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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Familienversammlung. Eine Familienangelegenheit von großer Bedeutung wird auf euch zukommen.«
    »Das wäre schön«, meinte ich. »Meine Mutter ist fort und ich habe vier meiner Brüder seit mehr als drei Jahren nicht mehr gesehen.«
    Ich warf einen Blick auf den Spook und war froh, dass er noch schlief. Er wäre bestimmt verärgert, dass der Eremit die Zukunft voraussagte. Mittlerweile war Judd Atkins von mir zu Alice gegangen. Sie zuckte zurück, als er die Schnur über ihren Kopf hielt. Wieder begann der Kristall zu kreiseln, aber dieses Mal gegen den Uhrzeigersinn.
    »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber du kommst aus einer schlechten Familie«, sagte der Eremit, »aus einem Hexenclan.«
    »Das ist kein Geheimnis«, entgegnete Alice stirnrunzelnd.
    »Es kommt noch schlimmer«, erklärte der Einsiedler. »Bald wirst du wieder bei ihnen sein und bei deinem Vater, der dich sehr liebt. Du bist sehr wertvoll für ihn, sein ganz besonderes Mädchen.«
    Mit zornsprühenden Augen sprang Alice auf. Sie hob die Hand, und einen Augenblick fürchtete ich, sie würde den Eremiten kratzen oder ins Gesicht schlagen.
    »Mein Vater ist tot und begraben! Er liegt schon seit vielen Jahren in der kalten Erde!«, fuhr sie ihn an. »Also, was soll das heißen? Dass ich auch bald tot sein werde? Das ist nicht nett! Es ist nicht nett, so etwas zu jemandem zu sagen!«
    Damit rannte sie aus der Höhle. Als ich ihr folgen wollte, legte mir Judd Atkins die Hand auf die Schulter. »Lass sie gehen, Thomas«, sagte er kopfschüttelnd. »Ihr zwei könnt nie zusammenkommen. Hast du gesehen, dass der Kristall über euren Köpfen in verschiedene Richtungen gekreist ist?«
    Ich nickte.
    »Im Uhrzeigersinn und dagegen. Licht gegen Dunkelheit. Gut gegen Böse. Ich habe gesehen, was ich gesehen habe, und es tut mir leid, sagen zu müssen, dass es wahr ist. Nicht nur das … ich konnte nicht umhin, einen Teil eures Gesprächs mitanzuhören. Man kann niemandem trauen, der bereit ist, die Kräfte der Dunkelheit einzusetzen, egal aus welchen Gründen. Kann ein Lamm sicher neben einem Wolf sitzen? Oder sich ein Kaninchen mit einem Marder anfreunden? Gib acht, sonst zieht sie dich mit sich! Lass sie gehen und suche dir eine andere Freundin. Alice kann es nicht sein.«
    Ich ging ihr trotzdem nach, doch sie war in der Dunkelheit verschwunden. Ich wartete am Höhleneingang, bis sie eine Stunde vor Sonnenaufgang zurückkehrte. Sie sprach kein Wort und zuckte zurück, als ich auf sie zuging, aber ich konnte sehen, dass sie geweint hatte.





Als wir den Fluss Lever an einer schmalen Holzbrücke überquerten und zum Westufer des Sees weitergingen, wurde unser Fortkommen schwieriger, denn der schmale Pfad schlängelte sich durch einen dichten Kiefernwald. Links von uns ragten steile Hänge auf.
    Wenn man Kralle beobachtete, hätte man uns für drei verirrte Schafe halten können. Sie umkreiste uns, eilte dann voraus und kehrte zurück, um uns von hinten anzutreiben. Bill Arkwright hatte ihr das beigebracht: Sie achtete auf Gefahren und prüfte jede Richtung nach möglichen Bedrohungen für ihre kleine Herde.
    Nach einer Weile ließ ich mich zurückfallen und lief neben Alice her. Seit unserem Streit in der Nacht hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.
    »Ist alles in Ordnung, Alice?«, fragte ich.
    »Ging mir nie besser«, behauptete sie ein wenig steif.
    »Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben.«
    »Das macht nichts, Tom. Ich weiß, dass du nur versucht hast, zu tun, was richtig ist.«
    »Sind wir noch Freunde?«
    »Natürlich.«
    Schweigend liefen wir eine Weile nebeneinander her, bis sie schließlich sagte: »Ich habe einen Plan, Tom. Einen Plan, uns den Teufel vom Leib zu halten.«
    Ich sah sie streng an. »Ich hoffe, dazu gehört nichts aus der Dunkelheit, Alice.«
    Doch sie ignorierte mich. »Willst du den Plan jetzt hören oder nicht?«
    »Dann mal los«, forderte ich sie auf.
    »Weißt du, was ein Hexenkrug ist?«
    »Ich habe davon gehört, aber ich weiß nicht, wie sie funktionieren. Der Spook glaubt nicht daran.«
    Hexenkrüge waren Verteidigungsmittel gegen Hexen, aber der Spook hielt sie für etwas, was nur abergläubische und schwache Menschen benutzten.
    »Was weiß denn der schon?«, erwiderte Alice eingeschnappt. »Wenn man es richtig macht, funktioniert es, keine Sorge. Knochenlizzie hat darauf geschworen. Wenn eine feindliche Hexe ihre dunklen Mächte gegen dich einsetzt, kann man sie so aufhalten. Zunächst braucht man

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