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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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nicht. Vielleicht kämst du ihm sogar in die Quere, wenn du dich jetzt auf die Jagd machst, und am Ende geht etwas schief, und es ist deine Schuld.«
    Leslie betrachtete sie. In Gins Gesicht stand jetzt blanke Angst. Und offenbar begriff sogar Leslie, dass diese Angst ihr galt und berechtigt sein mochte. Ob ihr das Ungeheuer etwas anhaben konnte oder nicht, wussten sie nicht, aber wenn, dann ging es um mehr als nur um Leben und Tod. Dann ging es darum, dass man Leslie sinnlos brabbelnd im Moor herumwandern sehen mochte, oder sie ertrank mit dem Gesicht in einer zwei Zentimeter tiefen Pfütze. Oder sie saß mit leerem Blick auf einem Baumstumpf und versuchte, ihre Füße zu essen. Das war kein Witz. Felix hoffte inständig, dass Leslie das begriff. Sie konnte entsetzlich stur sein.
    »Mach, was du willst«, sagte Gin wütend, als Leslie nicht antwortete. »Aber bevor du irgendeinen Unsinn anstellst, redest du mit Alasdair. Ich bestehe darauf.«
    »Pffft«, machte Leslie und schob die Unterlippe vor. »Ich habe aber keine Lust, mit ihm zu reden. Ich …«
    Gin schoss vor, schlug mit der Faust auf den Tisch und starrte Leslie ins Gesicht. Sie war bleich, nur auf den Wangen waren rote Flecken, als hätte jemand sie geohrfeigt. »Und wenn ich dich persönlich hinschleifen muss. Hörst du? Du wirst nicht da rausgehen und dich mit diesem Vieh anlegen! Du redest zuerst mit Alasdair und fragst ihn, was er unternimmt. Und wenn er etwas unternimmt, dann hältst du dich da raus, verstanden?«
    »Also, ich …«
    »Ob du verstanden hast!«, schrie Gin.
    Leslie zuckte ebenso heftig zusammen wie Felix. »Liebe Güte«, murmelte sie.
    »Das ist kein Spiel«, zischte Gin. »Das ist kein gottverdammtes Spiel. Ich habe nicht den Eindruck, dass dir das klar ist!«
    »Streng genommen«, sagte Leslie, »ist alles ein …«
    Gin schnaufte. Sie klang wie der Kelpie. Unter dem Tisch hob Grau den Kopf und betrachtete sie interessiert.
    »Schon gut«, murmelte Leslie verschnupft. »Aber ich habe eigentlich keine Lust …« Sie schaute Gin ins Gesicht und zog die Schultern hoch. Auf einmal wirkte sie wie ein Kind. »Na gut«, brummte sie. »Ich rede mit Alasdair. Zufrieden?«
    »Nein«, sagte Gin und wandte sich ab, um am Herd herumzuhantieren. Ihre Stimme klang ein wenig belegt. »Zufrieden bin ich, wenn du wieder ganz zu Verstand gekommen bist.«
    Leslie stand auf, hüpfte zu ihr und schlang von hinten die Arme um ihre Hüften. »Meine arme Gin«, bedauerte sie. » Das kann dauern!« Sie ließ Gin los und wandte sich an Felix. »Du solltest allmählich los, oder? Soll Grau dich noch bringen?«
    Wie von einem heftigen Stromstoß getroffen, schoss er in die Höhe. »Ja, bitte.«
    Nachdenklich schaute Leslie zum Fenster. Dahinter lag die Dunkelheit und schaute zurück. Felix fühlte sich eindeutig beobachtet. Ihm war übel.
    »Solange sich die Schwarze Banshee da draußen rumtreibt, solltest du vielleicht abends nicht mehr kommen«, stellte Leslie fest. »Vielleicht solltest du bei Dunkelheit eine Weile nicht mehr nach draußen.«
    Felix’ Hals war wie zugeschnürt. Er nickte.
    Die Schwarze Banshee. Er wünschte, sie würde ihren Namen nicht aussprechen. Hieß es nicht, manche Wesen locke es an, wenn man ihren Namen nannte?
    Grollend erhob sich Grau, er sah nicht aus, als habe er Lust, die behaglich warme Küche zu verlassen. Felix konnte es ihm nicht verdenken. Dankbar strich er ihm über den knochigen Rücken.
    »Und vergiss die Ohrstöpsel nicht in der Nacht«, riet Leslie vergnügt. »Hier – nimm noch ein paar Kekse mit, für den Weg.«
    Falls sie Angst hatte, merkte man es ihr nicht an. Sie wirkte schon wieder ganz wie immer. Felix wünschte sich, er besäße ihren Gleichmut. Ihm selbst wurden die Knie weich, als er Grau nach draußen folgte. Es war, als schlüge die Dunkelheit draußen über ihm zusammen wie Wasser, in das er kopfüber sprang. Eiskalt war es, und sein Atem ging schwer. Da war nichts und niemand, jedenfalls nichts und niemand, der sich für ihn interessierte, denn Grau trabte ruhig voran, und wenn da etwas gewesen wäre, hätte er es bemerkt. Trotzdem ging Felix’ Atem immer schneller, und er schaffte es nicht mal bis ans Ende der Straße, bevor er Seitenstechen bekam und langsamer wurde.
    Die Schwarze Banshee, dachte er. Und er dachte an Will, den armen Will, der nicht aufgehört hatte zu schreien, bis sie ihn fortgebracht hatten. Still lag Glenshee da und atmete Fremdheit. Er spürte den kühlen Wind im Gesicht, als

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