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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wür­de es auch vor­zie­hen, man­ches nicht zu er­in­nern. Aber Ihr müsst.« Sie ließ ih­re Fin­ger­spit­zen über das po­lier­te Eben­holz­käst­chen glei­ten. »Der Mann, der Euch das an­tat, hielt sich für einen Pries­ter Oma­gors. Er er­stach Euch mit ei­nem Dolch, der dem to­ten Gott ge­weiht war, und er woll­te Euch da­mit mehr als nur das Le­ben neh­men. Er woll­te Euch auch Eu­re See­le steh­len.«
    »Dann bin ich dank­bar, dass es ihm nicht ge­lun­gen ist.«
    Sie sah mich trau­rig an. »Wie kommt Ihr dar­auf, dass es ihm nicht ge­lang?«
    »Ha­vald?« Rag­nars fra­gen­de Stim­me riss mich aus mei­nen Er­in­ne­run­gen.
    »Ja«, sag­te ich. »Ich ver­traue El­si­ne. Sie gab mir mei­ne See­le wie­der.«
    Rag­nar mus­ter­te mich nach­denk­lich. »Will ich wis­sen, wie du das meinst?«
    Un­will­kür­lich griff ich an mei­ne Brust, wo noch im­mer die Nar­be schmerz­te, die bis zum heu­ti­gen Tag nicht gänz­lich hei­len woll­te.
    »Nein«, ant­wor­te­te ich mit be­leg­ter Stim­me, wäh­rend ich ver­such­te die Er­in­ne­rung dar­an zu ver­drän­gen, wie El­si­ne mir die­sen schwar­zen Dolch ins Herz ge­sto­ßen hat­te, um das Ri­tu­al um­zu­keh­ren. »Das willst du nicht wis­sen.«
    Rag­nar nick­te und stand auf. »Wir soll­ten zu den an­de­ren zu­rück­keh­ren«, mein­te er und griff nach sei­ner Axt. »Viel­leicht ha­ben Zo­ko­ra und Va­rosch ja schon et­was zu be­rich­ten. Ich  … Ha­vald!«
    Zu­gleich mit sei­ner War­nung hör­te ich die Pfer­de wie­hern.
    Sie wa­ren zu fünft, dunkle El­fen, vier Krie­ger, die mit Schwer­tern und kur­z­en Bö­gen be­waff­net wa­ren, und ei­ne Frau in ei­nem lan­gen Le­der­ge­wand, die einen Stab aus dunklem Eben­holz in der Hand hielt. Eben noch wa­ren dort nur die Pfer­de ge­we­sen, jetzt sah ich einen Lid­schlag lang den schim­mern­den Rand ei­nes ma­gi­schen Tors. Doch schon im nächs­ten Mo­ment flo­gen vier Pfei­le auf uns zu, und noch be­vor die ers­te Sal­ve bei uns ein­schlug, wa­ren die nächs­ten Pfei­le be­reits in der Luft.
    See­len­rei­ßer sprang in mei­ne Hand und fuhr zur Sei­te weg und hoch, um einen Pfeil zur Sei­te zu schla­gen, der Rag­nar in den Hals ge­trof­fen hät­te, ein an­de­rer traf mich in die lin­ke Schul­ter, der drit­te Pfeil traf Rag­nar in sei­nen lin­ken Ober­schen­kel, der vier­te traf mich am Bein.
    Zeit­gleich hob die dunkle Mae­stra ih­re Hand, und ein ei­si­ger Wind­stoß warf Rag­nar und mich so hart zu­rück, dass mir See­len­rei­ßer aus der Hand flog, und ließ uns wie Pup­pen über den kar­gen Step­pen­bo­den rol­len, viel­leicht zu un­se­rem Glück, denn dort, wo wir eben noch ge­ses­sen hat­ten, schlu­gen schon die nächs­ten Pfei­le ein.
    Wie­der wir­bel­te uns die­ser ei­si­ge Wind­stoß da­von, ließ Him­mel und Er­de die Plät­ze tau­schen, hob mich mit kal­ten Fin­gern in die Luft, um mich hart nie­der­zu­wer­fen.
    Ich hör­te Zeus wie­hern und sah, wie er sich von dem Seil los­riss, das zwi­schen die bei­den Bäu­me ge­spannt war, wie er stieg und sei­ne me­tall­be­schla­ge­nen Hu­fe wir­beln ließ. Das Ge­räusch von dump­fen Auf­schlä­gen und bers­ten­den Kno­chen folg­te. Ein Pfeil schoss knapp an mir vor­bei, der zwei­te traf Rag­nar un­ter der lin­ken Schul­ter, der drit­te ver­fehl­te mich so knapp, dass er ei­ne feu­ri­ge Spur an mei­nem Hals ent­lang­zog.
    Ein dunk­ler Schat­ten husch­te dort­hin, wo Rag­nar und ich ge­ses­sen hat­ten, und ver­schwand. Mein Hengst schnaub­te em­pört und kam zu mir ge­trabt, wäh­rend aus dem La­ger hin­ter uns Ru­fe er­tön­ten.
    Müh­sam rich­te­te ich mich auf und such­te Rag­nar, er lag wie ei­ne zer­schmet­ter­te Pup­pe drei Schritt weit ent­fernt, die längs­ten drei Schritt mei­nes Le­bens. Ich kroch zu ihm hin, und als er mich sah, hielt er mir sei­ne blu­ti­ge Hand ent­ge­gen. Er ver­such­te zu lä­cheln und et­was zu sa­gen, doch ein Schwall schau­mi­gen Blu­tes nahm ihm sei­ne Wor­te, da­für griff er mei­ne Hand so fest, dass er mir die Hälf­te mei­ner Fin­ger brach, be­vor er sich rö­chelnd auf­bäum­te und still lag, mit der an­de­ren Hand hielt er noch im­mer den Griff sei­ner göt­ter­ge­schmie­de­ten Axt

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