Die Festung der Titanen
»Dort drüben graben die Priester des Verfluchten Gottes nach dem Grab ihres Gottes. Wir wissen alle, dass sie ihr Ziel nicht erreichen dürfen.« Sie schaute jetzt zu Varosch hin. »Nur weiß ich nicht, wie wir es verhindern sollen. Du etwa?«
Der schüttelte nur leicht den Kopf. Enkes Blick schwenkte zu Serafine, die zu Boden sah, und auch zu Zokora, die ihrem Blick unbewegt standhielt. »Du?«
»Nein«, sagte Zokora. »Doch er weiß es«, fügte sie hinzu und schaute nun mich an.
»Meinst du?«, meinte die alte Enke skeptisch. Sie seufzte und raffte ihre Röcke, um sich auf einen der Trümmerbrocken zu setzen. »Vielleicht. Mag sein. Nur ist er sich dessen nicht sicher. Ich glaube, dass das genau das Problem ist. Er ist sich seiner nicht mehr sicher!« Sie musterte mich eindringlich. »Etwas ist mit dir geschehen, Roderik von Thurgau.«
»Er starb«, erinnerte Serafine sie, aber diesmal schüttelten die alte Enke und ich gleichzeitig unsere Köpfe.
»Sie hat recht«, sagte ich zögernd und griff nach meinem Beinpanzer, um ihn mir wieder umzuschnallen. »Ich habe Zweifel.« Ich schaute hilfesuchend zu Varosch hin. »Seit dem Kampf gegen die Dämonin.«
»Also doch«, stellte Serafine leise fest. »Es ist etwas passiert. Was ist in Wahrheit dort geschehen?«
»Havald hat festgestellt, dass er über Gaben verfügt, die er nicht nutzen will«, sagte Zokora ruhig. »Unter anderem auch die der Nekromantie. Zusammen mit den Gaben und Talenten, dem Wissen und den Erfahrungen aller derer, die er jemals mit Seelenreißer erschlagen hat. Er fürchtet, sich zu verlieren, wenn er zulässt, dass diese Fähigkeiten, Erinnerungen und Talente zu den seinen werden.« Zum ersten Mal, seitdem ich sie kannte, sah ich so etwas wie Mitleid in ihren Augen. »Das ist es, vor dem du dich fürchtest.«
Sie wusste davon? Ich sah Varosch fragend an, aber er schüttelte fast unmerklich den Kopf, er hatte mich nicht verraten. Auf der anderen Seite, warum sollte es mich wundern, dass Zokora es wusste, ihr entging wenig und sie hatte damals schon Verdacht geschöpft.
»Ist das wahr?«, hauchte Serafine.
Ich nickte zögernd. »Zokora hat recht. Nur ist es schlimmer.«
»Wie kann es noch schlimmer sein?«, fragte Serafine bestürzt.
»Ich habe Angst, ich könnte wie der Verschlinger sein«, gab ich ihr Antwort. »Er und ich sind uns zu ähnlich, auch er hat über die Jahre Seelen gesammelt und sie sich einverleibt. Er glaubt, er wäre noch Aleyte, das ist das Schlimmste daran, er sieht nicht, dass er zu dem Ungeheuer geworden ist, dass er es als gegeben ansieht, dass andere sterben müssen, um den Hunger des Ungeheuers zu stillen.« Ich holte tief Luft. »Wir bekämpfen die Seelenreiter, doch in Wahrheit sind sie nicht schlimmer als ich auch, auch sie rauben ihren Opfern die Fähigkeiten und Talente. Es … es ist … es wäre so einfach«, versuchte ich ihnen zu erklären. »Ich müsste nur … zulassen und schon …« Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich will nicht so sein wie sie, ich will nicht danach hungern, was mir Seelenreißer gibt!«
»Es war Soltars Wille, dass du das Schwert erhältst«, erinnerte mich Zokora mit harter Stimme. »Er und die anderen Götter haben dich als ihren Streiter gegen Omagor ausgewählt und dir diese Waffe gegeben. Um dich für den Kampf mit diesem Nekromanten vorzubereiten, der nach etwas strebt, das ihm nicht gebührt. Sie wollten, dass dies geschieht, Havald. Sie haben es dir gegeben. Meinst du nicht, es wird Zeit, es zu benutzen?«
»Vergesse eines nicht«, sagte Varosch eindringlich. »Du bist kein Seelenreiter, du hast die Seelen deiner Feinde zu den Göttern geschickt, sie haben dir nur zurückgelassen, was sie nicht mehr brauchen.« Er lächelte etwas schief. »Sehe es so, andernfalls
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