Die Festung des Teufels
besten gleich hier. Hier, wo er die ganze Zeit gewesen war, und wenn jemand nachsehen kam, läge er in seinem Bett.
Er schob seinen Vater in das Zimmer und schaffte es mit einiger Mühe, ihn auf das Krankenhausbett zu legen. Er schlich zurück auf den Korridor und kam zu einem Raum, der offensichtlich das Büro des Arztes war. Max sah sich um. Er entdeckte eine Kaffeemaschine, einen halb vollen Becher mit kaltem Kaffee, der einen kreisrunden Fleck auf dem Schreibtisch hinterlassen hatte, sowie einen kleinen Kühlschrank. Darin befanden sich zwei Becher Joghurt, eine Schale Reis und eine Packung Milch. Max verschlang alles mit ungebührlicher Hast und stieß zum Abschluss einen dröhnenden Rülpser aus. Zeit zu verschwinden.
»Dr. Ilja Schernastyn verlässt den Kontrollbereich«, sagte die Frauenstimme.
So heißt du also, dachte Max, als er die Hand des immer noch bewusstlosen Mannes in dessen Schoß zurücklegte und ihn durch die Tür schob, denn er hatte Schernastyn mit Pflasterstreifen an den Rollstuhl gefesselt und ihm auch noch den Mund zugeklebt.
Der Aufzug kam, die Tür glitt auf, und Max rollte seine Ladung hinein. Es gab vier Etagen, wie er der Anzeigetafel entnahm. Vom Keller bis zur vierten Etage waren die Knöpfe eindeutig beschriftet, und dann gab es noch einen fünften Knopf, an dem stand: Privat: codierter Zugang. Das waren sicher Shaka Changs Räume. Max drückte auf den ersten Knopf. Der Aufzug bewegte sich mit schwindelerregendem Tempo. Wieder glitt die Tür auf. »Erdgeschoss. Fahrzeugwartung. Fahren Sie vorsichtig, Dr. Schernastyn. Auf Wiedersehen.«
Max schob den Rollstuhl langsam in eine Höhle, die ein Hangar zu sein schien. Offenbar hatte man sie aus dem massiven Felsgestein herausgesprengt und zu einem hochmodernen Arbeitsbereich ausgebaut. Von irgendwoher kamen Musik und das Klappern eines Schraubenschlüssels. Die Schiebetore des Hangars standen offen. Das gleißende Sonnenlicht spiegelte sich im polierten Fußboden und sorgte für halbwegs ausreichende Beleuchtung.
Inder Mitte des Hangars stand ein zweimotoriger Jet. Staubschutzhüllen bedeckten die Lufteinlässe. An dem glänzenden schwarzen Rumpf entlang zog sich eine Zierlinie bis zur Heckflosse, wo sie in Shaka Changs Firmenlogo überging – Stoßspeer und Kobra. Die hochstehenden Flügelspitzen ließen das Flugzeug hochmodern erscheinen. Max schätzte die Spannweite auf gut zwanzig Meter. Trotzdem war noch jede MengePlatz für andere Fahrzeuge. Skeleton Rock hatte was von einem Eisberg, dachte Max. Die meisten Dinge sind erst unter der Oberfläche zu erkennen. Und wenn man die technische Ausrüstung hier sah, war das Fort bestimmt auch so tödlich wie es ein Eisberg für so manchen Seefahrer sein konnte.
Die Rollstuhlreifen quietschten, als Max sich nach rechts wandte. Er schlich sich dicht an der Wand entlang und ging hinter zwei schwarz lackierten Hummern in Deckung, auf denen ebenfalls das Wappen Shaka Changs prangte. Ein Strandbuggy und ein glänzender Helikopter, ebenfalls schwarz, standen weiter vorne. Das Ganze war vermutlich Shaka Changs Spielzimmer, und sein Spielzeug war teuer. Nicht weit von den Toren des Hangars entfernt wischten sich zwei Mechaniker die Hände ab und traten von der offenen Motorhaube eines Segelflugzeugs zurück. Offenbar machten sie Pause. Einer der beiden schaltete das Radio aus, dann verschwanden sie nach draußen. Das kleine Flugzeug, dessen Flügel auf Stützblöcken lagen, wirkte wie eine vom Licht geblendete Motte.
Vom Landrover seines Vaters war nichts zu sehen. Max schlich weiter und erblickte am Ende eines zehn Meter langen, in den Felsen gehauenen Gangs, der breit genug für einen Lastwagen war, einen kleineren Raum mit einem Durchgang. Von dort kam er in einen Hangar, der so makellos sauber war wie der große, aber eher für den Alltag gedacht schien; hier gab es Regale mit Ersatzteilen, einen Flaschenzug, schweres Hebegerät und zwei Inspektionsgruben. In der Ecke gegenüber, etwas außer Sichtweite, schimmerten die dunklen Monitore einer riesigen Motordiagnoseeinheit – so etwas kannte Max nur aus den Boxen bei der Formel 1. Ein großer Ventilator, vergittert und an die Wand geschraubt, drehte sich träge und füllte den Raum mit gekühlter Luft. Ein halbes Dutzend Motorräder undzwei Pick-ups standen ordentlich aufgereiht an der hinteren Wand, daneben noch mehrere Quads und zwei sehr elegante Strandsegler, Klasse 3. Ultramodern und mit lenkbarem Vorderrad und zwei festen
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