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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wä­re es ver­lo­ren ge­we­sen, so mag es dir viel­leicht noch nütz­lich sein.«
    Ich sah die bei­den miss­trau­isch an.
    »Ihr habt euch bei­de schon reich­lich Ge­dan­ken dar­über ge­macht, nicht wahr?«, frag­te ich vor­wurfs­voll.
    »Un­ab­hän­gig von­ein­an­der«, lä­chel­te Va­rosch. »Aber ja.« Er sah lie­be­voll zu Zo­ko­ra hin. »In vie­len Din­gen den­ken wir über­ra­schend gleich.«
    Se­ra­fi­ne kam nah an mich her­an. »Ha­vald. Wenn es das ist, was dich quält, kann ich dich be­ru­hi­gen. Du wirst dich nicht ver­lie­ren. Nie­mals.« Sie strich mir zärt­lich über die Wan­ge. »Selbst nach dei­nem Tod blieb ge­nug von dir, dass ich mich er­neut in dich ver­lie­ben konn­te.«
    »El­si­ne sagt, ich wä­re nicht ge­stor­ben, das kal­te Was­ser des Ask und das Gift hät­ten mich der­art ge­lähmt, dass mein Herz so lang­sam schlug, dass ich nicht ver­blu­tet bin, als die­ser ver­rück­te Pries­ter mich er­stach und mir die Keh­le durch­schnitt. Die­se Mae­r­bel­li­nae  … sie kam, be­vor die Wir­kung des Gifts nachließ, und konn­te mich auf die­se Wei­se noch ge­ra­de recht­zei­tig hei­len. Es brauch­te nur, bis ich mich da­von er­hol­te.«
    Dass ich da­bei auch mei­ne See­le ver­lo­ren hat­te, ver­schwieg ich ihr, es war ge­nug an Of­fen­ba­run­gen für heu­te.
    »Ehr­lich ge­sagt«, lä­chel­te sie, »be­ru­higt mich das. Ich fin­de es be­fremd­lich, wenn To­te wie­der­au­fer­ste­hen  … es ge­hört sich ein­fach nicht.« Ich blin­zel­te über­rascht. Dass sie so rea­gier­te, hat­te ich nicht er­war­tet. »Al­ler­dings mein­te ich das nicht«, fuhr sie dann erns­ter fort. »Ich sprach von Jer­bil. Ich er­ken­ne ihn in dir wie­der, ob­wohl ihr so ver­schie­den seid. Was ich wie­der­er­ken­ne, ist wohl das, was die See­le aus­macht.« Sie leg­te mir ei­ne Hand auf die Brust. »Ge­nau des­halb kannst du dich nicht ver­lie­ren. An­ders als die­se See­len­rei­ter trägst du nur ei­ne See­le in dir  … und die ge­hört ur­säch­lich dir. Und was auch im­mer ge­schieht, das wird sich nicht än­dern. Des­halb wer­de ich dich auch im­mer lie­ben kön­nen.« Sie stell­te sich auf die Ze­hen­spit­zen und gab mir einen Kuss. »Dich«, sag­te sie lei­se. »Egal wel­chen Na­men du auch trägst oder wel­ches Le­ben du auch lebst, ich wer­de dich lie­ben.«
    »Dan­ke«, er­wi­der­te ich rau und hat­te Mü­he, die­ses ei­ne Wort her­aus­zu­be­kom­men, so sehr schnür­te es mir den Hals zu.
    »Ich bin noch nicht fer­tig«, lä­chel­te sie und hol­te tief Luft. »Sag mir, ver­ste­he ich das rich­tig  …«, sie warf einen schnel­len Blick zu Zo­ko­ra und Va­rosch hin, »… dass du weißt, was See­len­rei­ßer dir ge­ge­ben hat?«
    Ich nick­te lang­sam.
    »Ich den­ke schon«, sag­te ich lang­sam. »Es fühlt sich so an  … als ob ich nur da­nach grei­fen müss­te. Es ist  … es ist, als ob ich in ei­ner großen Bi­blio­thek ste­he«, ver­such­te ich ihr zu er­klä­ren. »Mit all die­sen Bü­chern  … ich brau­che sie nur her­aus­zu­neh­men, um zu ler­nen, was in ih­nen steht, und manch­mal  …« Ich schluck­te. »Manch­mal ha­be ich das Ge­fühl, als kämen sie mir un­auf­halt­sam nä­her, als ob ich kei­ne Wahl hät­te, als ob sie dar­auf be­ste­hen, ge­le­sen zu wer­den.«
    »Doch du hast Angst da­vor«, stell­te Zo­ko­ra fest. »Selbst in dei­nen Träu­men kämpfst du da­ge­gen an.«
    »Ist das ein Wun­der?«, frag­te ich sie auf­ge­bracht. »Ich will die­se Le­ben nicht le­ben, ich will nicht er­fah­ren, wer sie wa­ren, wer sie lieb­te, wen sie lieb­ten, was sie zu dem Ort führ­te, an dem sie mir be­geg­ne­ten und von mir er­schla­gen wur­den!«
    »Göt­ter!«, hauch­te Se­ra­fi­ne. »Kein Wun­der, dass dich die Nacht­pfer­de rei­ten!«
    »Ja«, sag­te die al­te En­ke und schau­te mich nach­denk­lich an. »Da­vor wür­de so­gar ich mich fürch­ten. Sag, Ha­vald, glaubst du, dass dich die Göt­ter aus­ge­wählt ha­ben, der En­gel des To­des zu sein?«
    Wi­der­stre­bend nick­te ich. »Ja. Auch wenn ich es nicht wahr­ha­ben will, zu vie­les spricht da­für.«
    »Dann glaubst du auch, dass dies das Schick­sal ist, das sie für dich be­stimmt ha­ben?«
    Ich lach­te bit­ter.

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