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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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heran. Er wusste genau, in welchem der vielen Winkel der Tasche die Schokolade steckte. Es gab welche in blauem Papier und in rotem und goldenem. Natürlich würde er nur eine nehmen. Aber welche? Die Entscheidung war herrlichherrlich! Solange er noch keine genommen hatte, konnten sie alle seins sein. Das gefiel ihm sehr.
    Als er an Schlupp-Schlupps Füßen anlangte, fiel ihm auf, dass die schönen Bänder an den Schuhen ganz ordentlich und fest zusammengebunden waren. Rasch befreite er sie, dann wandte er sich wieder der Rückentasche zu. Da war vorn ein Fach, das die Kiefer fest zusammengebissen hatte. Aber Sil wusste, dass es nicht gut half, wenn man versuchte, die kleinen Zähne auseinanderzudrücken. Nein, er war schlau und gut und wusste, dass es einen Trick gab. Da war ein kleines, baumelndes Stück Metall, an dem man ziehen musste. Leider knurrten die Zähne dann manchmal, wenn man es zu schnell tat. Also machte er es ganz langsam. Ein bisschen knurrten die Zähne trotzdem. Aber zum Glück machte Schlupp-Schlupp weiter Klick-klick, und unter dem langen Tisch standen viele Kästen, die laut brummten. Niemand hörte das Knurren der Zähne, und Sil lachte sie ein bisschen dafür aus, ganz leise. Als daraus ein Kichern werden wollte, biss er es entzwei und schluckte es hinunter.
    Endlich waren die Zähne besiegt. Mit zitternden Händen beugte sich Sil in die Tasche und griff hinein. Blau, rot und golden funkelte es ihn an! Duft! Überwältigender Schokoladenduft! Und wie herrlich würde er sein, wenn Sil das Papier aufriss und ihn freiließ, diesen Duft! Finden, auspacken, Duft freilassen, hineinbeißen … alles am Schokoladeessen war schön, außer Schokolade gegessen zu haben, weil sie dann weg war, aber daran wollte er jetzt nicht denken.
    Mit großer Sorgfalt wählte Sil ein Stück Schokolade in goldenem Papier aus. Es war groß und schwer, aber er war stark, und er zog es fast geräuschlos heraus. Nichtjetzt, ermahnte er sich streng, nichtjetzt! Erst musste er es in Sicherheit schleppen, hinter den Bücherstapel. Vor lauter Aufregung musste er ein zweites Kichern zerbeißen, dann noch eins.
    Und dann hätte er noch eins zerbeißen müssen. Das tat er aber nicht, weil es zu schnell war. Es flutschte ihm durch seine zu spät zuschnappenden Zähne und stieg auf, entfaltete sich und gackerte laut durch die Luft. Entsetzt starrte Sil ihm hinterher. Nichtgut!
    Aber es war schlimmer als Nichtgut. Weil nicht Schlupp-Schlupp es hörte. Das heißt, er hörte es vielleicht auch. Aber das war nicht das Schlimme. Das Schlimme war, dass ein fettes Krötengesicht über der Tischkante auftauchte. Ein fettes, graugrünes Krötenkoboldgesicht mit breiten Kiefern, die mahlten, als würden sie noch auf dem Windmädchen herumkauen, das sie verschlungen hatten. Hervorquellende, trübgelbe Augen starrten Sil an. Darin war eine geschlitzte Pupille, schwarz und ausgefranst und schrecklich.
    Vor Angst schrie Sil laut auf, ließ den Schokoriegel fallen und floh. Er floh auf die einzige Wärme in diesem Zimmer der Bücher zu. Das war die Heizung. Nicht in die Heizung, hörte er eine mahnende Stimme, niemals in die Heizung, aber er war wie irre vor Angst.
    Es war ein großes Glück, dass er nicht über ein Feuer in die Heizung einzudringen versuchte, sondern von draußen. Denn so fing er sich nicht in den brennenden Gasen darin, sondern rannte einfach nur mit voller Wucht gegen den glänzend weißen Heizkörper, stieß sich schrecklich den Kopf und verlor das Bewusstsein.
    Mitten in Bennys Gedanken hallte ein Kichern hinein, zugleich kindlich und heiser, dann ein Schrei. Verwundert hob er den Kopf. Es hatte geklungen, als sei es ganz nah, und zugleich, als wehte es aus ungeheurer Entfernung an sein Ohr. Blinzelnd schaute er sich um … und begegnete dem starren Blick von Miss Fish, die hinter dem Tresen stand. Zuerst glaubte er, sie starre ihn an, doch das tat sie nicht. Sie starrte auf einen Punkt neben ihm, den Mund offen und rund, als hauche sie ein lautloses »Oh!«. Offenbar bemerkte sie seinen Blick, ganz kurz schauten sie einander an, dann wandte sie sich eilig ab und vertiefte sich wieder in die Daten auf ihrem Monitor.
    Hastig fuhr er herum und schaute auf den Bildschirm. Dort war ein Browserfenster offen. William Davenport Glenshee Castle hatte er bei Google eingegeben, die Ergebnisse waren zu vernachlässigen, und von dort drüben aus konnte sie wohl kaum sehen, wonach er suchte. Trotzdem war ihm unwohl. Er fing einen Blick

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