Die Festung der Titanen
griff und hielt. »Sie haben mich … mit gleich … fünf Pfeilen gespickt und … keiner davon hat … richtig getroffen.«
»Dafür hat dich das Gift fast umgebracht«, sagte Zokora ungerührt und beugte sich über ihn, um in seine Augen zu sehen. »Gut«, nickte sie befriedigt. »Das Fieber lässt bereits nach.«
Für mich stellte es sich anders dar, Ragnar war bleich wie gekochtes Leinen, und wo die Verbände seine Haut nicht bedeckten, war er von einer Schweißschicht bedeckt. Und der Geruch, der von ihm ausging, ließ mich beinahe vor meinem alten Freund zurückschrecken. Ich kannte diesen Geruch, der Geruch von Fieber, Krankheit und Tod.
Erschrocken sah ich zu Zokora hin, die wohl wieder meine Gedanken las.
»Es ist das Gift«, sagte sie leise. »Du riechst es in seinem Schweiß. Aber ich verspreche dir, Ragnar wird leben.«
»Das … ist gut zu wissen«, keuchte Ragnar. »Mein Weib … würde es mir nie verzeihen, käme ich … nicht zu ihr zurück.« Er presste meine Hand und zog mich zu sich herab. »Havald«, flüsterte er schwer atmend. »Ich habe … sie im Streit verlassen. Wenn … wenn Zokora … sich täuscht, sag Esire, dass … ich sie liebe.«
»Sag es ihr selbst«, meinte ich und versuchte, aufmunternd dabei zu klingen. »Warum hast du mit ihr gestritten?«
»Ich habe … sieben Töchter, Havald«, brachte er hervor. »Sieben gesunde Kinder, doch … das Letzte brachte sie bei der Geburt beinahe um. Und jetzt … jetzt … will sie mir einen Sohn geben, aber ich will sie … nicht verlieren. Ich sagte ihr, dass ich glücklich bin, aber sie nahm die Kräuter nicht … sie belog mich, um … mir einen Sohn zu schenken …« Sein Griff brach mir fast die Knochen meiner anderen Hand. Ich verstand Esire, ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie sehr es sie beide getroffen hatte, dass ihr erstgeborener Sohn noch im ersten Lebensjahr zu den Göttern gegangen war. Ich hatte geholfen, ihn in die Welt zu holen, und ich war es gewesen, der ihn begraben hatte.
Sie hatten ihn nach mir benannt.
»Ragnar«, bat ich ihn leise. »Nicht so fest, du hast mir bereits drei Finger gebrochen, diese hier brauche ich noch.«
»Entschuldige«, keuchte er und ließ etwas lockerer. »Aber versprichst du mir, dass du dich um Esire kümmern wirst?«
»Du wirst zu ihr zurückkehren und ihr verzeihen, hörst du mich?«
»Ich ihr?« Er lachte gequält, um anschließend das Gesicht schmerzhaft zu verziehen. »Ich hoffe … nur, dass … sie mir vergibt.«
»Ich verstehe das«, mischte sich mit kühler Stimme Zokora ein. »Ihr seid Freunde und all das. Doch Ragnar wird nicht sterben. Also braucht es das ganze Gerede nicht. Was dein Weib angeht, Ragnar, wende dich an die alte Enke. Sie weiß, wie man verhindert, dass dein Weib im Kindbett stirbt. Ruh dich aus, Ragnar, Havald muss sich um den Wettkampf kümmern.«
»Ich hörte, man hätte … dir dein Schwert gestohlen«, nickte Ragnar mühsam. »Dieser Stab ist ein kümmerlicher Ersatz. Nimm meine Axt, dann … wirst du siegen.«
»Er wird nicht kämpfen«, sagte Zokora unwirsch. »Die Hüterin wird die Herausforderung annehmen. Es ist nicht Havalds Kampf. Er hat Besseres zu tun.«
Ragnar schüttelte stur den Kopf. »Er muss kämpfen«, presste er hervor.
Zokora zog auf ihre unnachahmliche Art eine Augenbraue hoch. »Ach ja? Warum muss er das? Warum soll er für Elsine bluten?«
»Es geht … um seine Legende«, brachte Ragnar mühsam hervor. »Die Kor … müssen verstehen, dass er der Wanderer ist. Er braucht diesen Kampf, damit … sie an ihn glauben!«
»Das ist Unsinn, Ragnar«, widersprach ich. »Du weißt, dass es mir nicht um die Legenden geht. Sollen sie doch über dich singen, alter Freund, du hast es ebenso verdient! Zokora hat recht, die Hüterin ist besser dazu geeignet, diesen Kampf
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