Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
waren aufgerissen und ihre Zähne gefletscht.
    Doch auf Arkwrights Kommando: »Sitz!«, blieben sie augenblicklich stehen, setzten sich und sahen ihren Meister mit hängender Zunge an.
    »Die Schwarze ist die Hündin«, erläuterte Arkwright. »Sie heißt Kralle . Dreh ihr nie den Rücken zu – sie ist gefährlich. Und das ist Beißer «, fügte er zu dem Grauen deutend hinzu. »Er ist ein wenig friedlicher, aber es sind beide Arbeitshunde, keine Haustiere. Sie gehorchen mir, weil ich sie gut füttere und sie wissen, dass sie mich besser nicht ärgern sollten. Aber Zuneigung bekommen sie nur von einander. Sie sind ein richtiges Paar. Unzertrennlich.«
    »Ich habe auf einem Hof gewohnt. Wir hatten dort auch Arbeitshunde«, erzählte ich.
    »Ach, tatsächlich? Nun, dann weißt du ja, wovon ich spreche. Bei Arbeitshunden kann man nicht sentimental sein. Behandle sie gut, füttere sie gut, aber sie müssen sich ihren Unterhalt verdienen. Ich fürchte, diese beiden haben mit gewöhnlichen Farmhunden wenig gemein. Nachts liegen sie für gewöhnlich an der Kette und bellen, wenn sich irgendetwas nähert. Tagsüber jagen sie draußen Hasen und Kaninchen und bewachen das Haus.«
    Aber wenn ich zu einem Auftrag gehe, dann begleiten sie mich. Wenn sie erst einmal Witterung aufgenommen haben, verlieren sie die Spur nie wieder. Sie jagen alles, auf was ich sie ansetze. Und wenn es nötig ist, töten sie auf meinen Befehl auch. Und wie ich schon sagte, sie arbeiten hart und essen gut. Wenn ich eine Hexe töte, bekommen sie etwas mehr auf ihren Speiseplan. Ich schneide ihr das Herz heraus und werfe es ihnen vor. Wie dein Meister dir bestimmt auch gesagt hat, verhindert das, dass sie in einem anderen Körper in diese Welt zurückkehrt oder dass sie ihren alten benutzt, um sich wieder an die Oberfläche zu scharren. Deshalb behalte ich keine toten Hexen. Es spart Zeit und Raum.«
    Arkwright hatte etwas Rücksichtsloses, ihn wollte man bestimmt nicht zum Feind haben. Als wir uns zum Haus zurückwandten, dicht gefolgt von den Hunden, und ich zufällig aufsah, bemerkte ich etwas, was mich überraschte. Vom Dach der Mühle stiegen zwei einzelne Rauchsäulen auf. Eine musste vom Ofen in der Küche stammen. Aber wo brannte das zweite Feuer? Ich fragte mich, ob es aus dem verschlossenen Raum kam, vor dem man mich gewarnt hatte. War dort etwas oder jemand, den Arkwright vor mir verstecken wollte? Dann dachte ich an die ruhelosen Toten, die er im Haus umherstreifen ließ. Ich wusste, dass er leicht reizbar war, und war mir ziemlich sicher, dass er nicht wollte, dass ich spionierte, aber ich war sehr neugierig.
    »Mr Arkwright«, begann ich höflich, »darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Deshalb bist du hier, Ward …«
    »Es geht um das, was Sie auf den Zettel geschrieben haben. Warum lassen Sie die Toten in Ihrem Haus umhergehen?«
    Wieder flackerte Zorn in seinem Gesicht auf.
    »Diese Toten sind Familie. Meine Familie, Ward. Und das ist nichts, was ich mit dir oder irgendjemand anderem diskutieren möchte, also wirst du deine Neugier im Zaum halten müssen. Wenn du wieder zu Mr Gregory zurückkommst, frag ihn. Er weiß etwas darüber und er wird es dir bestimmt erzählen. Aber ich will kein Wort mehr darüber hören. Hast du das verstanden? Ich rede einfach nicht darüber.«
    Ich nickte und folgte ihm zum Haus zurück. Ich war vielleicht hier, um Fragen zu stellen, aber Antworten zu bekommen, war eine andere Sache.





Ich war müde und machte mich in meiner kahlen kleinen Kammer bettfertig. Ich hoffte, dass ich gut schlafen würde, doch nach kaum einer Stunde weckten mich die gleichen verstörenden Laute wie in der Nacht zuvor – das tiefe Grollen des Wasserrades und der grausige Schrei, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten. Doch als die Geräusche dieses Mal erstarben, hörte ich zwei Paar Schritte die Treppe von der Küche heraufkommen.
    Ich war mir sicher, dass Arkwright noch im Bett lag, daher mussten es die Geister sein, die die Mühle heimsuchten. Die Schritte erreichten den Treppenabsatz und gingen an meiner Zimmertür vorbei. Ich hörte, wie die Tür zum Zimmer nebenan auf und wieder zu ging und sich etwas auf das große Doppelbett setzte – das mit den nassen Laken. Die Federn ächzten, als drehe sich jemand um, um es sich bequem zu machen, dann herrschte absolute Stille.
    Es blieb eine ganze Weile ruhig, und ich begann gerade, mich zu beruhigen und wieder einzuschlafen, als ich eine Stimme auf der anderen Seite

Weitere Kostenlose Bücher