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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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mit Pfadfinder-Plätzchenoder Zeitschriften oder irgendwelchem anderen Mist, den sie verkaufen wollte. Bill stand auf, um den Balg besser in Augenschein
     nehmen zu können und böse anzufunkeln, damit er hoffentlich verschwand.
    Aber dann sah er, dass das gar keine Göre war oder jedenfalls nicht irgendeine Göre. Es war die Göre seiner eigenen Göre.
     War doch erst vor ein paar Tagen hier gewesen.
    »Schleichst du immer so um die Leute rum?«, fragte er, als er die Tür aufmachte.
    »Ich bin nicht rumgeschlichen«, widersprach April und machte einen Schritt zurück. »Ich hatte gerade vor zu klopfen.«
    »Also, wenn du was vorhast, dann mach es auch. Das Schlimmste im Leben ist, wenn man ständig nur darüber quasselt, was man
     vorhat.«
    Bill achtete darauf, wie seine Enkeltochter reagieren würde. Sie hielt den Rucksack jetzt mit beiden Händen, den rechten Arm
     hatte sie über der Brust angewinkelt, damit der Rucksack ihr nicht von der Schulter rutschte. Warum trug sie das Ding nicht
     einfach wie vorgesehen? Aus Absicht, nahm er an. Wie sie zu ihm hochäugte, erinnerte sie Bill an Marcy. Es war nicht so sehr
     das äußere Erscheinungsbild, das die arme Kleine unglücklicherweise ihrem nichtsnutzigen Vater zu verdanken hatte, sondern
     die Art, wie sie sich behauptete, nicht zurückwich und nicht die Augen niederschlug.
    »Fein«, sagte sie, »Lebensweisheit Nummer eins. Willst du die Tür noch mal zumachen, damit ich anklopfen kann, oder darf ich
     einfach reinkommen?«
    Schnaubend trat Bill zur Seite und hielt ihr die Tür auf. »Ge nau wie deine Mutter«, knurrte er, als sie an ihm vorbeimarschierte. Ein schwacher, ekelhafter Kaugummigeruch stieg ihm in die
     Nase. Oder war das etwa Parfüm? Was immer es war,davon kriegte man Zahnschmerzen. April setzte sich auf die Couch und zog ein Notizbuch mit Spiralbindung aus der Hosentasche.
     »Hier herrscht ja schon wieder das totale Chaos, Grandpa. So viele Zeitungen kann doch kein Mensch lesen.«
    »Es ist immer wichtig, sich darüber auf dem Laufenden zu halten, was in der Welt los ist«, dozierte Bill und setzte sich in
     seinen Sessel. »Und damit meine ich nicht diese schwachköpfigen Promis, auf die sich die Medien immer so stürzen.«
    »Die Medien würden sich nicht immer so auf schwachköpfige Promis stürzen, wenn die Leute nichts über schwachköpfige Promis
     wissen wollten«, gab April zurück.
    Bill machte sich an seiner Pfeife zu schaffen. Der Unterton jugendlicher Überzeugung – und jugendlichen Zorns – war ihm nicht
     entgangen.
    »Bis du etwa im Debattierclub?«, fragte er.
    »Bei diesen Langweilern? Vergiss es.«
    »Also streitest du dich einfach nur von Natur aus gern.« Bill sah sich nach Streichhölzern um. Wo hatte er die schon wieder
     gelassen?
    April zuckte die Achseln. »Wenigstens rede ich nicht mit mir selbst«, murmelte sie.
    Bill, der gerade seine Pfeife anzünden wollte, hielt inne. Dann nahm er ein paar Züge und beobachtete April dabei genau. Sie
     wich seinem Blick aus und schrieb stattdessen etwas in ihr Notizbuch, das sie inzwischen aus dem Rucksack geholt hatte.
    »So war das also gedacht, wie?«, sagte er. »Von mir aus. Abgemacht.«
    April sah zu ihm hoch. »Was ist abgemacht?«
    »Vollkommene Ehrlichkeit. Volles Rohr. Keinen Quark. Nur du und ich. Das ist der Deal.«
    April zuckte die Achseln. »Von mir aus.«
    Also, ich fange an. Wie heißt du?«
    April sah wieder hoch. »Häh?«
    »Ich weiß noch, dass deine Mutter dich nach jemand Berühmten benannt hat oder nach einem Wochentag oder einer Eiscremesorte.
     Tut mir leid, mein Fräulein, aber gerade im Moment habe ich eine Blockade. Ich glaube, so hat das neulich irgendein Blödian
     im Fernsehen genannt. Blockade. Also hilf mir mal auf die Sprünge.«
    »April.«
    »Ach ja, genau. April. Ich fand den Namen damals bescheuert, als deine Mutter ihn mir nannte.«
    April sah wieder hoch und verzog den Mund.
    »Das war die Abmachung, schon vergessen?« Bill sah nach, ob seine Pfeife noch brannte. »Aber irgendwie habe ich mich dann
     doch für deinen Namen erwärmt. Inzwischen mag ich ihn.«
    »Ich nicht«, sagte April. »Außerdem ist er dir nicht mal mehr eingefallen. Wie hättest du dich dann für ihn erwärmen können?«
    »Welchen Namen hättest du denn lieber?«
    April zuckte die Achseln.
    »Du zuckst zu viel mit den Achseln herum. Das macht einen schwachen Eindruck. Sprich lieber aus, was du denkst.«
    »Lebensweisheit Nummer zwei«, konstatierte April und

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