Die Festung der Titanen
»Ich glaube, dass ich mich diesem Schicksal nicht fügen will!«
»Doch du glaubst, dass du in diesen … Büchern einen Weg finden kannst, wie wir die Priester davon abhalten können, das Grab zu öffnen?«
»Es braucht mein Schwert dazu. Solange sie es nicht haben, bleibt das Grab verschlossen.«
»Ja«, knurrte sie. »Es wurde ja auch noch nie eine Tür aufgebrochen, zu der der Schlüssel fehlte. Meinst du wahrhaftig, die Priester lassen sich davon aufhalten?«
Wohl eher nicht. Sie hätte es nicht fragen brauchen, das wussten wir hier alle.
Jetzt sah sie mich fast schon mitleidig an. »Wie lange wirst du brauchen, bis du dir eingestehst, dass es etwas ist, das du tun musst? Dass du die Bücher dieser Leben lesen musst, damit du zu dem wirst, zu dem die Götter dich bestimmt haben? Dir muss bewusst sein, dass du so, wie du jetzt bist, Kolaron Malorbian kaum entgegentreten kannst. Du würdest nicht einen Lidschlag lang gegen ihn bestehen.«
»Der Prophezeiung nach werde ich auf Seelenreißer enden«, erinnerte ich sie bitter. »Das würde ich nicht als gegen ihn bestehen bezeichnen.«
»Aber auch nur, weil du noch nicht herausgefunden hast, wie die Worte sich auslegen lassen«, sagte Zokora ruhig.
»Nur, weil du es ständig wiederholst, wird es nicht wahrer«, gab ich zurück, und sie schüttelte den Kopf.
»Ich irre mich nicht, Havald«, meinte sie bestimmt. »Aber das ist für später. Noch stehst du ihm nicht gegenüber. Doch jetzt und hier müssen wir die Priester daran hindern, ihrem verfluchten Nekromantenkaiser Zugang zu diesem Grab zu gewähren. Du weißt, was du tun musst, Havald. Du musst annehmen, was die Götter dir gaben, also höre auf, dich dagegen zu wehren!«
Ich schaute erst sie und dann die anderen verzweifelt an. »Ihr wisst nicht, was das bedeutet«, teilte ich ihnen mit. »Viele von denen, die ich erschlug, waren nur einfache Soldaten, die schlicht das Pech hatten, mir gegenüberzustehen … ich könnte es ertragen, ihr Leben nachzuleben, aber was ist mit den Seelenreitern? Den Priestern dieses verfluchten Gottes? Was sie in ihrem Leben taten, all die Grausamkeiten, die Blutsopfer, all das … ich will ihr Leben nicht erfahren, es nicht leben müssen! Ich will sie nicht verstehen, ich will nicht wissen, wie es dazu kam, dass sie solche Ungeheuer wurden, dass sie zu solchen Taten fähig waren! Das könnt ihr nicht von mir verlangen, selbst die Götter dürfen dies nicht von mir fordern, es ist zu viel!«
»Du hast recht, Havald«, sagte Zokora leise. »Es gibt nur einen, der dies von dir verlangen darf. Und das bist du.« Sie legte den Kopf schräg und sah mich fragend an. »Wie lange kämpfst du schon diesen Kampf, Havald?«
»Seitdem ich im Tempel des Soltar erwachte«, antwortete ich ihr und setzte mich auf einen der Trümmer, um den Kopf schwer in die Hände zu stützen. »Ich wusste nicht, wer ich bin, meine eigene Erinnerung hatte ich verloren, nur gab es diese anderen Erinnerungen, die mich bedrängten. Zwischen einem Blinzeln und dem nächsten konnte es geschehen, dass ich glaubte, jemand anderer zu sein, bis die nächste Erinnerung kam und ich erneut jemand anderes war. Und die ganze Zeit … die ganze Zeit erzählte man mir, ich wäre der Engel des Todes … ein Lanzengeneral des Reichs … und ich wusste, dass dies nicht stimmen konnte … bis ich mich an das nächste Leben erinnerte und dann das nächste …« Ich hob den Kopf und sah sie verzweifelt an. »Vor allem davor hat mich Elsine gerettet«, sagte ich rau. »Verwundert es da, dass ich dachte, ihr einen Gefallen schuldig zu sein? Zumal dieser dem Kaiserreich nur nützen konnte?« Ich lachte bitter. »Wisst Ihr, wer es war, der sich mir aufzwängte, das Tor aufstieß? Dieser verdammte Ordun, der erste Seelenreiter, den ich jemals traf. Er sitzt in
Weitere Kostenlose Bücher