Die Feinde des Imperators
es in jenen Tagen nicht
besonders viele. In jüngster Zeit hat der Erste Bürger
versucht, das Interesse an griechischer Athletik wiederzubeleben,
doch damals trainierten die römischen Männer
normalerweise in den Bädern oder gingen aufs Marsfeld und
absolvierten militärische Übungen wie Exerzieren oder
Speerwerfen, oder sie suchten den Ludus auf und übten mit dem
Schwert. Die Gymnasien wurden hauptsächlich von Griechen oder
von Leuten besucht, die aus griechisch beeinflussten Teilen der
Welt stammten.
Das erste Gymnasium,
in dem wir unser Glück versuchten, lag direkt vor der Porta
Lavernalis, ganz am südwestlichen Ende der Stadt. Es war immer
einfacher, ein großes, billiges Stück Land
außerhalb der Stadtmauern zu finden als innerhalb der Mauern;
wenn man also auf der Suche nach einem günstigen
Grundstück war, machte man sich außerhalb auf die Suche.
Natürlich lief ein solcher Besitz eher Gefahr, von einer
eindringenden feindlichen Armee zerstört zu werden, aber so
etwas war seit einer Generation nicht mehr geschehen, das letzte
Mal zur Zeit des Bürgerkriegs in Sullas Tagen.
Das Gymnasium befand
sich inmitten eines beschaulichen, mit Platanen und großen
Pinien bewachsenen Hains. Im Vorhof des Gymnasiums stand eine
schöne Statue des Herkules, des Schutzherrn aller Athleten.
Ein großer Platz an der Seite bot Gelegenheit, jene
Sportarten auszuüben, für die man viel Raum brauchte, wie
Laufen, Diskus- oder Speerwerfen. Im Inneren gab es lediglich einen
länglichen Übungshof mit Sandboden, wo Männer und
Heranwachsende unter der Aufsicht von Lehrern eine Reihe von
Übungen absolvierten. Hier wurden Springen, Ringen und
Kugelstoßen trainiert.
In einer Ecke boxten
zwei stämmige Männer miteinander. Während ihres
Übungskampfes trugen sie Lederhelme, und auch ihre Unterarme
waren mit dicken Lederbandagen umwickelt. Ihre Hände waren
ebenfalls schützend gepolstert. Bei einem richtigen Boxkampf
wären ihre Hände mit harten Lederriemen umwickelt, die
den Caestus bildeten, der möglicherweise auch noch mit einer
bronzenen Metalleinlage versehen war. Als wir hereinkamen,
beendeten sie ihren Kampf gerade, wurden vom Ausbilder und dessen
Gehilfen voneinander getrennt. Sie nahmen ihre Lederhelme ab, und
einer der beiden trug den kleinen Haarknoten, der ihn als
professionellen Boxer auswies.
Es war sehr einfach,
Römer von Griechen und Möchtegerngriechen zu
unterscheiden. Erstere trugen während des Trainings einen
Lendenschurz und gelegentlich auch eine Tunika. Letztere trainierten
nackt. Der Ausbilder, der die Oberaufsicht hatte und einen Stab mit
silberner Spitze trug, erblickte uns und kam zu uns.
»Wie kann ich
dir helfen, Senator?« Er war mindestens sechzig Jahre alt,
aber so schlank und muskulös wie ein Rekrut der Legion nach
seinen ersten sechs Monaten im Ausbildungslager, und er bewegte
sich mit der federnden Eleganz eines Athleten. Sein Anblick sorgte
dafür, dass ich mich für mich selbst schämte. Ich
nahm mir vor, von jetzt an jeden Tag in den Ludus oder aufs
Marsfeld zu gehen, bis ich wieder gut in Form und der Speck von
meiner Taille verschwunden war. Julia hatte
recht.
»Wir suchen
einen überragenden Läufer, einen Mann um die
fünfundzwanzig oder dreißig, mittelgroß, dunkles
Haar, schlank gebaut. Wahrscheinlich ist er gebürtiger
Römer.«
»Abgesehen von
dem Merkmal, dass er Römer ist, trifft deine Beschreibung auf
die meisten der besten Läufer zu, die ich kenne. Einige sind
natürlich jünger.«
»Der, den wir
suchen, ist außerordentlich gut darin, während des
Laufens bei vollem Tempo Hindernisse zu überspringen«,
warf Hermes ein.
»Das
schränkt die Auswahl ein.« Er kratzte sich an seinem
grauhaarigen Bart. »Vor einigen Jahren hat hier eine Weile
ein Mann trainiert. Er war schnell wie der Wind und liebte
Geländeläufe. Bei einem Geländelauf muss man
natürlich jede Menge Hindernisse überspringen. Eure
Beschreibung passt auch auf ihn. Und er war Römer. Wie
hieß er denn noch mal? Ah ja, Domitius, Caius
Domitius.«
Der Mann hatte das
Praenomen Caius benutzt. Nicht dass das unbedingt viel zu bedeuten
hatte, aber es war immerhin eine Möglichkeit. »Hast du
irgendwelche Informationen über ihn?«, fragte ich.
»Irgendwelche Unterlagen?«
Er schüttelte den
Kopf. »Wenn er ein regelmäßiger Besucher gewesen
wäre, der seinen Beitrag jährlich oder monatlich
entrichtet hätte, hätten wir Unterlagen über ihn,
aber er ist einfach immer so
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