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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ge­dacht hät­te. Se­ra­fi­ne be­merk­te mei­nen Blick und sah mich stra­fend an, has­tig wand­te ich die Au­gen ab. Zo­ko­ra fuhr sich noch ein­mal mit ei­nem Tuch über Ge­sicht und Ar­me und nick­te dan­kend, als Va­rosch ihr fri­sche Klei­der reich­te. »Das ist das Selt­sa­me dar­an.«
    »Ich den­ke doch, dass Ar­kin da­hin­ter­steckt«, sag­te die al­te En­ke, als sie die Zelt­bahn zu­rück­schob, die un­se­re Schlaf­kam­mer von dem Hauptraum trenn­te. »Es ist zu blau­äu­gig von uns, dar­auf zu hof­fen, dass Ar­kin nichts un­ter­neh­men wird.« Wie ge­wohnt, saß der Ra­be Kon­rad auf ih­rer Schul­ter und brei­te­te kurz die Flü­gel aus, um sich im Gleich­ge­wicht zu hal­ten, als sie sich un­ter der Zelt­bahn hin­durch­duck­te. Er mus­ter­te mich mit schwar­zen Au­gen, wipp­te ein­mal auf und ab und sag­te: »Raar­ha«, fast als wä­re er auch froh, dass ich noch leb­te.
    Den Le­gen­den nach war die al­te En­ke ei­ne schreck­lich häss­li­che He­xe, in Wahr­heit äh­nel­te sie mehr ei­ner et­was mol­li­gen Bür­gers­frau aus Lassahn­daar als die­ser gräss­li­chen Ge­stalt, mit de­ren Schil­de­rung man in mei­ner Hei­mat klei­ne Kin­der er­schreck­te. Selbst ich hat­te als klei­nes Kind mehr als ein­mal un­ter mei­ner Bett­statt nach­ge­se­hen, ob sie sich dort auch nicht ver­bor­gen hielt, um mich in der Nacht zu ho­len. Kon­rad hin­ge­gen ent­sprach ganz und gar der Le­gen­de, ein Furcht ein­flö­ßen­der, rie­si­ger, schwar­zer Ra­be mit zer­rupf­tem Ge­fie­der, des­sen Blick bös­ar­ti­ger nicht sein konn­te. Nur dass er jetzt nicht halb so bös­ar­tig drein­schau­te wie sonst.
    »Es wä­re ein klu­ger Schach­zug von ihm«, fuhr En­ke fort, als sie sich auf einen Stuhl setz­te, den Va­rosch eben erst für Zo­ko­ra her­ein­ge­tra­gen hat­te. Was Va­rosch da­zu ver­an­lass­te, so­gleich den nächs­ten Stuhl zu ho­len. »Mit ei­nem Streich hät­te er un­se­re gan­zen Plä­ne zu­nich­te­ge­macht.«
    »Ich glau­be den­noch nicht, dass Ar­kin es war«, wie­der­hol­te Zo­ko­ra und knöpf­te ihr schwar­zes Le­der­hemd zu, um sich dann ih­re Mes­ser­schei­den an die Un­ter­ar­me zu schnal­len.
    »Ich bin mit Zo­ko­ra ei­ner Mei­nung«, mein­te Se­ra­fi­ne. »Wir wis­sen, dass Ar­kin vor­hat­te, Ha­vald beim letz­ten Kampf ge­gen den Ver­schlin­ger an­tre­ten zu las­sen. Es wä­re die ele­gan­te­re Lö­sung für ihn ge­we­sen.«
    »Es sei denn, er be­fürch­tet, Ha­vald könn­te ge­gen den Ver­schlin­ger be­ste­hen«, er­wog Va­rosch, doch Zo­ko­ra schüt­tel­te den Kopf. Sie setz­te sich auf den Stuhl, den Va­rosch ihr ge­bracht hat­te, und schnall­te sich ih­re Bein­schei­den um. So­mit zähl­te ich jetzt vier­zehn Dol­che, und das wa­ren nur die, die ich se­hen konn­te. Es war un­ge­wohnt, Zo­ko­ra oh­ne ih­re Rüs­tung zu se­hen; nur in ei­nem Le­der­hemd, Ho­se und Stie­fel ge­klei­det kam sie mir um­gäng­li­cher vor.
    »Wir ha­ben Ar­kin be­lauscht, als er die Nach­richt von dem An­griff hier er­hielt«, er­klär­te sie. »Er schi­en über­rascht und rea­gier­te ver­är­gert, als er er­fuhr, dass Ha­valds Schwert ge­stoh­len wur­de. Mir schi­en  …«
    Ich lä­chel­te Zo­ko­ra an. »Du bist nied­lich.«
    Stil­le. Va­rosch und Se­ra­fi­ne sa­hen mich un­gläu­big an, wäh­rend Zo­ko­ra in ih­rer Be­we­gung er­starr­te und sich dann ganz lang­sam mir zu­wand­te.
    »Ach ja?«, frag­te sie, wäh­rend Se­ra­fi­ne den Atem an­hielt. »Wie kommst du dar­auf?«
    »Weil du es bist.«
    »Das ist ei­ne be­ein­dru­cken­de Lo­gik«, stell­te Zo­ko­ra lä­chelnd fest.
    Se­ra­fi­ne at­me­te lang­sam aus. »Du nimmst es ihm nicht übel?«, frag­te sie vor­sich­tig.
    Zo­ko­ra zuck­te mit den Schul­tern. »Der Trank nimmt ihm die Schmer­zen, doch ei­ne Ne­ben­wir­kung ist es, dass er die Din­ge so sagt, wie er sie sieht. Dass er es so sieht, ist wahr­schein­lich auch dem Trank ge­schul­det.«
    Se­ra­fi­ne schüt­tel­te im­mer noch vol­ler Un­glau­ben den Kopf. »Es stört dich nicht? Ich dach­te im­mer, dass du Wert dar­auf legst, Furcht ein­flö­ßend zu sein!«
    Es hieß im­mer, dass man El­fen nicht über­ra­schen könn­te, doch jetzt kam es mir vor,

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