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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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abgestempelt.«
    »Na siehste? Schlechtes Gewissen. Zeig mal.« Oliver nahm ihm den Brief weg und wog ihn prüfend in der Hand. »Na, entweder seitenlanges Geflenne darüber, dass du jetzt so einsam und verlassen und so weiter, oder mindestens fünfzig Pfund in Zehnern.«
    »Mach ihn auf, wenn du allein bist«, riet Richard. »Wenn es keiner sieht, war es ein langer Brief. Wenn jemand zuschaut, musst du das Geld beim Blakefield abgeben.«
    »Rutherford«, korrigierte Oliver. »Bei der Rutherford.«
    »Ach, stimmt ja. Die Direktoren wechseln in letzter Zeit so schnell wie Callahans Mädchen.«
    Drohend hob Callahan, der schon wieder ganz vergnügt aussah, eine Faust.
    »Er kann so viel Geld schicken, wie er will.« Benny schob den Brief wieder in die Tasche. »Für mich ist er gestorben.«
    »Darauf einen Orangensaft«, sagte Oliver und schenkte ihm aus dem Krug ein, den Felix gerade an den Tisch brachte. »Meine Alten können mich auch mal.« Er goss sich selbst ebenfalls Saft ein, beiden nur zwei Fingerbreit. »Einen Doppelten auf die Eltern, die uns mal können. Callahan, trinkst du einen mit? Auf Meagan, die Vergessliche?«
    »Morgen«, brummte Callahan. »Falls sie morgen nicht geschrieben hat, dann trink ich einen mit.«
    »Ein Mann, ein Wort.« Oliver hob das Glas.
    Nach kurzem Zögern hob Benny das seine ebenfalls. Sie stürzten den Saft hinunter, und seltsamerweise brannte er in der Kehle und hinterließ eine Spur Wärme. Er musste lachen.
    »Siehste«, sagte Oliver selbstzufrieden. »Hilft immer.«
    Im Technikunterricht, einem der optionalen Kurse, stieß Benny an seine Grenzen. Zwar half ihm Oliver, der sich als wahres Ass entpuppte, aber der Kurs baute auf einem im Vorjahr auf und setzte einiges Grundwissen über Statik voraus, das Benny nicht besaß. Sie experimentierten mit kühnen Hausentwürfen, und Benny hatte weder mathematisch noch intuitiv nennenswerten Zugang dazu. Was immer er entwarf, stürzte laut Oliver und den anderen spätestens ein, wenn ein größerer Hund an die Wand pinkelte.
    »Vielleicht ist Maschinentechnik eher was für dich«, schlug Oliver am Ende der Stunde vor. Er hatte angefangen, einen Bungalow auf Stelzen zu entwerfen, den er für unbedingt erdbebensicher erklärte und der im Falle einer Flut mit einem Dutzend einfacher Handgriffe zum hochseetauglichen Hausboot umfunktioniert werden konnte.
    »Vielleicht ist Technik überhaupt nichts für mich«, seufzte Benny, als sie von den Werkstätten zur Burg zurückschlenderten. Es regnete nicht, aber in der Luft lag genügend Feuchtigkeit, um die Haut klamm werden zu lassen. »Hast du jetzt auch Französisch?«
    »Gott bewahre, wer braucht denn das? Nein. Chinesisch.« Oliver verdrehte die Augen, hob im Gehen einen kleinen Stein auf und warf ihn über die halbhohe Mauer, hinter der die ausgedehnten, aber momentan triefnassen Burggärten lagen. »Die Firma meiner Eltern unterhält wichtige Geschäftsbeziehungen nach Tokio, und Japanisch wird hier nicht angeboten. Also lerne ich immerhin eine asiatische Sprache und eigne mir Japanisch nebenher an.«
    »Nebenher«, wiederholte Benny.
    »Na, am Wochenende gibt es eine Arbeitsgruppe dafür.«
    »Also sprichst du Chinesisch und Japanisch?«
    »Leidlich.« Olivers zahnblitzendes Grinsen ging von einem Ohr bis zum anderen. »Was sprichst du noch außer Französisch und Englisch – und Deutsch natürlich?«
    »Spanisch. Bisschen.«
    » Hombre , du denkst nicht wirtschaftlich. Oder willst du den südamerikanischen Markt erobern? Da gibt es nicht viel zu holen. Chinesisch ist die Sprache der Zukunft! Der asiatische Raum will annektiert werden! Beziehungsweise er überschwemmt uns. So oder so: An dem kommen wir nicht vorbei.« Oliver grunzte, und wenn sich Benny nicht irrte, stand Abscheu in seinen Augen. »Du willst nicht in die Wirtschaft, richtig?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Gut so. Ich habe seit meiner Geburt so eine Ahnung , dass ich die Firma meiner Eltern übernehmen werde. Genauer gesagt führt kein Weg daran vorbei. Ich bin ja der einzige Nachkomme. Da hat Richard es gut, die Erwartungen verteilen sich auf sieben Brüder.«
    »Sieben!«
    »Na, er ist der siebte.«
    Beeindruckt stieß Benny die Luft aus. »Und was haben deine Eltern für eine Firma?«
    »Wenn man es auf das Wesentliche reduziert: Papierfabrikanten.« Oliver grinste. »Komm, sag schon, das ist aufregend, oder?«
    »Ich kann mich kaum halten.«
    »Sag ich doch.« Sie stießen eine kleine Tür auf und betraten die Rote

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