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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dieser
Straße.
    Kurz darauf
stießen wir auf die beschriebene Seitenstraße. Die
Hermen waren mit Kränzen aus Stechpalmwedeln geschmückt,
den grünsten Zweigen, die man zu dieser Jahreszeit finden
konnte. Es freute mich, zu sehen, dass diese ländlichen
Traditionen aufrechterhalten wurden. Die Stadtbewohner verloren
immer mehr den Bezug zu ihren ländlichen Wurzeln. Wir gingen
zwischen den Hermen hindurch und nickten ihnen wohlwollend
zu.
    Das Haus wirkte
altmodisch und relativ bescheiden und war von zahlreichen
Nebengebäuden umgeben, von denen die meisten zu
Wohnunterkünften umfunktioniert worden waren. Als wir
näher kamen, regte sich im Haus etwas, und ein gut gekleideter
Mann, der einen kleinen Stab mit einer silbernen Spitze in der Hand
hielt, kam heraus. Er sah aus wie ein Grieche, war jedoch gekleidet
wie ein Römer. Zweifelsohne ein weiterer Bithynier.
    »Oh,
Senator… sei gegrüßt«, stammelte er.
»Mit so einem ehrwürdigen Besucher haben wir nicht
gerechnet.«
    »Nein? Hat
Archelaus euch nicht über mein Kommen
informiert?«
    »Ich habe schon
seit einigen Tagen nichts von der anderen Flussseite gehört.
Ich bin Themistocles, Archelaus' Hausverwalter. Wie kann ich dir zu
Diensten sein?«
    »Ich führe
Ermittlungen im Auftrag des Diktators durch«, erklärte
ich ihm. »In diesem Zusammenhang muss ich mir das Personal
eurer Gesandtschaft ansehen. Bitte sei so freundlich und rufe alle
Bediensteten herbei.«
    Er sah jetzt richtig
erschrocken aus. »Ich habe gehört, dass die Unterhaltung
zwischen meinem Herrn und Caesar nicht besonders erfreulich
verlaufen ist. Er wird doch sicher nicht gegen uns
vorgehen?«
    »Nein, nichts
dergleichen«, versicherte ich ihm. »Wir sind
schließlich keine Barbaren. Wir respektieren die
Gesandtschaften anderer Länder. Würdest du jetzt bitte
deine Leute zusammenrufen?«
    Erleichtert, aber
verwirrt, zog er von dannen, um meinen Auftrag zu befolgen. Kurz
darauf standen annähernd hundert Menschen aufgereiht vor dem
Haus. Die Frauen, die halbwüchsigen Jungen und die
älteren Männer schickte ich sofort zurück an ihre
jeweilige Arbeit. Es blieben etwa fünfzig Männer
zurück, die in einem Alter waren, in dem sie potenziell
gefährlich sein konnten. Hermes und ich machten uns daran, sie
näher in Augenschein zu nehmen, wobei wir besonderes Augenmerk
auf ihre Hände richteten. Wie in der in der Stadt gelegenen
Residenz gab es auch hier ein paar roh aussehende Exemplare, die
alle dem gleichen Volksstamm angehörten wie der
Leibwächter, den ich dort befragt hatte.
    Beinahe schon am Ende
der Reihe stand ein kleinerer Mann, der eine grob gearbeitete,
dunkle Tunika trug. Als wir uns ihm näherten, sah er sich um
und wurde kreidebleich.
    »Der Kerl ist
zwielichtig«, sagte Hermes. Er ließ den Mann, den er gerade
befragte, stehen und steuerte auf den Verdächtigen zu. Dieser
wirbelte herum und stürmte mit einer erstaunlichen
Geschwindigkeit davon.
    »Endlich
passiert etwas!«, rief Hermes grinsend. Er nahm die
Verfolgung auf, und ich wünschte mir jemanden herbei, mit dem
ich wetten könnte. Hermes war ein hervorragender Läufer
und in Bestform, doch Angst hatte dem fliehenden Mann die
geflügelten Füße des Merkur verliehen. Es
würde knapp werden.
    »Bist du ein
Freund von Wetten, Themistocles?«
    »Wie bitte?
Entschuldige bitte, Senator, was hast du gesagt?«
    »Vergiss es. Wer
ist dieser Mann?«
    »Einer der
lokalen Gehilfen, die ich angeheuert habe, um in den Ställen
zu arbeiten. Bei unserer Ankunft hier brauchten wir ein paar
Bedienstete, die sowohl die Gegend kennen als auch die Sprache
beherrschen. Es war einfacher, Freie einzustellen, als Sklaven zu
kaufen, die wir bei unserer Abreise wieder hätten verkaufen
müssen. Darf ich erfahren, worum es eigentlich
geht?«
    »Alles zu seiner
Zeit. Seit wann arbeitet er hier?«
    »Noch nicht
lange, vielleicht seit zehn Tagen. Wird er wegen eines in Rom
begangenen Verbrechens gesucht?«
    »Wenn er bisher
noch nicht gesucht wurde, dann wird er es jetzt auf jeden
Fall«, erwiderte ich. »Wenn er einfach durchgehalten
hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht einmal
verdächtigt. Aber das ist es, was ein schlechtes Gewissen mit
einem macht. Er hat sich selbst verurteilt, und das ohne ein
Wort.«
    »Kann man wohl
sagen«, murmelte Themistocles und schluckte. »Werden
wir Ärger wegen ihm bekommen?«
    »Das bleibt
abzuwarten. Ich suche jetzt wohl besser mal meinen Gehilfen. Vielleicht hat er
den Schurken inzwischen eingefangen.

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