Die Festung des Teufels
kräftig daran und riss die Kabel vollständig aus dem zersplitternden Plastikrohr heraus.
Mehr war nicht zu tun. Er packte den Kabelstrang, stemmte beide Füße gegen die Wand und kletterte daran hoch. Die Stäbedes mächtigen Gitters über ihm waren so dick wie seine Arme, alt und rostig, aber unverwüstlich. Vermutlich stammte das Gitter noch aus der Zeit, als das Fort ursprünglich erbaut worden war. Wenn diese unterirdischen Räume als Verlies gedient hatten, und wenn der verrückte deutsche Adlige von den Krokodilen hier unten gewusst hatte, dann hatte er diesen Gitterboden einbauen lassen, um die Leute, die hier unten gefangen gehalten wurden, abzuschrecken. Aber die Geschichte der Festung war jetzt nebensächlich, als Max einen Arm durch das Gitter schob und sich hinaufzog.
Da oben gab es nicht viel zu sehen. Auf einer Seite eine Stahltür, in der Wand gegenüber noch eine. Das gleichmäßige, von dicken Wänden gedämpfte Brummen von Maschinen sagte ihm, dass hier unten die Stromerzeugung und andere Versorgungseinrichtungen des Forts untergebracht waren. Er hatte auf einer Klassenfahrt nach Bayern einmal ein altes deutsches Schloss besichtigt, und jetzt ärgerte er sich, dass er so wenig vom Aufbau des Ganzen behalten hatte. Das hätte ihm helfen können, eine deutlichere Vorstellung davon zu bekommen, wo genau er sich jetzt innerhalb des Forts befand. Auf jeden Fall war er ganz unten, und wenn er rauswollte, musste er nach oben. Aber wie? An den Wänden und an der Decke liefen Lüftungskanäle und Rohrleitungen entlang, aber kein Weg führte hinaus. Was hatte er gesehen und gehört, als er vorhin durch die Dunkelheit gewirbelt war? Max strich mit einer Hand über die matt glänzende Tür. Daneben, in einem schmalen Streifen aus dem gleichen gebürsteten Stahl, war eine rechteckige Glasfläche eingelassen, in die der Umriss einer gespreizten Hand gezeichnet war. Zögernd hielt er seine Hand darüber. Das konnte eigentlich bloß ein Sensor zur Handflächenerkennung sein, der nur bestimmten Personen erlaubte, die Tür zu öffnen – aberwas würde passieren, wenn er seine Hand darauflegte? Würde das Ding im ganzen Fort Alarm auslösen, oder würde es ihm bloß den Zugang verwehren?
Er sah über der Tür nach. Zwischen Wand und Decke erstreckte sich über die gesamte Breite des Raums eine Glasscheibe. Darunter verlief ein nicht sehr dickes Rohr, das mit stabil aussehenden Haltern befestigt war. Da kam er heran. Ein kräftiger Sprung, und er konnte es zu packen kriegen, und wenn er sich hochzog, konnte er sehen, was sich auf der anderen Seite der Wand befand. Seine Oberschenkel schmerzten, als er die Knie beugte. Er sprang mit aller Kraft und riss die Arme so hoch er konnte. Tatsächlich bekam er das Rohr zu fassen, aber seine Hände waren nass geschwitzt, und er hatte nur wenig Halt – das Rohr war ein bisschen zu dick. Er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Handgelenke und krallte sich so gut es ging fest. Zitternd vor Anstrengung zog er sich hoch, seine Armmuskeln brannten wie Feuer, und trotzdem begann er abzurutschen.
Kaum hatte er versucht, die Knie hochzuziehen und ein Bein über das Rohr zu schwingen, als mit einem Zischen die Tür aufglitt. »Johnson Mkebe betritt den Generatorenraum«, flüsterte eine freundliche Frauenstimme.
Ein schlank gebauter Afrikaner mit Baseballmütze und in blauem Overall – Wartungspersonal stand auf dem Rücken – trat durch die Tür. Drei Dinge geschahen nun rasch nacheinander: Die Tür schloss sich, Max rutschte ab, und Johnson Mkebe wurde ohnmächtig, nachdem Max mit voller Wucht auf ihn gefallen war. Der Wartungsmonteur stöhnte nur einmal kurz auf und blieb dann reglos liegen. Max wälzte sich von ihm herunter und horchte angestrengt, ob sich von irgendwo Schritte näherten. Er hielt den Atem an, sein Herz hämmerte, alle Muskelnstrafften sich. Falls er fliehen musste, blieb ihm nur das Überlaufbecken. Und das kam gar nicht infrage. Er würde sich auf jeden stürzen, der durch die Tür kam, und sich allem stellen, was ihn auf der anderen Seite erwartete – egal was. Aber nichts geschah. Max wartete einige Sekunden, aber niemand kam. Er drehte den Mann um, zog den Reißverschluss seines Overalls auf, zerrte ihm das Kleidungsstück von den Beinen und stieg hinein. Nachdem er Ärmel und Hosenbeine umgekrempelt hatte, passte er einigermaßen hinein. Dann setzte er auch noch die Mütze auf und wandte sich der Tür zu, erkannte aber gleich, dass es
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