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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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an Eisen. Es war rau und rissig und zerbröselte unter seinen Fingern. Rost. Von Wasserstrudeln herumgeschleudert, klammerte er sich daran fest, während er mit den Beinen strampelte, als das Wasser mit voller Wucht durch die rotierenden Propeller schoss. Er hatte Eisensprossen erwischt, an denen man, vielleicht zur Inspektion, in das Überlaufbecken steigen konnte.
    Seine Arme spannten sich wie Bogensehnen, als er sich langsam hinaufzog, bis sein Gesicht aus dem Wasser stieß. Er holte keuchend Luft und sah über die Schulter zurück. Die aufgewühlten Wassermassen in dem Becken waren nur die Ausläufer des Geysirausbruchs – gleich denen, die Max wenige Stunden zuvor durch den Tunnel hierhergeschwemmt hatten. Blutiger Schaum schwamm auf der Oberfläche, mehr war von den Krokodilen nicht übrig, die durch die Propeller gepresst und zerstückelt worden waren.
    Als er endlich den Betonrand des Beckens erreicht hatte, bemerkte er die mächtigen Rohre, die nach oben in den dunklen Fels hineinragten. Sie führten in den Generatorenraum, vermutete er. Über ihm befand sich ein Eisengitter, auf dem mitMetallplatten ein Verbindungsweg ausgelegt worden war. Das Gitter war weitmaschig genug, um hindurchzuklettern; von da oben aus wurden wahrscheinlich das Becken und die Turbinen kontrolliert. In den Ecken des Raums waren Scheinwerfer, die bei einer Inspektion alles taghell erleuchten konnten. Oberhalb des Gitters führte ein Weg ins Freie, aber das Gitter selbst befand sich drei Meter über seinem Kopf.
    Max kauerte sich in eine Ecke; die Luft vibrierte vom Wirbeln der Turbinen, und er musste sich unbedingt erst einmal ausruhen. Seit er in den Krater gestürzt war, hatte er keine Zeit gehabt, an ! Koga zu denken, und jetzt fragte er sich, was der Junge wohl unternommen haben mochte. Was auch mit ihm selbst geschehen würde, alles hing davon ab, dass ! Koga zu Kallie ging, die hydrologische Karte ablieferte und Hilfe holte. Würde jemand kommen? Würden die Zeichen auf der Karte jemanden davon überzeugen, dass dort Menschen an vergiftetem Wasser gestorben und ihre Leichen beseitigt worden waren?
    Er zitterte heftig. Die quälende Zeit im Tunnel, der Angriff der Krokodile und die beinahe tödliche Begegnung mit den rotierenden Turbinenschaufeln – das alles hatte ihn vollkommen erschöpft. Aber wenn er hier unten blieb, würde man ihn früher oder später entdecken. Er zog die Knie an die Brust, machte sich so klein wie möglich, um nicht noch mehr Körperwärme zu verlieren. Er ließ seinen Blick über die Wände schweifen, das Gitter, den Fußboden, das Wasser, sah aber nichts, was ihm zur Flucht verhelfen könnte. Der Turbinenlärm rückte in die Ferne, und das Brodeln des Wassers wurde zu einer Art Hintergrundrauschen.
    Konzentrier dich. Was siehst du? Bleib wach! Sieh hin! Reiß dich zusammen!
    Er richtete sich auf. Das Herumsitzen brachte ihn nicht weiter.Die Scheinwerfer, der Strom – irgendwo mussten da Leitungen sein. Er tastete sich an der Wand entlang. Sein Instinkt sagte ihm, da musste es etwas geben, also suchte er. Eine kleine Ausbuchtung in der Ecke, ein dünnes Rohr, verputzt und angestrichen, sodass es kaum zu sehen war, aber seine Finger fanden es, und es war klar, dass es vom Boden bis zu der Gitterdecke führte.
    Er brauchte ein Werkzeug, um den Verputz abzukratzen, aber sein Messer und die Waffen, die ihm die Buschmänner im Lager gegeben hatten, waren allesamt dem Atem des Teufels zum Opfer gefallen. Er suchte und suchte, bis er ein viereckiges Stück Metall fand, etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel. Es hatte ein Loch in der Mitte und war vermutlich eine Unterlegscheibe für eine der großen Schrauben, mit denen die Trageplatten an den Hydraulikleitungen gesichert waren. Als Max mit der Kante am Rand der Ausbuchtung kratzte, bröckelten Putz und Farbe, und nach einigen Minuten sorgfältiger Arbeit hatte er genug Platz geschaffen, um die Metallscheibe hinter das Kabelrohr schieben zu können. Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis er das ganze Rohr mit seinen Fingern umschließen konnte. Er zerrte, und ein meterlanges Stück Rohr kam frei. Er stemmte einen Fuß gegen die Wand, zog noch einmal, und das Plastikrohr zerbrach. Er verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten, aber jetzt hatte er etwas, was ihm bei der Flucht helfen konnte. In dem zerbrochenen Rohr steckten Stromkabel. Er packte den mit Gummi isolierten, besenstieldicken Kabelstrang mit beiden Händen, zerrte ein letztes Mal

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