Die Feinde des Geisterjaegers
vernagelte Fenster. Doch im helleren Licht der Laterne sah ich etwas, was ich zuvor noch nicht bemerkt hatte.
Rechts neben der Haustür befand sich eine Falltür. Arkwright reichte mir seinen Stab und bückte sich, um mit der freien Hand den eisernen Ring zu greifen und sie aufzuziehen. Eine Holztreppe verlor sich im Dunkel und man hörte den Bach über sein Kiesbett plätschern.
»Nun, Ward«, sagte Arkwright, »normalerweise ist es hier sicher, aber ich bin mehr als sechs Tage weg gewesen, da kann in der Zwischenzeit alles Mögliche passiert sein. Also halte dich für alle Fälle in meiner Nähe.«
Damit folgte ich ihm die Treppe hinunter in das düstere Loch. Ich trug seinen Stab, der wesentlich schwerer war als die, die ich sonst gewohnt war. Mir stieg der unangenehme Geruch faulenden Holzes in die Nase und dann stand ich plötzlich nicht auf einem gefliesten Kellerboden, sondern am schlammigen Ufer des Baches. Links von uns ragte der große Bogen des Wasserrades auf.
»Gestern Nacht hat es sich angehört, als würde dieses Rad sich drehen«, bemerkte ich. Ich war mir nicht sicher, ob es sich wirklich bewegt hatte, oder ob es zu dem seltsamen Spuk gehörte, zu etwas, was sich in der Vergangenheit ereignet hatte. Aber ich war neugierig und hoffte, dass Arkwright mir erzählen würde, was da vor sich ging.
Stattdessen verfinsterte sich sein Gesicht und er sah mich zornig an.
»Sieht das aus, als ob es sich bewegen könnte?«, schrie er mich an.
Ich schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. Arkwright fluchte leise, wandte sich wieder um und führte uns unter der Mühle hindurch, wobei er den Kopf einziehen musste.
Bald erreichten wir eine eckige Grube, vor der Arkwright so dicht stehen blieb, dass die Spitzen seiner großen Stiefel über den Rand ragten. Er winkte mich näher, und ich stellte mich neben ihn, doch ich hielt meine Zehen außer Reichweite. Es war eine mit dreizehn Eisenstangen bedeckte Hexengrube, in die man nicht hineinfallen konnte. Aber das bedeutete nicht, dass man vollkommen sicher war. Eine Hexe konnte zwischen den Stäben hindurchgreifen und einen am Knöchel packen. Manche von ihnen waren sehr stark und so schnell, dass man ihnen mit dem Auge kaum folgen konnte. Ich wollte kein Risiko eingehen.
»Wasserhexen können graben, Ward, deshalb müssen wir gewisse Vorkehrungen treffen. Du siehst hier nur die oberste Reihe Eisenstangen, aber dies ist ein würfelförmiger Käfig, dessen andere Seiten in die Erde eingegraben sind.
So etwas kannte ich bereits. Der Spook benutzte diese Art von Käfig, um Lamia-Hexen einzusperren, die ebenfalls graben konnten.
Arkwright hielt die Laterne über die Grube.
»Sieh hinunter und sag mir, was du siehst …«
Ich sah Wasser, das das Licht reflektierte, doch an einer Seite der Grube schien ein schmaler schmutziger Vorsprung zu sein, auf dem halb im Schlamm verborgen etwas lag, was ich nicht genau erkennen konnte.
»Ich kann es nicht genau sehen«, gab ich zu.
Ungeduldig seufzte Arkwright und streckte die Hand nach seinem Stab aus. »Nun, man braucht ein geübtes Auge. Bei schlechter Sicht könnte man glatt auf so eine Kreatur treten, ohne es zu merken. Sie würde ihre Zähne in dich schlagen und dich im Handumdrehen in ein nasses Grab ziehen. Vielleicht hilft das hier …«
Er nahm mir den Stab ab, senkte ihn mit der Klinge zwischen zwei Gitterstäbe direkt über der Nische und stieß dann plötzlich zu. Es erklang ein Schmerzensschrei, und ich erkannte lange wirre Haare und hasserfüllte Augen, als sich etwas von dem Vorsprung mit lautem Platsch ins Wasser warf.
»Da bleibt sie jetzt mindestens eine Stunde. Aber das hat sie jedenfalls wach gemacht, was?«, sagte Arkwright mit grausamem Lächeln.
Mir gefiel es nicht, dass er der Hexe wehtat, nur damit ich sie besser sehen konnte. Es schien unnötig. Mein Meister hätte so etwas nicht getan.
»Sie ist nicht immer so langsam. Da ich wusste, dass ich ein paar Tage lang weg sein würde, habe ich ihr eine Extraration Salz verpasst. Wenn man zu viel ins Wasser gibt, bringt es sie um, daher muss man vorsichtig sein mit der Menge. Aber so bleibt sie friedlich. Funktioniert auch mit Skelts – und mit allem anderen, was aus dem Süßwasser kommt. Deshalb verläuft um mein Haus herum ein Wassergraben. Der ist zwar flach, aber das Wasser enthält eine hohe Salzkonzentration. Damit verhindere ich, dass hier etwas eindringt oder ausbricht. Diese Hexe hier wäre in wenigen Sekunden tot, wenn sie aus
Weitere Kostenlose Bücher