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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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frei herauszuposaunen, was sie dachte?
    »Den Anruf übernehme ich«, sagte er. »Wir besuchen Power-I nicht mehr, Stef.«
    Stephanie reagierte nicht.
    »Eine rein kaufmännische Entscheidung«, fuhr Mike fort. »Die Margen sind nicht groß genug, um eine eigene Kundenbetreuerin
     zu rechtfertigen. Das soll der Telefonverkauf übernehmen.«
    Stephanie schwieg noch einen Moment. Dann sah sie Mike direkt in die Augen. »Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahresmonat um
     zehn Prozent gestiegen«, erklärte sie in sachlichem Ton. »Sie gewinnen gerade neue Kunden. Zwei große in Asien. Und dein Argument
     mit den Margen ist doch Blödsinn.«
    »Stephanie.«
    »Dieser Kunde ist mein Brotverdienst, Michael, das weißt du ganz genau. Wenn wir den nicht mehr besuchen, dann …« Sie kniff
     die Augen zusammen. Dann lehnte sie sich auf ihrer Bank zurück. »Verstehe«, sagte sie.
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, erklärte Mike und zwang sich dazu, ihr jetzt in die Augen zu sehen. »So was passiert schon
     mal. Du musst dir einfach einen neuen Kundenstamm erarbeiten, der einen größeren Bedarf an unseren teureren Artikeln hat.
     Und ich habe dir schon ein paar Mal erklärt, wie wichtig es ist, immer etwas in der Pipeline zu haben.«
    »Klar«, antwortete Stephanie, der man Angst vor Blickkontakt nun wirklich nicht nachsagen konnte. »Die Pipeline.«
    Mike senkte den Blick auf seine Tasse. »Ich bin fest überzeugt, du hast bald ein paar fette Aufträge am Haken. Du besitzt
     das nötige Köpfchen, die Motivation, den …«
    »Hör auf damit!«, befahl Stephanie und hob warnend die Augenbrauen. »Ich bin nicht in der Stimmung für irgendeinen Motivationsscheiß
     für Klinkenputzer. Vielleicht kannst du mir liebermal sagen, wovon ich jetzt die Miete bezahlen soll, wo sich neunzig Prozent meines Einkommens gerade in Luft aufgelöst haben.«
    Mike schüttelte den Kopf und versuchte, gleichzeitig mitfühlend und entschieden zu wirken. »Dass dieser Job auf Provisionsbasis
     lief, hast du doch gewusst, als du ihn angenommen hast, Stef. Man darf eben nicht alle Eier in einen Korb legen.«
    »Ist das das Geheimnis deines Erfolgs, Michael? Dass du so viele Körbe hast, in die du deine Eier legen kannst?«
    Mike unterdrückte das Verlangen, sich umzusehen. Er spürte die Augen der Kellnerin auf seinem Hinterkopf wie Infrarot-Zielpunkte.
     »Vielleicht wäre es besser, wenn du ein bisschen leiser redest, Stef.«
    »Ach ja?«
    Er wartete. Normalerweise beruhigte sie sich immer schnell, aber das hier war Neuland. Er war versucht, auf seine Uhr zu schauen.
     Der Termin bei Power-I war in fünfzehn Minuten. Er würde die Auftragsbestätigung für die Bestellung abholen, die Stephanie
     gestern Abend losgeworden war, und dann erklären, wie die »kundenorientierten« Telefonverkäufer von Transcon sich in Zukunft
     um die Bedürfnisse von Power-I kümmern würden. Das würde dem geilen alten Mistkerl dort zwar nicht gefallen, besonders beim
     Gedanken an Stephanies Titten, aber seine Firma brauchte ja trotzdem noch einiges aus der Produktpalette von Transcon. Mikes
     Zahlen würden nicht komplett in den Keller rutschen.
    »Hör zu«, sagte Mike. Er streckte den Arm über den Tisch aus und ergriff ihre Hand. Sie wehrte sich nicht, wie er es befürchtet
     hatte. »Tu ein paar solide Kunden auf, und wenn ich das nächste Mal da bin, rufen wir sie gemeinsam an.«
    »Aha. Und wann soll das sein?«
    »Sobald du willst. Das weißt du doch, Stef.« Mike drückte ihre Hand. »Wir sollten das Geschäftliche nicht mit uns beiden durcheinanderbringen.«
    Stephanie atmete tief ein und legte dann ihre Hand auf Mikes. »Eigentlich sollte ich dir sagen, dass du mich mal am Arsch
     lecken kannst!«
    Mike lächelte. Krise bewältigt. Fürs Erste. »Aber das machst du nicht, oder?«, fragte er und warf mit der freien Hand einen
     Zwanziger auf den Tisch.
    »Nein, mache ich nicht« antwortete Stephanie. »Aber ich rate dir, mich nicht zu verscheißern. Sonst könnte es nämlich ziemlich
     hässlich werden. Und zwar ganz fix.«
    Daran hatte Mike nicht den geringsten Zweifel. »Ich glaube, dafür kennst du mich doch gut genug«, sagte er und stand auf.
    Als er vom Parkplatz fuhr, sah er im Rückspiegel Edna an Stephanies Nische stehen. Sie hielt die Kaffeekanne in der Hand und
     redete mit Stephanie, die den Kopf gesenkt hatte, als studiere sie etwas auf dem Tisch.
    Mike sah auf seine Uhr. Er würde ein paar Minuten zu spät zu seinem Termin kommen, aber

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