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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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links ab. Zu Ihrer Rechten sehen Sie dann den Pioneer Park. Da ist
     auch der Amtrack-Bahnhof. Sie können ihn gar nicht verfehlen.«
    »Danke«, sagte Bill. »Gott segne Sie.«
    »Gott segne
Sie
«, antwortete der Mann. Er winkte April zu und trat vom Bordstein zurück.
    »Verdammte Mormonen«, schimpfte Bill, während er die Fensterscheibe wieder hochkurbelte. »Versuchen jeden zu bekehren. Hast
     du alles mitgekriegt? Geradeaus bis zur Vierten und dann nach rechts.«
    »Er hat gesagt, nach links«, verbesserte April. »Ja, hab ich. Aber warum wollen wir da hin?«
    »Der Wagen muckt in letzter Zeit so«, erklärte Bill. »Er ist alt und nicht mehr verlässlich. Ich will nicht, dass wir weiß
     der Himmel wo steckenbleiben. Mit dem Bus ist es sicherer.«
    »Was redest du denn da? Der Wagen fährt doch prima. Und willst du nun zur Busstation oder zum Bahnhof? Was ist hier eigentlich
     los, Grandpa?«
    »Erkläre ich dir später.«
    Als sie am Bahnhof ankamen, holte Bill einen Gepäckwagen und lud Aprils Rucksack und seinen Koffer darauf.
    »Meine Kreditkarte hast du, oder?«, fragte er sie.
    »Schon seit Chicago.«
    »Gut. Geh da rein und kauf uns zwei Karten für den nächsten Zug nach Seattle. Dann warte am Kartenschalter auf mich, damit
     ich weiß, wo ich dich finden kann. Ich bin gleich wieder da.«
    »Wo fährst du denn hin? Und du meintest doch San Francisco, oder?«
    »Wohin auch immer. Tu einfach, was ich dir sage«, befahl Bill. »Jetzt gib mir die Schlüssel.«
    April hatte den Schlüsselbund von den Fingern baumelnlassen, aber jetzt schloss sie die Faust darum. »Willst du etwa fahren?«
    »Immerhin habe ich es dir doch beigebracht, oder?«
    Bill streckte die Hand aus. April zögerte.
    »Mach keinen Ärger«, warnte Bill. »Du willst doch noch nach … wo wollten wir gleich hin?«
    »Siehst du«, sagte April. »Und genau aus dem Grund finde ich, du solltest nicht fahren. Du kannst dir noch nicht mal merken,
     was ich vor zwei Sekunden gesagt habe. Grandpa, lass mich …«
    »Gib mir die verdammten Schlüssel«, schrie Bill. »Bis hierhin habe ich dich immerhin schon gebracht, oder etwa nicht?«
    Ein paar Leute, die gerade ihren Wagen ausluden, schauten herüber. Bill sah, wie April ihnen einen verstohlenen Blick zuwarf.
    »Ist alles klar da drüben?«, rief ein Mann aus einem Kleintransporter.
    »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram«, blaffte Bill ihn an.
    »Ist schon in Ordnung«, rief April. »Das ist mein Großvater. Alles in Ordnung.«
    Bill verkniff es sich, dem Mann den Stinkefinger zu zeigen, nahm stattdessen April die Schlüssel ab, stieg in den Wagen und
     fuhr los. Er fühlt sich beschwingt, beinahe euphorisch. Er wusste, was er zu tun hatte. Heute lief alles wie am Schnürchen.
     Er hatte einen Plan, er wusste, wie man ihn ausführte, und jetzt setzte er ihn um.
    »Ich bin doch noch nicht ganz weg vom Fenster, Clare«, sagte er laut.
    Er fuhr ein paar Häuserblocks weit und schaute sich nach einem belebten Parkplatz um. Schließlich entschied er sich für einen
     rund um die Uhr geöffneten Supermarkt und stellte den Wagenzwischen zwei SUVs ab. Seine Werkzeugkiste war im Kofferraum, genau da, wo er sie auch vermutet hatte. Dass er gewusst hatte,
     wo sie war, dass er sich erinnert hatte und dann auch noch richtig, ermutigte ihn. Er würde tun, was getan werden musste.
     Er nahm sich einen Schraubenzieher, prüfte, ob auch niemand zuschaute, schraubte dann die Kennzeichen vom Auto ab und stopfte
     sie in eine der Plastiktüten, die April auf der Rückbank liegengelassen hatte. Neben dem Eingang zum Supermarkt war zwar ein
     Mülleimer, aber Bill befürchtete, dass das zu unsicher war. Er würde die Schilder später loswerden. Vielleicht würde er sie
     auch mitnehmen und sie in … wo auch immer sie noch mal hinfuhren. Ja, das war die richtige Entscheidung.
    »Ich kann immer noch meinen Grips benutzen, Clare«, sagte er. »Die alte Birne taugt noch was.«
    Er schaute sein Auto an. Mit Abstand der beste Wagen, den er je gehabt hatte. Er wusste nicht, was auf dem Kilometerzähler
     stand, aber er musste weit über 120   000 Meilen auf dem Buckel haben. Bill versuchte sich an einen Ausflug oder Urlaub oder dergleichen zu erinnern, bei dem der
     Wagen eine Rolle gespielt hatte. Aber all jene Dinge, die Urlaube, die schönen Zeiten mir den Kindern, die Ausflüge mit Clare,
     all das war in anderen Autos passiert, lange, bevor er dieses hier gekauft hatte. Trotzdem, der Wagen war etwas

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