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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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noch
     gar nicht so alt war, wie sie ihr zunächst vorgekommen war. Vielleicht Mitte zwanzig. Also zwar alt, aber noch nicht
so
alt.
    »Wollen Sie da jetzt auch hin?«, fragte April und merkte im selben Augenblick, was für eine blöde Frage das war. Schließlich
     waren sie in Salt Lake City. Also echt!
    Die Mutter lächelte. »Nein. Wir fahren nach Reno. Da bin ich aufgewachsen.«
    April nickte. »Dann ist aus der Filmstarkarriere wohl nichts geworden.«
    Die Mutter lachte.
    »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten«, beeilte sich April hinzuzufügen.
    »Schon in Ordnung. Stimmt ja auch, aus der Filmstarkarriere ist nichts geworden. Aber Randy – so heißt der Kerl – lernte ein
     paar Typen kennen, die am liebsten in Venice Beach abhingen und ständig high waren. Danach ging er nicht mehr zu Castings.
     Irgendwann hat er auch noch seinen Job als Hilfskellner drangegeben. Fing mit Crack an. Für mich hat er sich nur noch in bestimmten
     Momenten interessiert, wenn du weißt, was ich meine.«
    Sie nickte in Richtung ihrer schlafenden Kinder.
    April merkte, wie sie rot wurde. »Und warum sind Sie jetzt hier, wenn ich Sie das fragen darf?«
    »Randy hat am Strand so zwei Burschen kennengelernt. Die waren anders. Sie trugen schnieke blaue Anzüge. Versprachen Randy,
     dass er als Mormone viel glücklicher sein würde. Ich nehme mal an, Randy hatte da seinen Tiefpunkt erreicht. Er wollte clean
     werden. Und ich erst wollte das erst recht. Also sind wirhier hergekommen, um ein neues Leben anzufangen. Das war vor einem Jahr.«
    »Ach, dann fahren Sie nach Reno, um Ihre Eltern zu besuchen.«
    Die Mutter schüttelte den Kopf. »Ich fahre dahin, um bei ihnen zu wohnen. Randy hat zwar mit den Drogen aufgehört, aber dafür
     ist er auf den Geschmack adretter kleiner Mormoninnen gekommen. Eine aus dem Chor, stell dir das mal vor.«
    April wandte den Blick ab. Sie wollte diese Frau, die ja eigentlich selbst noch ein Mädchen war, nicht weinen sehen. »Tut
     mir leid«, sagte sie.
    »Du bist wirklich nett«, sagte die Mutter und kämpfte erfolgreich ihre Tränen nieder. Dann sah sie April tief in die Augen.
     »Ich wette, deine Mutter vermisst dich.«
    April wollte nicht an ihre Mutter denken. Zuerst musste sie mal an ihren Großvater denken.
    »Darf ich dir einen Rat geben?«, fragte die Mutter. »Ich weiß, du bist bestimmt ganz aufgeregt, wenn du dir den Ort vorstellst,
     wo du hinwillst. Ich weiß, wahrscheinlich denkst du, du suchst dir einfach einen Job, dein Freund kümmert sich um dich und
     alles wird viel besser als zu Hause. Aber eins kannst du mir glauben: Es wird nicht leicht. Nicht in deinem Alter. Vielleicht
     denkst du, ich weiß nicht, wovon ich rede. Aber wenn ich in deine Lage wäre, wenn ich noch einmal alles von neuem entscheiden
     könnte, dann würde ich mich in den nächstbesten Zug oder Bus nach Hause setzen.«
    April versuchte, auf eine andere Antwort zu kommen als:
Sie wissen wirklich nicht, wovon Sie reden.
»Danke«, sagte sie. »Ich danke Ihnen wirklich.«
    Die Mutter glotzte ihr nach, als April ihren Rucksack und den Koffer ihres Großvaters hochnahm. Zuerst überlegte sie, ob siedie Frau bitten sollte, auf ihre Sachen aufzupassen, während sie ihren Großvater suchte. Wahrscheinlich hätte die Mutter sich
     sogar bereit erklärt und gesagt, das mache ihr überhaupt nichts aus, aber April hielt das nicht für richtig.
    »Wissen Sie, wo die Schließfächer sind?«, fragte sie stattdessen und entdeckte sie im gleichen Moment selbst. Rasch lief sie
     hinüber, stopfte das Gepäck in eines der größeren Fächer und fing an, in ihren Taschen nach fünf Vierteldollarstücken zu suchen.
     Sie hatte aber nur zwei und ansonsten nur noch einen zerknüllten Ein-Dollar-Schein. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass sie
     nur so wenig Bargeld bei sich hatte. Der Schalterbeamte, der inzwischen über einem Kreuzworträtsel saß, sah süffisant auf,
     als sie ihn um Kleingeld bat. »Automat«, sagte er und deutete mit dem Bleistift auf eine Stelle links neben den Schließfächern.
    Der Automat nahm Aprils Schein nicht an. Immer wieder versuchte sie, ihn glattzustreichen und einzuschieben, aber der Automat
     spuckte ihn stets wieder aus. Nach einem halben Dutzend Versuchen rannte April zurück zum Fahrkartenschalter.
    »Der funktioniert nicht«, sagte sie. »Er wechselt mir kein Kleingeld.«
    »Sonst klappt es immer«, beschied sie der Mann, ohne aufzusehen. »Versuch’s einfach weiter. Irgendwann funktioniert es

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