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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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willst du etwa Alasdair provozieren? Du weißt, wie er ist!«
    Leslies Blick wurde sanfter. »Wenn ich Alasdair provozieren will, kann ich das einfacher haben. Nein, Gin. Denk doch mal nach – sie hat William Davenport geholt, letztes Jahr, und Glen hatte einen Haufen Ärger am Hals. Kaum anzunehmen, dass Alasdair sie auf Will gehetzt haben wird, richtig? Nun, das kann man als Unfall betrachten. Aber jetzt Ned Finley … das ist kein Unfall mehr. Alasdair wollte Finley mit Sicherheit bestrafen, ihm auch ruhig ordentlich Angst einjagen. Ganz sicher wollte er keinen zweiten William Davenport. Genau das wäre aber passiert, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Und Alasdair war überrascht. Mehr als das – er war fassungslos und stinkwütend. Ich glaube nicht, dass er sie unter Kontrolle hat.«
    Sie sagte es leichthin, und trotzdem taten die Worte etwas mit der Luft. Sie wurde dünn. Die Wände rückten um einige wenige, aber nachdrückliche Zentimeter näher. Felix rang nach Atem.
    Ich glaube nicht, dass er sie unter Kontrolle hat. Das klang, als sei man mit einem Schiff auf hoher See, ein Sturm nahte, und einer der Matrosen sagte leichthin: Oh, schaut mal, der Hauptmast ist gebrochen, wir sind manövrierunfähig.
    Gin schien es ähnlich zu sehen. So wenig sie Alasdair leiden konnten, sie und Felix, so sehr waren sie den Gedanken gewöhnt, dass er die Geschicke auf Glen lenkte, seit sein Vater fort war. Man hielt den Kopf ein wenig unten und war in relativer Sicherheit. Alasdair mochte über Monster gebieten, aber er selbst war keins. Leslie war sicher, und wer nicht auffiel, der war es auch. Es gab Überlebensregeln auf Glen, an die man sich halten konnte. Aber wenn Alasdair die Kontrolle verlor …
    »Du weißt nicht, was du redest«, zischte Gin verärgert. »Selbstverständlich hat er sie unter Kontrolle. Er wird seine Gründe gehabt haben. Damals das mit William Davenport, das mag ein Unfall gewesen sein. Aber Ned Finley war keiner. Wir kennen Alasdairs Gründe, ihm dieses Vieh auf den Hals zu hetzen, nicht, aber er wird welche gehabt haben. Und vermutlich war er ärgerlich, weil du dich eingemischt hast.«
    »Er war zu Tode erschrocken«, erwiderte Leslie. »Glaub mir, er hat sie nicht im Griff. Vielleicht hat er die Kontrolle nicht gänzlich verloren, noch nicht, aber sie entgleitet ihm.«
    »Dann wird er sie wieder an sich bringen«, sagte Gin fest. »Er kann es sich nicht leisten, die Kontrolle zu verlieren. Dein Vater …«
    »… wird nichts davon erfahren.« Leslie hob die Brauen. »Ich war ganz zufällig im Büro, und es mag sein, dass ich einen kleinen Blick auf den letzten Bericht geworfen habe. Ihn geschönt zu nennen, wäre geschönt. Alasdair überschlägt sich geradezu vor Hymnen auf sich selbst. Ganz sicher wird er Vater nicht in einer kleinen Randnotiz davon unterrichten, dass ihm fast einer der ihm anvertrauten Schüler hopsgegangen wäre. Beziehungsweise dessen Verstand. Er wird versuchen, das Problem selbst zu lösen.«
    »Siehst du!« Zufrieden breitete Gin die Hände aus. »Er wird das Problem selbst lösen. Kein Grund also für dich, ins Moor zu gehen. Du hast damit nichts zu tun.«
    »Nun, er macht nicht gerade Anstalten, sich darum zu kümmern, oder? Noch ist sie da draußen.«
    »Nicht mehr lange.«
    »Richtig. Nicht mehr lange. Weil Grau und ich uns darum kümmern werden.« Leslie klang fürchterlich entschlossen.
    Sie war so, seit Felix sie kannte – den ganzen Tag streunte sie umher, den Blick überall und nirgends, redete eigenartige Dinge und wirkte, als hätte sie nichts anderes zu tun, als vor sich hinzuträumen. Und dann plötzlich nahm sie sich etwas vor, und nichts konnte sie aufhalten. Ein Schauder rann ihm über den Rücken. Er beobachtete sie verstohlen, und ihm war, als sähe er sie zum ersten Mal. Plötzlich sah er sie vor sich, klein und hoch aufgerichtet im Dunkeln an Graus Seite, wie sie aufs Moor hinausstarrte und auf etwas wartete, das dort aus der Nacht kam und niemandem Rechenschaft ablegte. Etwas, das Will in den Wahnsinn getrieben hatte. Etwas Degeneriertes, das nicht einmal auf Alasdair hörte, weil es den Wahnsinn brachte und darüber selbst den Verstand verloren hatte.
    »Ich will, dass du mit Alasdair redest«, hörte er Gin sagen, sie klang ebenso entschlossen wie Leslie.
    »Und welchen Sinn soll das haben?«, erkundigte sich Leslie erstaunt.
    »Vielleicht weiß er längst von dem Problem. Vielleicht ist er längst dabei, es zu lösen, und du weißt es nur

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