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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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eine Million Jahre
     alt, also konnte das Zeug ja nicht wirklich so schlimm für einen sein. April spürte ein leichtes Rumoren im Magen. Sie rülpste
     noch einmal, richtig schön laut. Schon ging es ihr besser.
    Sie sah in den Rückspiegel und nahm noch einmal ihre Sonnenbrille in Augenschein. Die hatte sie sich vor ein paar Wochen besorgt,
     aus lauter Langeweile, während Heather sich Schuhe kaufte. April konnte nicht verstehen, warum ihre Freundin so dermaßen fixiert
     auf Schuhe war. Jungs nahmen die Schuhe von Mädchen doch überhaupt nicht wahr. Nicht, dass April ihre modischen Entscheidungen
     danach gerichtet hätte, was die Jungs dachten. Wenn sie das machen würde, sähe sie ja aus wie Kelly Honaker. Diese Schlampe!
    Plötzlich fiel ihr etwas auf. Sie wandte den Blick vom Spiegel ab und sah, dass der Mann hinter der Kasse sie anstierte. Sie
     sah genauer hin, um zu erkennen, ob er sie tatsächlich anstierte. Vielleicht las er ja auch nur etwas, ein Buch oder eine
     Zeitschrift, wahrscheinlich einen Porno, der so ungünstig stand, dass es so aussah, als würde er zu ihr rüberglotzen.
    Nein, er stierte sie an. Hundertprozentig. Und er schaute nochnicht einmal weg, als er mit Sicherheit bemerkt haben musste, dass sie ihn beim Stieren erwischt hatte.
    Oder doch nicht? Vielleicht konnte sie es wegen der Sonnenbrille nicht richtig erkennen.
    April schnappte nach Luft. Klipp und klar stierte der Typ sie an. Sie wollte schon wegsehen, aber dann fand sie das nicht
     richtig. Schließlich war ja nicht sie diejenige, die hier stierte. Nicht sie war die Perverse. Außerdem war sie kein Kind
     mehr. Sie stand auf eigenen Füßen. So ziemlich jedenfalls. Immerhin fuhr sie gerade quer durch das ganze gottverdammte Land!
     Kein dürrer und vermutlich zahnloser Hecht von Tankwart würde sie da einfach so ungestraft angaffen.
    Gerade hatte sie entschlossen das Kinn vorgeschoben, um sich diesem Glotzwettbewerb zu stellen, da hatte sie auch schon gewonnen.
     Sie sah, dass der Tankwart nach dem Telefonhörer griff und sich von ihr abwandte. April lachte in sich hinein. Der tat nur
     so, da war sie sich sicher. Bestimmt hatte das Telefon gar nicht geklingelt. Er hatte gespürt, dass sie etwas hatte, etwas
Starkes,
und den Schwanz eingekniffen.
    Doch der Sieg war nur von kurzer Dauer. Der Mann hing ein und fing wieder mit seinem gruseligen Stieren an.
    Wo steckte überhaupt ihr Großvater? Normalerweise hatte sie ja nichts dagegen, wenn er sich in öffentlichen Toiletten seine
     Zeit nahm. Besser, er erledigte alles, was es so zu erledigen gab, dort als in ihrem Motelzimmer. Aber er blieb jetzt schon
     länger weg als üblich, und dieser Typ glotzte immer noch. Es sah so aus, als würde er grinsen: ein widerliches, anzügliches
     Grinsen. April wünschte sich, Keith Spinelli wäre da. Dann hätte sie nur mal beiläufig erwähnen müssen, dass der Tankheini
     da sie anstarrte, und er wäre da reinmarschiert und hätte ihn windelweich geprügelt.
    Obwohl – vermutlich doch nicht. Dafür war Keith Spinelli ein viel zu netter Kerl. Zu erwachsen. Er würde ihr raten, den Typ
     einfach zu ignorieren. April versuchte, diesen imaginären Rat zu beherzigen, aber dieser Perverse durchbohrte sie weiter mit
     seinem Blick.
    Wo zum Teufel steckte ihr Großvater? Für einen Moment kam es April in den Sinn, dass er vielleicht gar nicht auf der Toilette
     war. Ihre Mutter wurde nicht müde zu betonen, dass ihr Großvater immer ein Ass im Ärmel hatte, einen Plan B. Trickste er sie
     etwa gerade aus? Würde gleich ihre Mutter um die Ecke der Tankstelle biegen?
    »Lächerlich«, rief April aus. Wahrscheinlich hatte er nur die Sorte Problem, die in ekelhafter Ausführlichkeit in Fernsehspots
     für Zeugs ausgebreitet wurden, mit dem Männer angeblich besser pinkeln konnten.
    April überlegte, ob sie den Wagen woanders abstellen sollte. Ihr Herz schlug inzwischen schneller, und die Hände waren feucht.
     Was, wenn sie bei dem Versuch, das Auto umzuparken, auf dem Lenkrad abrutschte und in die Zapfsäulen rollte? Explosion. Gelbe,
     rote und orange Flammen, die in den Himmel schlugen. Das sollte ich aufschreiben, dachte April.
Schwitzehändchen, Feuerbälle.
Sobald dieser Perverse erst aufhörte, herüberzustarren.
    Endlich kam ihr Großvater um die Ecke der Tankstelle gebogen. Obwohl er im Schatten war, kniff er die Augen zusammen und machte
     den Eindruck, als würde er den Wagen suchen. Komisch. Aber April begriff allmählich, dass alte Leute

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