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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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wurden mit dem Anblick von Deana Beck belohnt: Sie trug Lederhosen, einen schmutzigen Kittel und große Nagelstiefel. Ihr weißes Haar war kurz geschnitten und im ersten Augenblick sah sie aus wie ein Mann. Doch ihre Augen, die intelligent blitzten, waren weich und weiblich, und ihre Lippen waren perfekt geschwungen. Trotz der Falten in ihrem Gesicht war ihr Körper kräftig, und sie sah stark und robust aus und gut in der Lage, uns zur Insel zu rudern.
    Im Raum gab es nichts als einen kleinen Tisch in der Ecke. Der harte Steinfußboden war mit Stroh bedeckt. Deana ließ sich dicht am Feuer nieder und bedeutete uns, es ihr gleich zu tun.
    »Bequem, ja?«, fragte sie, als wir uns gesetzt hatten.
    »Mit meinen alten Knochen bevorzuge ich einen Stuhl«, entgegnete der Spook trocken, »aber Bettler und Hausierer müssen nehmen, was sie bekommen können.«
    Sie nickte lächelnd. »Nun, ich habe es mein ganzes Leben lang ohne Stuhl ausgehalten«, meinte sie. Ihre Stimme klang jetzt heller und sie lispelte leicht. »Sagt mir, warum wollt ihr zur Insel hinaus? Was macht ein Spook auf der Belle-Insel? Sind Sie hier, um die Hexen zu jagen?«
    »Nicht direkt, sofern sie uns nicht in die Quere kommen«, antwortete der Spook. »Zumindest nicht im Augenblick. Ein Kollege von mir ist seit Tagen verschwunden, und wir haben Grund zu der Annahme, dass er sich irgendwo auf dieser Insel befindet.«
    »Und weshalb sind Sie sich da so sicher?«
    »Wir haben einen Wünschelrutengänger befragt, Judd Atkins aus Cartmel.«
    »Den habe ich mal kennengelernt«, nickte Deana. »Er hat nicht weit von hier im See eine Leiche gefunden. Nun, wenn Atkins sagt, dass er da draußen ist, dann ist er es wahrscheinlich auch. Aber wie ist er dahin gekommen, das wüsste ich gerne.«
    Der Spook seufzte. »Er wurde bei der Verfolgung einer Wasserhexe entführt. Es könnte sein, dass auch ein paar Einheimische daran beteiligt waren, entweder aus Coniston oder aus einem der anderen Dörfer.«
    Ich beobachtete Deana Becks Gesicht aufmerksam, um ihre Reaktion einzufangen. Hatte sie etwas damit zu tun? Konnten wir ihr vertrauen?
    »Das Leben hier oben ist hart«, sagte sie schließlich. »Und man tut, was man kann, um zu überleben. Die meisten sehen einfach nicht hin, aber es gibt auch immer welche, die sich mit den dunklen Mächten, die im Wasser ihr Unwesen treiben, verbünden. Sie tun, was sie tun, um ihre eigene Sicherheit zu garantieren und für ihre Familien zu sorgen. Wenn der Ernährer stirbt, hat es die Familie schwer. Manchmal verhungern sie.«
    »Und wie ist das mit Ihnen, Deana Beck?«, fragte der Spook und sah sie streng an, »haben Sie sich je mit der Dunkelheit eingelassen?«
    Deana schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich habe nichts mit Hexen zu schaffen. Überhaupt nichts. Ich hatte noch nie eine Familie und ich habe ein langes, einsames Leben gelebt. Aber ich bereue es nicht, denn so muss ich mir jetzt wenigstens keine Sorgen um meine Angehörigen machen. Man hat weniger Angst, wenn man nur für sich selbst sorgen muss. Das macht einen stärker. Die Hexen machen mir keine Angst. Ich tue, was ich will.«
    »Wann können Sie uns hinausrudern?«, fragte der Spook.
    »Sobald es dunkel wird. Wir sollten lieber nicht bei Tageslicht hinüberrudern. Da kann jeder zusehen – vielleicht auch die, die Ihren Freund auf die Insel gebracht haben, und denen wollen wir nicht begegnen.«
    »Nein, das wollen wir nicht«, stimmte der Spook zu.
    Deana bot uns an, ihr Abendessen mit uns zu teilen, doch der Spook lehnte für uns alle ab. So musste ich mit knurrendem Magen zusehen, wie sie sich mit heißem Kanincheneintopf vollstopfte, während mir das Wasser im Munde zusammenlief. Bald würde es dunkel werden, und wir würden sehen, was uns auf der Insel erwartete.





Alice folgte uns mit ein paar Schritten Abstand. Kralle trottete um uns herum und war durch ihr schwarzes Fell fast unsichtbar. Nur das leise Tappen ihrer Pfoten war zu hören, wenn sie näher kam.
    Nach kurzer Zeit erreichten wir Deanas Boot. Sie watete hinaus und zog es aus dem Schilf zum Steg. Kralle sprang zuerst hinein, wodurch es leicht ins Schaukeln geriet, doch Deana hielt es am Rand des Steges fest, um es ruhig zu halten, während wir einstiegen, der Spook zuerst und Alice zuletzt. Vor uns ragte drohend und düster unser Ziel auf, und die Bäume darauf wirkten wie der bucklige Rücken eines großen, kauernden Monsters, das auf die Ankunft seiner Beute lauert.
    Deana ruderte

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