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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Und du bleib auf jeden Fall
hier!«
    Ich ging in die
Richtung, in die die beiden verschwunden waren. Kurz darauf
entdeckte ich sowohl den Verfolger als auch den Verfolgten; die
Entfernung hatte sie zu winzigen Gestalten schrumpfen lassen. Der
fliehende Mann sprang flink wie ein Hase über eine niedrige
Steinmauer, Hermes folgte. All das Geld, das ich dafür
ausgegeben hatte, damit er im Ludus üben konnte, erwies sich
als eine sinnvolle Investition. Ich beeilte mich nicht. In
Situationen wie dieser, die mich an die Fabel vom Hasen und der
Schildkröte erinnerten, zog ich es vor, die Rolle der
Schildkröte zu spielen.
    Die Stunden sind im
Winter kurz, und ich verwendete einen guten Teil einer dieser
Stunden darauf, Hermes einzuholen. Er lag am Boden, schwitzte aus
allen Poren und war völlig außer Atem. Er war
unverletzt.
    »Schäm
dich, Hermes«, sagte ich. »Wie konntest du so einen
Amateur entkommen lassen?«
    »Amateur?«, keuchte
er. »Dieser Mistkerl ist ein ausgebildeter Läufer. Ich
bin ein ausgebildeter Kämpfer. Das ist ein
Unterschied.«
    Ich setzte mich neben
ihn. »Ich glaube nicht, dass er unser Mörder
ist.« 
    »Ich auch
nicht«, pflichtete Hermes mir schnaufend bei. »Der
Mörder hätte es auf einen Kampf
angelegt.«
    »Du hast recht.
Das hätte allein sein Stolz verlangt. Unser Mörder ist
ein absoluter Meister in der Kunst des Tötens. Dieser Kerl ist
bloß ein Lakai.«
    »Ob er
vielleicht einer der Folterer war?«, mutmaßte
er.
    »So brutal sah
er für meine Begriffe nicht aus. Aber überleg doch mal,
ob uns in diesem ganzen Tohuwabohu nicht noch ein weiterer Mann
fehlt.«         
    Während er
verschnaufte, dachte er über meine Frage nach. »Der
Bedienstete auf der Tiberinsel, der sämtliche Astronomen zu
einem Treffen mit Polasser herbeigerufen hat und der nie
aufgespürt werden konnte.«
    »Vielleicht war
das der Mann, der dir entkommen ist. Er war bereits in Rom
etabliert. Als freier Arbeiter brauchte er keine Erlaubnis, um das
Anwesen der Gesandtschaft verlassen zu können. Er ist einfach
über die Via Aurelia zum Pons Cestius spaziert, ist über
die Brücke auf die Insel gegangen, hat seinen Auftrag erledigt
und ist dann hierher zurückgeeilt, während wir alle
dastanden und Polassers Leiche angestarrt haben.«
    »Glaubst du, der
Mörder war bei ihm?« Er versuchte sich aufzurichten,
fiel aber stöhnend wieder zurück.
    »Das halte ich
für unwahrscheinlich. Ich vermute, dass er von einem
Mittelsmann beauftragt wurde. Wenn er den Mörder gesehen und
ihn somit hätte identifizieren können, wäre er
sofort nach Erledigung seiner Aufgabe getötet worden, weil er
nicht länger nützlich gewesen
wäre.«
    Diesmal schaffte er
es, sich aufzurichten. »Er sah aus wie einer von
hier.«
    »Laut Aussage
des Verwalters ist er das auch.«
    »Dann ist er
also nicht einer von Kleopatras Leuten.« Er betastete
behutsam seinen Bauch.
    »Kannst du
aufstehen?«, fragte ich ihn und erhob mich.
    Mit meiner Hilfe
gelang es ihm, sich aufzurappeln und aufrecht zu stehen. Er
würgte ein wenig, doch dann fasste er sich. »Auf unserem
Rückweg lassen wir es langsam angehen, in
Ordnung?«
    Also schlenderten wir
gemütlich zurück zum Haus der Gesandtschaft und
bewunderten die herrliche Landschaft.
    »Ist Archelaus
jetzt unser Hauptverdächtiger?«, fragte
Hermes.
    »Ich glaube
nicht. Archelaus wusste, dass ich hierherkommen und sein Personal
in Augenschein nehmen würde, aber er hat den Mann nicht
aufgefordert, sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Offenbar
hatte er keine Ahnung, dass er jemanden beherbergt, der in die
Morde verwickelt ist.«
    »Aber es muss
irgendeine Verbindung geben«, protestierte Hermes.
»Immerhin hat er sich von zehntausend möglichen
Verstecken in der Umgebung Roms ausgerechnet die parthische
Gesandtschaft ausgesucht.«
    »Das gibt einem
zu denken«, stimmte ich ihm zu.
    Als wir erneut an dem
Haus ankamen, hatte Themistocles die Bediensteten aufgereiht, die
mit dem Flüchtigen zusammengearbeitet hatten.
    »Sein Name ist
Caius«, informierte uns der Verwalter.
    »Nicht
sonderlich einfallsreich«, stellte ich fest. »Caius ist
der gängigste römische Name.«
    Wir befragten die
Bediensteten, doch sie sagten alle das Gleiche und genau das, was
ich erwartet hatte. Sie hätten ihn kaum gekannt. Er habe seine
Arbeit getan und sei ansonsten für sich allein
geblieben. 

Kapitel 11
    »Du hast ihn
entwischen lassen?«, fragte Julia mit vernichtendem
Unterton.
    »Ich
nicht«,

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