Die Festung der Titanen
wartete, vielmehr war es das Geschenk einer sterbenden Kultur an die, die nach ihnen kommen würden. Vielleicht, nur vielleicht, irgendwann, waren wir bereit, ihr Erbe anzutreten und gingen dann hoffentlich sorgsam damit um.
Hoffnung, dachte ich, als ich die steile Rampe wieder nach oben ging, wo das Licht auf mich wartete, war das größte Geschenk. Die Hoffnung darauf, dass das Ende nicht das Ende sein würde.
Etwas, für das man wahrlich bis zum Letzten kämpfen sollte.
Als ich blinzelnd in das Tageslicht trat, warteten bereits Zokora und die anderen auf mich. Ich musste mich dort unten länger aufgehalten haben, als ich dachte, sie hatten hier im Lager bereits für Ordnung gesorgt.
»Ihr wart fleißig«, stellte ich fest, als ich zu den schwarzen Soldaten hinsah, die in kleineren und größeren Grüppchen verteilt in einer Ecke des Lagers standen oder saßen, ich sah keine Fesseln, doch ihre Waffen lagen weiter hinten auf einem überraschend großen Haufen. Offenbar waren sie gefügig genug, dass sich Serafine traute, sich unter sie zu mischen und ihnen Wasser zu geben. Was vielleicht auch an einer übergroßen Katze lag, die sich unweit von ihr faul die Sonne auf die Panzerplatten scheinen ließ.
Zokora nickte. »Es war einfach genug«, meinte sie. »Der Hohepriester erteilte ihnen den Befehl, sich ruhig zu verhalten, bis er wiederkommen würde. Sie sagten, er ging dann die Rampe hinunter … ich nehme an, du bist auf ihn gestoßen?«
Ich dachte an den seelenlosen Körper, der dort unten lag, und unterdrückte ein Schaudern.
»Ja«, sagte ich nur. »Er wird nicht wiederkommen.«
Sie musterte mich prüfend. »Was ist dort unten geschehen?«
»Es war eine Falle«, begann ich, doch bevor ich weitersprechen konnte, kam Serafine herangerannt und warf sich mir in die Arme. »Havald!«, rief sie unter Tränen. »Ist alles gut gegangen? Ist das Grab immer noch verschlossen?«
»Ja. Nur der Zugang zu ihm noch nicht«, antwortete ich ihr. »Ich dachte, das überlasse ich euch. Dort unten in der Ecke, siehst du die Schnüre? Es sind Pulverschnüre, die zu Fässern führen, die mit Xiang-Rauchpulver gefüllt sind. Die Priester selbst haben sie dort angebracht.«
»Wie freundlich von ihnen«, meinte Varosch mit einem breiten Grinsen.
»Was ist mit den anderen Priestern?«, fragte ich.
»Ich habe noch zwei gefunden, sie versuchten, sich zu verstecken«, sagte Zokora und wies mit ihrer Hand auf zwei verkohlte Leichen hin, die vor dem Altarstein lagen, der nun in drei große Teile zerborsten war. »Der Einzige, der fehlt, ist der Hohepriester. Hast du nicht gesagt, du hättest ihm die Seele entzogen? Wie kann es dann sein, dass er noch Befehle gab?«
»Das musst du den Nekromantenkaiser fragen«, meinte ich. »Ich sagte ja, es war eine Falle, Kolaron Malorbian ritt diesen Priester als seine Puppe und wartete dort unten zusammen mit Aleyte auf mich.«
»Kolaron war hier?«, fragte Serafine entsetzt. »Aber …«
»Nur als eine Puppe«, beruhigte ich sie.
»Und das Grab?«, fragte Varosch ungeduldig. »Hat er es nicht öffnen wollen?«
Ich lächelte grimmig. »Er versuchte sich daran, doch das Tor blieb verschlossen.«
»Wie konntest du zulassen, dass er es überhaupt versucht?«, fragte Zokora ungehalten.
»Ich wusste, dass es sich nicht für ihn öffnen würde«, erklärte ich lächelnd. »Er ist nicht an Seelenreißer gebunden.«
»Willst du dir die Würmer einzeln aus der Nase ziehen lassen?«, fragte Serafine empört.
»Ihr könntet mich auch berichten lassen«, schlug ich milde vor.
»Dann fange damit an«, befahl mir Zokora herrschaftlich, und ich widerstand nur mit Mühe dem Impuls, sie dafür in die Arme zu nehmen und zu drücken, dafür lachte ich laut auf.
»Was ist?«, fragte sie
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