Die Festung der Titanen
Maerbellinae ist Solante? Bist du dir sicher? Wenn sie Eure Göttin ist, warum trieb sie sich solange in Askir herum?«
»Der Dieb Wiesel hat sie mir beschrieben«, erklärte Zokora mir. »Abgesehen davon, dass Solante keine Knochen durch die Nase trägt, stimmt seine Beschreibung mit unserer Göttin überein, bis hin zu dem, dass er sagt, sie könne sich in eine große Katze verwandeln.« Sie hob ihr Kinn und sah mich strafend an. »Wenn sie es ist, trieb sie sich nicht herum, sondern hatte ihre Gründe. Sag mir, warum hast du Enke eben nach ihr gefragt?«
»Weißt du«, sagte ich leise und zog sie wieder in das Zelt hinein. »Astarte war nicht immer so, wie wir sie heute sehen. Ich verfüge über Erinnerungen an eine Zeit, in der wir Menschen sie uns anders vorstellten. Als eine Frau in mittlerem Alter, als die Mutter, nicht die Göttin der Liebe.«
Zokora musterte mich prüfend. »Dir geht es gut? Du bist nicht plötzlich vom Wahn befallen?«
»Das nicht«, seufzte ich. »Doch ich habe das Gefühl, dass die Götter uns näher sind, als ich bislang glaubte.«
»Was mich nicht wundern würde«, meinte Varosch, der damit bewies, dass seine Ohren denen von Zokora mittlerweile kaum noch nachstanden. »Doch die alte Enke?« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Priester Borons, ich sollte Göttlichkeit bemerken, wenn sie vor mir sitzt und strickt.«
»Was noch immer nicht erklärt …«, begann Zokora.
»Du hast es selbst gesagt«, unterbrach ich sie. »Solante und Astarte sind Aspekte derselben Göttin.«
»Mag sein«, sagte Zokora erhaben. »Aber sage mir, warum sich Solante ausgerechnet als Mensch zeigen sollte? Es ergäbe so gar keinen Sinn.«
»Weil die dunklen Elfen den Menschen so sehr überlegen sind?«, fragte Varosch etwas spitz.
»Richtig«, meinte Zokora ungerührt. »Ich sagte ja, es ergibt keinen Sinn.«
»Ragnars Volk glaubt, dass Astarte eine Tochter des Allvaters ist«, teilte ich ihnen gewichtig mit. »Er gab ihr einen Raben als Begleiter, der über sie wachen sollte, solange sie unter den Menschen wandelt.«
»Kraha«, hörte ich und sah dorthin, wo ein Rabe auf einer Querstange unseres Zeltes saß. »Kraha!« Zuvor hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass ein Rabe so lachen konnte, dass er fast noch von seiner Stange fiel.
»So«, meinte die alte Enke später, mit einem Blitzen in den Augen. »Du glaubst, ich bin Astarte?«
»Nun …«, begann ich, doch sie ließ mich nicht zu Worte kommen.
»Erkläre mir eines, Havald«, lachte die Hexe vergnügt. »Wenn ich Astarte bin, warum habe ich es dann nötig, in euer Zelt zu kommen, um mir Tee oder Kafje zu stehlen?«
»Gute Frage«, grinste Serafine, die das alles wohl sehr erheiternd fand.
»Kraha«, meinte Konrad noch dazu, und ich hielt abwehrend meine Hände hoch.
»Ist ja schon gut«, grummelte ich. »Wenigstens habe ich euch alle damit recht erheitert.«
»Was auch dringend nötig ist«, sagte die alte Enke und wurde sehr schnell wieder ernst. »Während wir uns in der Festung der Titanen bei einem Abenteuer vergnügten, scheint plötzlich die ganze Welt in Brand geraten zu sein, und jeder fragt nach dir. Ich hörte, dass Asela dich in der Felsenfeste sprechen will?«
Ich seufzte. »Das ist richtig. Wir brechen dorthin auf, sobald ich mit Arkin gesprochen habe.«
»Du willst noch immer an seinem Plan festhalten?«, fragte Varosch. »Meinst du nicht, er bemerkt es, dass du nicht der Verschlinger bist? Der Fluch hat keinen Einfluss auf dich, das müsste ihm doch auffallen. Der Verschlinger hörte seine Befehle, selbst wenn er meilenweit entfernt war, vielleicht weiß Arkin es schon längst, alleine deshalb, weil du ihm seinen Tee noch nicht gebracht hast.«
»Möglich«, meinte ich grimmig. »Aber selbst wenn es ihm auffällt, wird es zu spät für ihn sein. Der Fuchs hat uns
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