Die Festung der Titanen
ist mir irgendwie nicht danach zumute.«
»Die Kor feiern den Tag«, erinnerte ich sie.
»Ja«, nickte sie. »Ich weiß nicht, wie sonst ihre Feste sind, aber gehe hinaus und schaue es dir an. Sie sitzen um das Feuer herum, trinken ihren Met, rechte Freude will allerdings nicht aufkommen. Es ist, als ob einem hier die Freude, Zuversicht und Begeisterung genommen wird.« Ihre Augen weiteten sich. »Ich bin dumm«, stellte sie fest und sprang so behände wie ein junges Mädchen auf. »Das ist es«, rief sie. »Ich bin gleich wieder zurück!« Und damit eilte sie aus dem Zelt, während wir ihr sprachlos hinterher sahen.
»Eure Hexe hat recht«, sagte La’mir etwas später, während er sich mit blicklosen Augen in unserem Zelt umsah, nur sah er die Welt wohl nicht so wie wir. »Sie hat auch recht damit, zu mir zu kommen«, fuhr er leiser fort, während er die Stirn runzelte. »Es ist keine Magie, wie ihr sie kennt, es ist ein übler Geist, der uns hier mitspielt, allerdings verbarg er sich vor mir.«
»Wie das?«, fragte ich und gähnte.
»Die meisten Geister befinden sich an einem Ort, er nicht, er verbirgt sich an einem anderen. An einem, an dem ich nicht nach Geistern Ausschau halte.«
Damit war ich so schlau wie zuvor.
»Ich kann ihn immer noch nicht sehen«, sprach La’mir bereits weiter. »Aber ich spüre ihn und kann etwas tun, um euch zu helfen.« Er sah sich suchend um. »Ich brauche einen Ort hier im Zelt, der nicht gestört wird.«
»In der Kammer hier«, meinte Serafine und stand auf, um das Zeltleinen für den blinden Schamanen zur Seite zu schieben. »Das meiste von dem, was wir hier lagern, brauchen wir nicht.«
Damit waren wir einer Meinung, was gut zu wissen war, vielleicht ließ sie sich beim nächsten Mal doch darauf ein, nicht alles mitzunehmen.
Der Schamane nickte, duckte sich unter der Plane hindurch und griff zu den Beuteln, die er an seinem Gürtel hängen hatte. »Dies«, sagte er und hob einen weißen Kiesel hoch, »ist euer Zelt.« Er legte den Kiesel auf den Boden und zog seinen Dolch, um mit der Spitze einen Kreis um den Stein herum in den Boden zu ritzen. »Und dies ist der Kreis.« Er deutete darauf.
Der Kreis war der Kreis. Richtig. Soweit hatte ich das sogar verstanden.
»Der Kreis steht für Unendlichkeit«, erklärte er. »In diesem Fall aber führt er das, was von außen zu euch kommt, um sich herum. Deshalb findet es den Weg nicht mehr hinein. Das sollte helfen«, nickte er zufrieden.
»Das war es?«, fragte ich ungläubig. »Das ist der ganze Zauber?«
»Stimmt«, nickte La’mir und griff wieder an seinen Beutel, um zwischen seinen Fingerspitzen eine Prise eines gräulichen Pulvers in die Luft über den Kiesel und dem Kreis zu verteilen. Es leuchtete auf und verpuffte dann in einem kleinen Funkenregen. »Ich hätte das beinahe noch vergessen«, er sah mit blinden Augen zu mir hin und schien erheitert. »Es ist nötig, damit die Blinden sehen können, dass man eben große Zauber gewirkt hat. Ich hoffe, ihr könnt jetzt besser schlafen«, fügte er hinzu. »Ich begebe mich nun zu unserer Feier zurück, wo mein Met auf mich wartet«, teilte er uns erhaben mit und duckte sich aus dem Zelt heraus.
Während wir uns noch gegenseitig unsicher ansahen, kam Enke wieder. »Gut.« Sie rieb sich zufrieden die Hände. »Ich sehe, La’mir war schon hier.«
»Ihr könnt seinen Zauber sehen?«, fragte ich überrascht.
»Nein«, sagte die alte Enke und lachte. »Aber ihn, als er mir eben entgegenkam. Wieso?«
Ich wies wortlos auf den Kiesel und den Kreis. Sie beugte sich in den Nebenraum, warf einen Blick auf La’mirs Zauber und nickte. »Einfach und direkt«, meinte sie zustimmend. »Diese Nacht sollten wir gut schlafen können.«
»Das ist es?«, fragte ich ungläubig. »Ein Kiesel und ein Kreis, und wir sind sicher vor einem Geist?«
»Sag mir morgen, wie du geschlafen hast«, lachte
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