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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ort.
    Der Hafen war immer
schon ein sehr geschäftiger, übelriechender Ort gewesen,
an dem man jede Sprache der Welt hören und ein paar wirklich
sehr merkwürdige Menschen sehen konnte. Die Kais waren
überfüllt mit Warenballen, Amphoren und Metallbarren. An
jenem Tag wurde eine endlose Schlange von Schuten entladen, deren
Fracht aus nichts anderem bestand als aus feinstem Marmor für
Caesars unzählige Bauvorhaben.
    Ariston war in seinem
Lagerhaus, einem langen, weitläufigen, direkt am Flussufer
gelegenen, zur Flussseite hin mauerlosen Gebäude mit einem
Ziegeldach. Er war ein großer Mann mit einem narbigen,
zerschundenen Gesicht. Von seinem permanenten Aufenthalt in der
Sonne war er dunkelbraun gebrannt, was sein blondes Haar und seine
hellblauen Augen umso stärker betonte. Als er mich sah,
grinste er.
    »Senator! Du
lässt dich nicht gerade oft hier unten blicken. Auch dein
Buchhalter hat mich in letzter Zeit gar nicht mehr aufgesucht.
Wirkt sich dieser neue Kalender auch auf unsere Vereinbarung
aus?« Als sein Patron stand mir natürlich jedes Jahr ein
kleiner Anteil seiner Gewinne zu. 
    »Überhaupt
nicht. Ich bin gekommen, weil ich deinen Rat suche.« Ich
ergriff seine Hand.
    »Stets zu
Diensten, wie auch immer ich dir helfen kann. Planst du eine
Reise?«
    Ich schauderte.
»Nein, wofür ich den Göttern dankbar bin. Es geht
um eine sehr heikle Angelegenheit. Aber ich sterbe vor Hunger. Lass
uns eine Taverne suchen und etwas essen.«
    »Da kenne ich
genau den richtigen Laden.« Er erteilte seinen Sklaven einige
Befehle, und wir gingen einen Block stadteinwärts und betraten
eine Spelunke mit einer niedrigen Decke und einer ausgeprägt
rauchigen Atmosphäre. Wir setzten uns an einen Tisch, und ein
Servierer brachte das übliche Brot und Öl sowie eine
Schale geröstete, gesalzene Erbsen und eine weitere Schale mit
kleinen geräucherten Fischen und geräucherten
Würstchen. Das erklärte die rauchige Atmosphäre.
Weiter hinten befanden sich riesige, aus Ziegelsteinen gemauerte
Räucherkammern. Ich nahm mir eine Handvoll knusprige,
gesalzene Erbsen und dann ein paar Fische. Der einfache Rotwein,
der in solchen Spelunken ausgeschenkt wird, passte perfekt zu dem
Essen. »Schmeckt alles vorzüglich«, stellte ich an
Ariston gewandt fest. »Ist der Koch
Spanier?«       
    »Der Koch, der
Eigentümer, seine Frau und die meisten der Servierer. Sie
haben ihr Räucherverfahren aus Cartago Nova
mitgebracht.«
    Ich riss ein
Stück von dem harten braunen Brot ab und tunkte es in das
Öl. »Ariston, ich bin auf der Suche nach einem
Ausländer. Er ist sehr gefährlich. Er hat bereits zwei
Männer getötet, von denen ich weiß, und ich
befürchte, dass er noch nicht fertig ist. Binnen der
vergangenen zwei Tage hat er zwei der auf der Tiberinsel
untergebrachten Astronomen aus Alexandria
umgebracht.«
    »Warum glaubst
du, dass er Ausländer ist?«
    Ich erzählte ihm
von der sehr speziellen Tötungsmethode. »Ist dir so
etwas schon einmal untergekommen?«
    Er schüttelte den
Kopf. »Ich habe Männer kennengelernt, die mit
bloßen Händen Genicke brechen konnten, aber ihre
Vorgehensweise würde keine derartigen Spuren hinterlassen.
Vielleicht ist es irgendeine orientalische Methode, vielleicht
stammt sie aus Ägypten. Die Leute aus dem Osten bringen einen
Mann lieber auf irgendeine komplizierte Weise um, als dass sie
direkt auf ihn zutreten und ihn erstechen, wie wir es tun
würden. Ich höre mich mal um. Wenn er ein professioneller
Mörder ist, der fern seiner Heimat agiert, bietet er seine
Dienste wahrscheinlich gegen Bezahlung an, aber natürlich
nicht offen auf dem Forum. Man treibt sich in Spelunken und
Bordellen herum und lässt ein paar Hinweise fallen.
Früher oder später wird einen dann schon irgendjemand
ansprechen und ein Angebot unterbreiten.«
    »Mach das. Es
wird dir sehr zum Vorteil gereichen, wenn du mir helfen kannst, ihn
zu finden.« Ich griff in meinen Geldbeutel, um unser Essen zu
bezahlen, und hatte auf einmal die merkwürdige
Messingmünze in der Hand. Ich reichte sie Ariston. »Hast
du so eine Münze schon mal gesehen?«
    Er betrachtete sie von
beiden Seiten. »Im Handel rund um das Rote Meer sind solche
Münzen sehr geläufig. Sie stammt aus Indien.« Er
warf sie mir zu, und ich fing sie auf und steckte sie zurück
in den Geldbeutel.
    »Aha«,
sagte ich enttäuscht. »Ich habe sie in der Nähe der
Unterkunft des indischen Astronomen gefunden. Er muss sie verloren
haben. Ich hatte gehofft, dass

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