Die Festung des Teufels
erkennen war. Diese riesigen unterirdischen Räume konnten nur mit schwerem Gerät, wie es beim Tunnelbau verwendet wurde, ausgehöhlt worden sein, aber das war für Shaka Chang bestimmt kein Problem gewesen; durch das große Staudammprojekt im Norden verfügte er über alles, was er brauchte. Max nahm eine Rolle Klebeband von einer Werkbank und wickelte es Schernastyn um den Mund.
Max hatte Fotos und Filme von Ermittlungsarbeiten nach Flugzeugabstürzen gesehen, von Experten, die die Wrackteile wieder zusammensetzten, und genau so ein Anblick bot sich ihm – in kleinerem Maßstab –, als er Schernastyn in den Raum nebenan schob. Der Landrover war bis zur letzten Schraube und Mutter auseinandergebaut. Das Fahrzeug war komplett zerlegt. Die Einzelteile hatte man auf einer riesigen Plane auf dem Fußboden ausgebreitet. Der Motorblock, in mehrere Stücke zersägt, lag in der Mitte. Max ließ Schernastyn stehen und schritt langsam um das ausgeweidete Gerippe herum. Das war eindeutig das Werk von Fachleuten, und wenn die nichts gefunden hatten – was konnte er dann noch tun? Er ließ den Blick über das Ganze schweifen und konzentrierte sich dann auf die einzelnen Teile dieses Puzzles. Da war nichts mehr, was noch ein Geheimnis enthalten konnte.
Changs Geier hatten alles kahl gefressen.
20
S haka Chang ächzte vor Anstrengung. Der Mann hatte ihn von hinten überfallen, als er noch einen anderen Angriff von vorne abzuwehren hatte. Doch Chang schüttelte ihn ab. Der Erste ging mit einem Messer auf ihn los. Shaka Chang warf sich ihm entgegen, blockte den Arm des Mannes mit einem Scherengriff und rammte ihm seine Schulter in die Brust, sodass der Angreifer hörbar nach Luft rang. Nun packte er sein Handgelenk und bog es mit einem Ruck nach hinten. Das Messer fiel zu Boden, der Mann schrie vor Schmerz, und gerade als Chang zu einem kräftigen Tritt ausholte, um ihn unten zu halten, stürmte der zweite Angreifer erneut von hinten auf ihn zu.
Slye stand in der Tür, gelähmt vor Entsetzen. Er hasste brutale Gewalt. Er hätte sich auch nicht bewegen können, falls er selbst irgendwie da hineingezogen wurde.
Chang bekam einen Schlag in den Nacken, der ihn vorübergehend betäubte. Er sackte auf die Knie, und der Mann schlang ihm von hinten einen Arm um die Kehle. Ein Knie steckte im Rücken und der Arm verharrte an genau der richtigen Stelle, um das Opfer bewusstlos zu machen oder zu töten. Der Angreifer war genauso groß und stark wie Chang. Dieser hatte ihn nicht kommen hören. Aber genau dafür entlohnte er diese Leibwächter schließlich so großzügig. Sie waren sehr gut in ihrem Job, aber Chang wollte noch besser sein als diese Profis. Er wollte in allen Dingen besser sein als jeder andere.
Chang rollte herum, ließ sich vom Gewicht des Mannes umwerfen und stieß hart mit dem Ellbogen zu. Erst nach drei oder vier harten Schlägen gab der andere endlich nach.
Die Männer lagen keuchend auf dem Boden und erholten sich langsam von den Schmerzen, die sie sich zugefügt hatten. Shaka Chang massierte sich den Hals und griff nach einem Handtuch, als er Slye entdeckte, der nervös darauf wartete, dass er herangerufen wurde.
Die wöchentlichen Trainingsstunden in der Übungshalle des Forts hielten Chang in Form; die Leute sollten nie vergessen, dass er ein geborener Krieger war. Chang tupfte den Schweiß ab, der sich um sein Armband gebildet hatte. Es war aus Jade, Moldavit und Gold gefertigt. Das legte er niemals ab. Es war sein Talisman. Jade aus China, der Heimat seiner Mutter, bedeutete Schutz; das Gold stammte aus seiner Heimat und war so fest geschmiedet, dass das Armband nie kaputtgehen konnte. Und die Moldavitsteinchen bargen Bruchstücke von Leben – eingesargte Geheimnisse – aus einer Zeit, als der Mensch noch nicht auf Erden weilte. Eine Legende sagte, das dieses grüne, durchscheinende, meteoritische Glas, das Fragment eines massiven Einschlags vor fünfzehn Millionen Jahren, die Energie zwischen Außerirdischen und Menschen transportiere. Shaka Chang konnte sich an der Schönheit dieses einzigartigen Armbands nie sattsehen.
Slye gab sich Mühe, nicht die Nase zu rümpfen, als Chang ihn mit einem Nicken zu sich bat. Immer roch es hier nach Schweiß. Ein durchdringender Gestank wie in einem Umkleideraum nach einem Fußballspiel oder in einem Stall voller Pferde nach einem Rennen, oder gar, dachte er angewidert, wie dieser ungewaschene, furzende Wächter.
»Mr Chang, Sir. Haben Sie einen Moment
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