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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Brücke schien kein Ende zu nehmen. Elric konnte die andere Seite nicht sehen. Doch endlich erlaubte Oone ihnen, das Tempo zu verlangsamen, denn sie hatten ein Tor erreicht.
    Dieser Torbogen war aus rotem Sandstein gehauen und mit geometrischen Kacheln verziert, auf denen Gazellen, Leoparden und wilde Kamele abgebildet waren. Nach den vielen mit Schmuck überladenen Bögen der Festung wirkte es beinahe prosaisch. Und dennoch spürte Elric beim Hindurchschreiten Furcht.
    »Ich habe Angst, Oone«, sagte er.
    »Ich glaube, du hast vor der Sterblichkeit Angst, Elric.« Sie drängte ihn vorwärts. »Du hast sehr viel Mut, Elric. Ich flehe dich an - bringe jetzt davon auf, soviel du kannst.«
    Der Albino unterdrückte seine Furcht und hielt die Hand des Kindes fest und beruhigend.
    »Wir gehen doch nach Hause, oder?« fragte das Heilige Mädchen. »Was ist es, was du dort nicht finden möchtest, Prinz Elric?«
    Er lächelte auf sie herab und war ihr für die Frage dankbar. »Nichts Besonderes, Lady Varadia. Vielleicht nichts außer mir selbst.«
    Die drei traten gemeinsam durch das Tor.

Kapitel 3
     
    Feierlichkeiten in der Oase der Silberblume
     
    Als Elric neben dem immer noch schlafenden Kind erwachte, war er erstaunt, daß er sich so erquickt fühlte. Der Traumstab, der ihnen geholfen hatte, im Traumreich Gestalt anzunehmen, lag immer noch über ihren verschlungenen Händen. Er blickte hinüber zu Oone, die sich ebenfalls zu regen begann.
    »Dann war euch also kein Erfolg beschieden.«
    Es war Raik Na Seems Stimme, voller Resignation und Trauer.
    »Was?« Oone warf einen Blick auf Varadia. Ihre Haut gewann wieder gesunde Farbe. Sie öffnete die Augen und blickte in das bekümmerte Gesicht ihres Vaters. Sie lächelte. Es war das offene Lächeln, das Elric und Oone schon kannten.
    Der Älteste der Bauradim begann zu weinen. Er weinte, wie der Seneschall am Hof der Perle geweint hatte - aus Erleichterung und Freude. Dann schloß er seine Tochter in die Arme. Seine Freude war so übermächtig, daß er nicht sprechen konnte, sondern den Freunden nur die Hand entgegenstreckte, jenem Mann und jener Frau, die sich in das Traumreich gewagt hatten, um die Seele seines Kindes zu befreien und von dem Ort zurückzuholen, wohin sie vor den Schergen Lord Ghos geflohen war.
    Elric und Oone berührten seine Hand und verließen das Bronzezelt. Hand in Hand gingen sie in die Wüste hinaus. Dann blieben sie stehen und sahen einander in die Augen.
    »Nun haben wir einen gemeinsamen Traum«, sagte Elric. Seine Stimme war zart, voll Zuneigung. »Für mich wird das immer eine sehr schöne Erinnerung sein, Lady Oone.«
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. »Du bist weise, Prinz Elric, und mutig; aber dir fehlt eine gewisse Erfahrung. Ich hoffe, daß du sie eines Tages erringen wirst.«
    »Deshalb wandere ich durch diese Welt und lasse meinen Vetter Yyrkoon als Regenten auf dem Rubinthron. Ich bin mir mehr als einer fehlenden Erfahrung bewußt.«
    »Auch ich bin froh, daß wir gemeinsam geträumt haben«, sagte sie.
    »Ich glaube, du hast deine einzige Liebe verloren«, meinte Elric. »Ich bin froh, wenn ich dir helfen konnte, diesen schmerzlichen Verlust etwas leichter zu ertragen.«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn verblüfft an, dann glättete sich ihre Stirn wieder. »Du sprichst von Alnac Kreb? Ja, ich mochte ihn; aber er war für mich eher ein Bruder als ein Liebhaber.«
    Elric wurde verlegen. »Bitte vergib mir meine voreiligen Schlüsse, Oone.«
    Sie blickte zum Himmel empor. Noch war der Blutmond nicht verschwunden, sondern warf seine roten Strahlen hinab auf den Sand und das schimmernde Bronzezelt, in dem Raik Na Seem seine wiedergefundene Tochter willkommen hieß. »Ich liebe nicht leichtfertig in der Art, wie du vielleicht meinst«, sagte sie ernst. Dann seufzte sie. »Hast du immer noch vor, nach Melniboné und zu deiner Verlobten zurückzukehren?«
    »Ich muß«, antwortete er. »Ich liebe sie, und die Pflicht ruft mich nach Imrryr.«
    »Eine süße Pflicht!« Ihre Worte klangen sarkastisch. Sie trat einige Schritte weg von ihm, senkte den Kopf und legte die Hand an den Gürtel. Dann stieß sie mit dem Fuß in den blutroten Sand, daß es staubte.
    Elric hatte sich zu lange gegen alle Schmerzen des Herzens gewappnet. Er stand nur da und wartete, bis sie zurückkam. Sie lächelte jetzt. »Nun denn, Prinz Elric, warum gesellst du dich nicht eine Zeitlang zu den Traumdieben und verdienst auf diese Weise dein Brot?«
    Elric

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