Die Festung der Titanen
widersprach Serafine energisch. »Schau dich an! Du schwankst doch jetzt schon auf deinen Beinen!«
Varosch lachte, wofür ich ihn mit einem scharfen Blick bedachte. »Mir geht es gut«, log ich. »Ich bin nur etwas müde.«
»Genau«, nickte sie grimmig. »Ohne Ragnars Axt kannst du dich kaum auf den Beinen halten! Setz dich«, wies sie mich an. »Übe dich etwas in Geduld. Zokora ist dabei, die Festung für uns zu erforschen, sie wird sich melden, wenn sie etwas herausgefunden hat.«
»Hier«, sagte die Hexe Enke und reichte mir einen dampfenden Becher Kafje. »Vielleicht macht dich das etwas munterer. Du hast recht, wir müssen uns um die Festung der Titanen kümmern, aber das hat auch bis morgen früh noch Zeit.«
»Was, wenn die Priester das Grab heute Nacht finden und öffnen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Arkin hat das Grab nicht ohne Grund erwähnt. Wenn es so eilig wäre, hätte er mit Sicherheit dazu etwas bemerkt. Wie geht es deiner Hand?«
Ich verzog das Gesicht. »Nicht gut.«
»Lass mich sehen«, meinte Varosch, und widerwillig hielt ich ihm meine Hand hin. Er löste die Verbände.
»Es ist besser geworden«, meinte Serafine eher zweifelnd.
»Ja. Etwas …«, sagte Varosch. »Lass mich mal schauen …«
Ich zog zischend die Luft ein, als er die Finger abtastete, und atmete erleichtert wieder aus, als er zufrieden nickte. »Du heilst sehr schnell«, stellte er fest. »Genau das kann zum Problem werden, wenn die Bruchstellen nicht genau aufeinander passen.«
»Aber es wird besser?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Ja. Aber du musst aufpassen, dass du dich nicht stößt.«
Diesmal verband er mir die Hand so dick, dass es kaum mehr möglich war. »Wie war es, wenn dein Schwert dich heilte?«, fragte er, als er den Verband verknotete. »Musstest du auch darauf achten, wie die Knochen sitzen?«
»Manchmal ja«, antwortete ich und besah mir die dick verbundene Hand. Entweder musste ich in meiner Uniformjacke schlafen oder mir den Ärmel aufschneiden. »Meistens fügten sie sich von alleine zusammen.«
»Praktisch«, stellte die alte beißende Enke fest. »Jetzt müssen wir nur noch dein Schwert zurückbekommen, damit du jemanden damit erschlagen kannst, und alles ist wieder gut.«
»Es ist nicht Havalds Schuld, dass er Seelenreißer trägt«, verteidigte mich Serafine, als sie den Tonfall der Hexe wahrnahm.
»Das mag sein«, meinte diese ungerührt und klapperte mit ihren Stricknadeln. Wobei ich noch immer nicht erahnen konnte, was das für ein Strickwerk werden sollte. »Doch diese Bannschwerter machen es einem zu einfach, zu vergessen, dass man selbst auch nur sterblich ist.«
»Ihr seid älter als ich«, gab ich leicht verärgert zurück. »Was ist mit Euch, Ihr seid Jahrhunderte alt und man sieht es Euch nicht an.«
»Es war hart erkauft.«
»So ist es auch bei mir.«
Sie hörte auf, mit ihren Nadeln zu klappern, und schaute auf, um mich zu mustern und schließlich zu seufzen. »Ich weiß«, sagte sie dann. »Es ist etwas an diesem Ort, das mich unwirsch macht. Nicht nur mich, mir scheint, ein jeder ist gereizt und unzufrieden.«
Serafine nickte langsam.
»Also bin nicht nur ich es, die so denkt. Seitdem wir hier angekommen sind, scheint alles zäh von der Hand zu gehen, jede Kleinigkeit ist schwerer als gedacht, ob es nun darum geht, einfach eine Schnalle zuzuziehen oder Kafje aufzubrühen, wenn man nicht genau darauf achtet, was man tut, tut man es falsch.«
Die alte Enke nickte und legte ihr Strickwerk zur Seite. »Wir haben heute einen großen Sieg errungen. Die Kor können nun darauf hoffen, endlich unter einer Führung vereint zu sein. Delgere ist ernstlich bemüht, ihrem Volk zu helfen, und mit Elsine hat sie eine Ratgeberin an ihrer Seite, die die nötige Weisheit für ein solches großes Unterfangen mit sich bringt. Wir sollten feiern, doch es
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