Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ist richtig, das müssen wir ihm sagen!« ertönte es im Kreise.
    »Und hört Ihr, dabei können wir den Langenbergern endlich einmal Eins auswischen, die unserer Gemeinde immer in den Haaren liegen!«
    »Jawohl, jawohl! Die Schlacht muß bei Langenberg geschlagen werden!«
    »Schreit doch nicht so fürchterlich!« mahnte der Wirth, welcher eben jetzt eintrat. »Die Herrschaften haben gegessen und wollen nun schlafen gehen. Was habt Ihr denn mit den Langenbergern?«
    »Komm, Werner, setze Dich einmal her! Du sollst uns einen großen Gefallen thun!«
    »Was denn für einen?«
    »Wir mögen hier von der Schlacht nichts wissen, weil uns dabei Alles zu Grunde gehen wird!«
    »Zu Grunde gehen? Ihr redet wie Ihrs versteht, ich aber muß das besser wissen! Der Schaden, welchen wir für den ersten Augenblick haben werden, hat ganz und gar nichts zu bedeuten. Unsereiner weiß ja Alles schon im voraus, und so will ich Euch sagen, wie es wird: Von rechts kommen die Franzosen herüber und werden geschlagen; von links kommen die Russen herein und werden geschlagen; die Franzosen zahlen fünf Milliarden, und die Russen zahlen fünf Milliarden und von diesen zehn Milliarden bekommt ein Jeder von uns so viel, als er Vergütung ansetzt. Der Bismark und der Moltke haben bei mir gewohnt, und wenn ich nun gar noch den Plan mit fertig mache, so werden sie schon dafür sorgen, daß wir nicht schlecht wegkommen. Bei zehn Milliarden kommt es auf ein paar Tausend Mark mehr oder weniger nicht an; ich werde ihnen das morgen schon zu verstehen geben!«
    »Das ist Alles ganz gut, aber es gibt dabei noch Mehrerlei zu bedenken. Wenn die Turkos und Zuaven kommen und dann noch die Kosaken und Mongolen, dann ist ja das Kind im Mutterleibe nicht sicher. Man hat gehört, wie es zugegangen ist, und Du hast doch auch Weib und Kind, Werner!«
    »Ja, das ist wahr; von dieser Seite habe ich mir die Sache noch gar nicht angesehen!«
    »Und das wäre doch eigentlich so ein richtiges Meisterstück von Dir, wenn Du den großthuigen Langenbergern die Schlacht zuschwenken könntest mit Allem, was d’rum und d’ran hängt. Denen könnten ein paar Hundert Turkos und Mongolen gar nichts schaden! Und wir würden es Dir ganz gewiß großen Dank wissen!«
    »Das läßt sich hören! Und den Langenbergern bin ich ja auch nicht grün. Aber ich will mir die Sache doch erst einmal richtig überlegen. Eine Schlacht hat auch ihr Gutes, besonders für einen Gasthof. Der Ort wird berühmt, und noch nach vielen Jahren kommen die Fremden herbeigelaufen, um sich die Gegend anzusehen.«
    Dieses Argument kam den Absichten der Andern nicht willkommen. Es erhob sich ein lebhaftes Hin-und Wiedersprechen, und man drang mit Bitten und Vorstellungen so lange in den Wirth, bis er seine Zustimmung gab.
    »Nun gut, Ihr sollt Eueren Willen haben: die Schlacht kommt nach Langenberg. Aber Ihr dürft bei Leibe vor der Zeit nichts ausplaudern!«
    »Das versteht sich ganz von selbst. Was gesprochen worden ist, das haben wir unter uns geredet. Und fertig bringen wirst Du’s wohl auch; Du bist ja der Mann dazu!«
    »Habt nur da keine Sorge! Ich werde die beiden Herren so sachte von hinten herumkriegen, daß sie gar nichts merken. Gründe werde ich mehr als genug finden; ich verstehe mich ja auf den Krieg, denn ich habe meine Bücher darüber!« –
     
    Es war schon ziemlich spät, als der Letzte der Gäste das Haus verließ und Werner mit den Seinen sich zur Ruhe begeben konnte. Der Abend war ein sehr lebhafter für ihn gewesen, und die Aufregung hielt noch lange Zeit den Schlaf von seinen Augen fern. Doch war er wohl nicht die einzige Person, welche munter blieb. Auch Lisbeth war auf ihr Stübchen gegangen, doch nur auf eine kurze Dauer, denn als sie annehmen zu können glaubte, daß sie Niemandem mehr begegnen werde, schlich sie sich hinunter und trat durch die leise geöffnete Thür hinaus in das Freie.
    An demselben Tische, an welchem der Wirth heut seine politische und kriegerische Weisheit offenbart hatte, saß Einer, welcher sich jetzt erhob, auf das Mädchen zutrat und sie ohne alle Einleitung beim Kopfe nahm und recht herzlich küßte.
    »Guten Abend, Lischen. Hast mich heut doch recht lang warten lassen.«
    »Sei nicht bös darüber, Anton; ich kann nicht dafür! Wir haben zwei Gäste bekommen, zwei Gäste, sag ich Dir, die Du in Deinem ganzen Leben nicht errathen würdest!«
    »Das ist möglich, denn in der Welt gibt es so viele Leute, daß ich sie nicht alle kennen kann. Und noch

Weitere Kostenlose Bücher