Die Favoritin
mehrten, die fette Papa { * } in der Erde ihre Knollen bildete, die schweren duftenden Glocken der Daturas erblühten, die Orchideen und die Kantutas aufbrachen und tausend andere Blumen, deren Name Euch nichts sagt.
Trotz gewisser Erschütterungen war diese Periode nahezu, was sie in meiner Erinnerung bleibt: eine gesegnete Zeit unter anderen …
Ihr entsinnt Euch gewiß, Pater Juan, daß Almagro nach unserem Aufbruch von Ollantaytambo unsere Stadt Cuzco den Pizarros, Hernando und Gonzalo, entrissen hatte? Unsere Spione nun meldeten, daß Gonzalo und Villalcázar aus der Festung Sacsahuaman entkommen waren und daß Almagro sich schließlich bereit gefunden hatte, Hernando freizulassen.
»Mit allen Pizarros gegen sich ist Almagro verloren«, sagte Manco. »Sie wollen Cuzco, sie werden es kriegen, und obendrein die Haut des Einäugigen.«
Genau das geschah im darauffolgenden Frühling. Die Erde tränkte sich mit dem schönen roten Blut Eurer Landsleute und lag voller Seide und Samt, Stahl und Leichen. Hernando in seinem Zorn besiegte Almagro.
Als die Schlacht geschlagen war, stürzten unsere Leute, die von den Höhen den brudermörderischen Totentanz genossen hatten, von den Hügeln herab und ließen die Gefallenen nackend zurück. Die Totenwäsche überließen sie den Geiern.
Der kranke, gichtgeplagte und von langjähriger Syphilis ausgezehrte Almagro wurde abgeurteilt und im Kerker erdrosselt. Den Leichnam enthauptete man auf dem großen Platz zu Cuzco. Dann warfen sich Hernando und seine Offiziere in Trauerkleider und bestatteten ihn sehr christlich.
Als Manco erfuhr, was geschehen war, betrank er sich. Ich glaube, auch wenn er es nicht zugab, er bereute, daß er Almagros ausgestreckte Hand verschmäht hatte, und er bewahrte dem Einäugigen noch immer einen Rest von Zuneigung.
In jener Nacht sah ich im Traum Martin de Salvedra. Er war hier, in unserer Stadt, und umarmte mich. Der Traum war mir ein Rätsel. Martin hatte mich körperlich nie angezogen. Zugleich war ich erleichtert: ich glaubte nun fest, Martin sei dem Untergang entronnen.
Nach Almagros Tod trieb es Manco noch wilder. Daß Cuzco aufs neue in der Hand der Pizarros war, machte ihn rasend. Er vervielfachte die Strafexpeditionen, wagte sich immer weiter vor, ohne auf Gefahren zu achten. Seine Verwegenheit trug ihm mehrere Rückschläge ein. Bei der Heimkehr hielt er sich an den Gefangenen schadlos, berauschte sich mit Chicha und verbrauchte eine Menge Frauen, sehr junge, schöne und auch nicht schöne. Auf die Zahl kam es an, um sich von seinem Haß zu leeren, aber der Haß blieb und zehrte ihn aus wie ein böses Tier.
Ich war es leid, Pater Juan!
Leid der Lage, in der Manco sich verschanzte, leid zu zittern, wenn er aufbrach, leid der barbarischen Genüsse bei seiner Rückkehr, die für ihn die Exekutionen darstellten. Sich an Blut zu weiden ist nicht eben das Glück für eine Frau!
Und ich drehte mich im Kreis, entdeckte, daß diese Stadt, das teure Sinnbild unserer Freiheit, in Wahrheit ein Gefängnis war, dem nur meine Gedanken wie Vögel entfliehen konnten. Sie ließen es sich nicht nehmen.
In der gegenwärtigen Situation erschien mir eine Rückeroberung des Reiches aussichtslos. Manco und ich hatten einst daran geglaubt. Ich glaubte nicht mehr dran. Und er? Er hatte großen Edelmut und einen ungeheuren Heroismus aufgebracht, sich den Conquistadoren entgegenzustellen, ihre Regeln abzulehnen und, koste es was es wolle, den schönen Teil unserer Seelen zu bewahren. Aber der Kampf, den er jetzt führte, war nur noch blindwütiger, mörderischer Widerstand, eine fast animalische Erbitterung, einzig darauf versessen zu beißen.
Da keine kriegerische Trunkenheit mich beseelte, wandte ich mich dagegen: Warum konnte man, anstatt sich an Alpträume wie an Träume zu klammern, nicht die Augen auftun, sich der Wirklichkeit stellen und versuchen, daraus Nutzen zu ziehen?
Im Lauf der vergangenen Jahre hatten die Spanier zu viele Bündnisse mit den Vertretern unserer Rasse geschlossen. Sie hatten sich längst haltbar eingenistet, sie waren zu zahlreich, das Kräfteverhältnis stand zu ihren Gunsten. Allerdings mußten sie mit uns rechnen, und Mancos Aktionen störten ihre Pläne erheblich. Daher begann Pizarro gewisse Gerüchte auszustreuen, denen zufolge er bereit wäre, sich mit uns zu einigen, wohl wissend, daß die Botschaft uns zu Ohren käme.
Als unsere Spione uns diese Friedensangebote zum erstenmal übermittelten, biß Manco vor Wut in
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