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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Fragend schaute sie Benny an.
    »Ich habe nichts gesagt. Aber ich glaube, er ahnt etwas.«
    »Sie werden überall Posten haben«, sagte Gin. »Nur für den Fall, dass Benny heute doch noch nach draußen geht. Oder du. Oder irgendwer. Wenn Oliver rausgeht, werden sie wissen, dass er hier war. Wie soll er das erklären?«
    »Und wie soll er erklären, dass er nachts nicht in seinem Zimmer war?«, erkundigte sich Leslie spöttisch. Sie rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Ihre Haare standen nach allen Richtungen ab. »Spätestens morgen steckt er in Schwierigkeiten.«
    Gin ließ den Herd allein, kam zu Benny und nahm sein Kinn in die Hand, um sein Gesicht zu betrachten. Er ließ es ohne Gegenwehr geschehen.
    »Haben sie dir wehgetan?«
    »Nicht so schlimm.« Er schaute zu Oliver hinüber. »Was macht er eigentlich hier?«
    »Stören«, sagte Oliver. »Eine blöde Frage.«
    »Er hat uns Bescheid gesagt«, warf Gin ein. »Wegen dir und Alasdair.«
    »Oh«, machte Benny und dachte einen Augenblick lang nach. »Raffiniert«, sagte er dann. Seine Stimme klang noch immer nicht wie sonst.
    »Was?«, fragten Gin und Leslie gleichzeitig.
    »Na ja. Er warnt mich, obwohl er weiß, dass ich ihm kein Wort glauben werde, dann rennt er hierher und tut so, als würde er Hilfe holen, und dann …«
    »Falls es dir nicht aufgefallen ist«, bemerkte Oliver. »Ich habe nicht getan , als würde ich Hilfe holen. Ich habe Hilfe geholt.«
    »Für den Fall, dass ich nicht rede«, sagte Benny. »Oder für den Fall, dass ich nicht genug weiß.«
    Sie starrten einander an. Oliver war ungeheuer bleich, quer über seine Stirn verlief eine Ader, die deutlich hervortrat. Niemand sagte etwas.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Oliver dann. »Ich gehe.« Er stand auf und ging zur Tür.
    »Warte«, sagte Leslie.
    Er ging einfach weiter.
    »Warte!«, rief sie, lief hinterher und packte ihn am Arm. Wie erstarrt blieb er stehen.
    »Ist es so?«, fragte sie. »Bist du deshalb hier? Ist es …«
    »Verdammte Scheiße«, zischte er, fuhr herum und starrte auf sie hinunter. Auf einmal war zwischen den beiden eine Spannung, wie Benny sie bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Als wären sie allein auf der Welt. Ihm war, als müsste er aus Anstand wegschauen, weil es ihn nichts anging.
    »Ich habe so die Schnauze voll davon, ein Arschloch zu sein, Leslie! Dabei bin ich keins. Ich … nein, ich bin keins. Ich will nur – scheiße, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich will. Ich will, dass da …« Sein Gesicht verzerrte sich. »Dass da mehr ist«, stieß er hervor. »Mehr als die Frage, wie man irgendwie die Zeit rumbringt. Mehr als Geborenwerden und Sterben und dazwischen das Problem, wie man irgendwie die Zeit totschlägt. Mehr als Geld. Mehr als … nichts. Ich halte das nicht aus! Wenn da nicht mehr ist, halte ich das nicht aus! Ich weiß nicht, was ich dann machen soll. Mir ist das so egal. Firma. Geld. Alles. Es ist mir so egal!« Seine Stimme war rau. »Verstehst du?« Er starrte auf sie hinunter. »Verstehst du das?«
    Sie war ganz ruhig und schaute zu ihm hoch. »Und du glaubst, da kann ich dir helfen?«
    Oliver packte sie an den Schultern, als wollte er sich an ihr festhalten. »Ja. Oder nicht? Grau. Benny. Der Zirkel. Der … Kelpie. Es ist ein Kelpie, oder? Das Pferd im See? Da ist doch wirklich ein Kelpie? Und Benny – er hat doch mit irgendetwas geredet, vorhin, das ich nicht sehen konnte? Bei den Gärten? Spanisch-Vokabeln, dass ich nicht lache! Da ist etwas. In diesem Tal. Da ist etwas mit dir. Du weißt etwas. Da ist mehr. Ich bin doch nicht blind. Da ist doch etwas?«
    Lange hielt Leslie seinem Blick stand. Es sah aus, als würden seine Augen glühen. Er machte Benny richtig Angst.
    »Ja«, sagte sie schließlich schlicht.
    Er ließ sie los. »Gott sei Dank«, flüsterte er auf Deutsch. »Gott sei Dank.« Wie ein Blinder tastete er sich durch die Küche, sank auf die Bank, legte das Gesicht in beide Hände und flüsterte wieder: »Gott sei Dank.« Seine Schultern zuckten. Zuerst glaubte Benny, er würde weinen. Dann nahm er die Hände weg. Er lachte. »Ein Kelpie?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie reglos.
    »Gott sei Dank. Ein verdammter – ein Kelpie. Himmel. Und … Kobolde, ja?«
    »Mehr, als gut für irgendjemanden wäre.«
    »Geister?«
    »Auch.«
    »Feen?«
    »Tausende.«
    »Tausende«, wiederholte er andächtig. »Tausende!«
    »Es ändert nicht so viel, weißt du?« Leslie verzog das Gesicht. »Es sind halt … Wesen, die es

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