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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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etwas von ihrem Urin. Das ist der schwierige Teil, aber wir brauchen nicht viel. Nur ein klein wenig, das wir in den Krug tun müssen. Außerdem braucht man verbogene Nadeln, scharfe Steinchen und Eisennägel, man korkt den Krug zu und schüttelt alles gut. Dann lässt man die Mixtur drei Tage in der Sonne stehen und vergräbt sie in der nächsten Vollmondnacht unter einem Dunghaufen.
    Dann ist er so gut wie fertig. Das nächste Mal, wenn die Hexe aufs Klo muss, wird sie große Schmerzen haben, als ob sie heiße Nadeln pinkeln würde! Dann muss man ihr nur noch eine Nachricht hinterlassen, was man getan hat, dann wird sie den Fluch augenblicklich von dir nehmen. Aber den Krug versteckt man, falls man ihn noch einmal braucht.«
    Ich lachte freudlos. »Damit willst du also gegen den Teufel kämpfen, Alice?«, spottete ich. »Mit seiner Pisse und ein paar verbogenen Nadeln?«
    »Wir kennen uns schon eine ganze Weile, Tom, und ich glaube, du weißt mittlerweile, dass ich nicht dumm bin. Und deine Mutter ist auch nicht dumm. Du solltest dich schämen, so zu lachen. Das war ein hässliches Lachen. Als ich dich kennengelernt habe, warst du nett. Damals hättest du mich nie so ausgelacht, egal, was ich gesagt hätte. Dazu warst du zu freundlich und wohlerzogen. Bitte ändere dich nicht, Tom. Du musst zwar härter werden, aber nicht so. Ich bin deine Freundin. Du solltest deine Freunde nicht verletzen, auch wenn du Angst hast.«
    Bei diesen Worten schnürte es mir die Kehle zu, sodass ich kaum mehr sprechen konnte, und Tränen stiegen mir in die Augen. »Es tut mir leid, Alice«, brachte ich schließlich hervor, »ich habe es nicht so gemeint. Du hast recht. Ich habe Angst, aber das sollte ich nicht an dir auslassen.«
    »Schon gut, Tom. Mach dir keine Gedanken, aber du hast mich nicht ausreden lassen. Ich wollte gerade erklären, dass ich vorhabe, etwas Ähnliches zu benutzen. Aber nicht mit Urin, sondern mit Blut. Wir brauchen also ein wenig ganz besonderes Blut. Ich meine damit nicht sein Blut – wie sollten wir das auch bekommen? –, sondern das von seiner Tochter Morwena. Das sollte helfen! Wenn wir das haben, dann erledige ich den Rest.«
    Alice zog etwas aus der Manteltasche und zeigte es mir. Es war ein sehr kleines Tonfläschchen mit einem Korken.
    »Das nennt man einen Blutkrug«, sagte sie. »Wir müssen etwas von Morwenas Blut darin auffangen und es mit ein wenig von deinem Blut mischen. Dann wird der Feind gezwungen sein, sich von dir fernzuhalten. Dann wärst du in Sicherheit, das weiß ich ganz bestimmt. Es muss nicht viel sein. Nur ein paar Tropfen von jedem würden genügen …«
    »Aber es ist schwarze Magie, Alice. Wenn der Spook das herausfindet, schickt er dich für immer fort oder steckt dich sogar in eine Grube in seinem Garten. Und denk auch an dich selbst. An deine eigene Seele. Wenn du nicht aufpasst, dann könnte es passieren, dass du dem Teufel verfällst!«
    Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, rief mich der Spook zu sich, daher lief ich zu ihm und ließ Alice allein zurück.
    Auf dem weiteren Weg verlief der Pfad ganz dicht am Ufer des Sees entlang und der Spook beobachtete das Wasser misstrauisch. Zweifellos dachte er an die Gefahr, die uns durch Morwena und die anderen Wasserhexen drohte. Sie konnten jederzeit vom Wasser aus angreifen. Aber ich verließ mich darauf, dass uns Alice oder Kralle warnen würden.
    War Morwena uns gefolgt, seit wir die Mühle verlassen hatten, mit etwas Abstand, sodass sie auf eine Gelegenheit zum Angriff warten konnte? Zu beiden Seiten des Sees wuchs dichter Wald. Sie könnte sich im Schutz der Bäume bewegen oder auch unter der Oberfläche des stillen Gewässers schwimmen. Die Wintersonne tauchte das Land in bleiches Licht und die Sicht war gut. Ich spürte keinerlei Anzeichen für Gefahr. Doch sobald die Nacht anbrach, würde das etwas völlig anderes sein.
    Ich sollte mich sehr getäuscht haben. Die Gefahr war überall um uns herum, denn plötzlich hielt der Spook an und wies auf einen Baum zu unserer Rechten, keine fünfzig Schritte vom Ufer des Sees entfernt. Mein Herz machte vor Schreck einen Sprung, als ich sah, was in den Baum geritzt war.

    »Sieht frisch aus«, meinte mein Meister. »Jetzt haben wir noch einen Feind, um den wir uns kümmern müssen.«
    Es war das Zeichen von Grimalkin. Im Sommer hatten die Malkins sie geschickt, um mich zu jagen, und ich hatte sie überlistet und war ihr nur knapp entkommen. Aber jetzt war sie zurück. Warum hatte sie

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