!«
    »Mine kocht Sauerkraut, Sau, Sau, Saurathen, ich will saurathen!« rief Staar Nummer Eens.
    »Halt’n Schnabel, Staar der de bist, mit deinem heirathen. Mine, Mine!«
    »Mach die Augen zu, mach die Agen zu, o Jüngling, liebst du deine Ruh!« pfiff Gimpel Nummer Viere.
    »Mine, komm zu deinem Jacob; ich kann nich pochen; ich stecke im Wasserfaß!«
    »Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands,« pfeift Gimpel Nummer Eens.
    »Mine, mach doch nur; de Stube schwimmt!«
    »Die Milch läuft über, Herr Pastor, die Milch läuft über!« ruft Staar Nummer Zwee.
    »Hol der Kukuk deine Milch, du Esel von eenem Staare! Mine, Mine, Mine!«
    »Goldne Abendsonne, wie bist du so schön! Nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich sehn,« pfeift Gimpel Nummer Sechs.
    »Nee über so een Weibsen! Die schläft, als hätte se ‘s gepachtet. Die hört nich, die sieht nich, die fühlt nischt, und ich muß jämmerlich ersaufen, wenn se nich bald macht, daß se ‘runter kommt. Na, das ist der letzte Knorpel, den ich getrunken habe, wenn ich überhaupt das Unglück überlebe!«
    »Stille Nacht, heilige Nacht; Alles schläft, einsam wacht,« pfeift Gimpel Nummer Zwee.
    »Wenn de nu nich bald offhältst mit deiner infamen Fopperei, so komme ich hin, Gimpel du!«
    »Komm her, Jacob, komm doch her!« ruft Staar Nummer Eens.
    »Ja, wenn ich nur könnte, ihr heilloses Volk ihr; da sollte euch das Necken schon vergehen! Mine, Mine, meine aller-allerbeste, halbseidene Mine!«
    »Schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine, schmeckt das Pfeifchen?« fragt Staar Nummer Sechs.
    »Nee, nu wird mers zu tolle mit deiner Frau Rosine, du Schindernickel du! Ich halt’s nich mehr aus in dieser vermaledeiten Klemme. Das Wasser is mer innerlich schon ‘roffgestiegen bis in de Gurgel; wenn’s bis ins Gehirne kommt, schnappe ich über, Mine, Mine, o meine Mine!«
    Seine Lage wurde wirklich immer schlimmer; denn der Ständer war oben eng und unten weit, und so rutschte er immer tiefer ‘nein. Der Rausch war schon längst verflogen; es schüttelte ihn am ganzen Körper, und es war ihm zu Muthe, als ob er wie een Häufchen Salz im Wasser aus eenanderloofen müsse. Der Mordspectakel da unten in der Stube hatte mich offgeweckt, und ich stieg de Oberbodentreppe ‘nunter, um nachzusehen, was es gäbe. Da fand ich denn de Meestern, wie se vor der Thüre stand und horchte. Se hatte sich de Geschichte gleich richtig zusammengereimt und errathen, in welchen Sperrsitz ihr Liebster gerathen war; aber se hatte ooch ihre guten Gründe, den Alten noch een Bischen verzappeln zu lassen.
    »Wilhelm, sind se ooch da? Mein Mann steckt im Wasserständer und kann alleene nich wieder ‘raus. Der muß heute Trumpf zugeben, sonst laß ich ihn stecken!«
    »Mine, Mine!« riefs drinne immer wieder. »Ach hätt ich doch nich geheirathet; eene Andre hätte mich schon lange ‘rausgezogen!«
    »Madle ruck, ruck, ruck, Madle ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite,« pfiff Gimpel Nummer Fünf.
    »Willste gleich ruhig sein! Das verwünschte Viehzeug bringt mich noch um, ehe ich den letzten Rutscher tanze! Mine, meine herzallerliebste goldne Mine!«
    »Wenn ich mich nach der Heimath seh’n, wenn mir im Aug’ die Thränen stehn,« pfiff Gimpel Nummer Sieben.
    »Was willste nur mit deiner Heimath? Bis doch froh, daß de wenigstens im Trocknen bist! Mine, Mine, ach komm doch nur! Wenn ich nur dies eenzige Mal noch pochen könnte, ich wollte in meinem ganzen Leben nich wieder pochen!«
    »Is das wahr, Jacob?« fragte da nu endlich de Meestern haußen vor der Thüre.
    »Mine, biste da? Komm nur rasch ‘rein; es geht mer sonst ans Kamisol!«
    »Wenn de nich mehr pochen willst, da ziehe ich dich raus, anders aber nich!«
    »Komm nur! Ich poch mein’ Seel’ nich wieder.«
    »Und deine Vogeln bringste mer nich mehr in de Kammer, wenn ich schlafen will!«
    »Das geht nich, Mine, beim besten Willen nich! Ich muß se in der Kammer anlernen, weil se in der Stube irre

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