Die Festung des Teufels
Hinterrädern. Das spitz zulaufende Segel nutzte jede Brise und konnte den schlanken Kevlarrumpf auf rund hundertzwanzig Kilometer die Stunde beschleunigen.
Ein Freund hatte Max einmal als Helfer zu einem Strandrennen in North Devon mitgenommen und ihn auch selbst fahren lassen. Das berauschende Gefühl, nur vom Wind getrieben so dicht über dem Erdboden dahinzurasen, hatte er nie vergessen. Aber diese Erinnerung störte jetzt nur. Er musste sich darauf konzentrieren, den Landrover seines Vaters zu finden.
Am Ende dieses Hangars war wieder eine Öffnung, und Max lief darauf zu. Sie führte ins Freie und konnte ebenso wie der andere Hangar sein Fluchtweg sein. Er blieb im Schatten und spähte hinaus. Vom großen Hangar aus sah man die weite Ebene, aber diese Seite des Forts stand am Rand eines Plateaus, das zum Fluss hin abfiel. Das passte. Der Fluss wurde offenbar vom Atem des Teufels gespeist, denn Max sah Sumpfgras und Sandbänke, auf denen Krokodile lagen. Aus der Öffnung führte ein schmaler Schienenstrang eine Rampe hinunter, an deren Ende ein Motorboot festgemacht war. Doch in dem Rumpf aus mattiertem, hauchdünnem Fiberglas klaffte dicht über der Wasserlinie ein hässliches Loch, und wie es aussah, hatte bereits jemand damit begonnen, es zu reparieren. Den Schaden musste etwas sehr Scharfes, das über enorme Kraft verfügte, angerichtet haben. Man konnte sich leicht vorstellen, was das gewesen war.
Zur Reparatur musste das Boot zweifellos die Rampe hochgezogen werden; da unten daran zu arbeiten, war viel zu gefährlich – die Krokodile konnten verdammt unangenehm werden.Als Fluchtweg blieb Max demnach nur die Wüste, in voller Sichtweite des Forts.
Schernastyn kam zu sich, aber der Schreck darüber, an einen Rollstuhl gefesselt zu sein, wandelte sich schlagartig zu Unterwürfigkeit, als Max sich über ihn beugte und sagte: »Ein Mucks, und Sie rollen diese Rampe hinunter und können sich die Fesseln von den Krokodilen aufbeißen lassen.«
Schernastyn riss die Augen auf und nickte heftig. Er hatte gesehen, wie der Fahrer und andere Männer an diese Monster verfüttert worden waren. Max zog ihm das Klebeband vom Mund. Die Barthaare, die dabei herausgerissen wurden, machten ein Geräusch, als würde Max einen Klettverschluss öffnen. Tränen traten in Schernastyns Augen. »Was haben Sie mit meinem Vater gemacht?«
Schernastyn verzog das Gesicht und öffnete den Mund so weit, dass er aussah wie ein Baby, das gleich zu schreien anfängt. »Das war ich nicht«, jammerte er. »Ich habe nur getan, was Mr Chang mir gesagt hat.«
»Ach, dann ist es in Ordnung, das kann ich Ihnen ja nicht übelnehmen.«
»Nicht?«, sagte Schernastyn, erstaunt über die Großzügigkeit des Jungen.
»Nein, natürlich nicht. Ich hefte Ihnen einen Zettel an die Brust, damit die Krokodile wissen, dass sie Ihnen nicht wehtun dürfen.«
Für den Bruchteil einer Sekunde schien Schernastyn das tatsächlich ernst zu nehmen, aber dann überwältigte ihn wieder die Angst.
»Was haben Sie ihm gegeben?«
»Verschiedenes. Medikamente. Er hatte etwas geschluckt, was ihm die Buschmänner gegeben hatten. Das konnte ich beiden Blutuntersuchungen nicht identifizieren. Aber es schaltete offenbar Teile seines Gedächtnisses aus. Ich habe alles versucht. Doch er war sehr, sehr störrisch. So störrisch, dass ich die Dosis verdoppeln musste. Er hat einen so starken Willen, er hat solchen Widerstand geleistet, und das hat mich so ärgerlich gemacht, dass ich …« Schernastyn hatte sich von der Erinnerung an die Fähigkeit dieses Patienten, seinen Bemühungen standzuhalten, hinreißen lassen. Er sah Max’ wütendes Gesicht, spürte, wie er den Rollstuhl auf die Rampe zuschob, und holte so hastig Luft, dass er würgen musste. »Nein!«, stotterte er. »Paradyoxinalthymiat! Ein Medikament im Versuchsstadium!«
Max hielt den Rollstuhl an und trat wieder vor ihn. »Gibt es ein Gegenmittel?«
Schernastyn schnitt eine Grimasse und zuckte zusammen. »Ich könnte versuchen, eins zu entwickeln«, murmelte er in dem vergeblichen Versuch, seine Haut zu retten.
Gut, wenn Max seinen Vater hier herausgeholt hatte, gab es bestimmt irgendwo einen anderen Wissenschaftler, der ihm helfen konnte. »Wo ist der Landrover meines Vaters?«
»Dahinten durch.«
Schernastyn deutete mit dem Kinn auf eine Seitenwand des kleinen Hangars. Der Fels glänzte im Licht, das von draußen hereinfiel, so hell, dass der im Schatten liegende Eingang zu dem Nebenraum kaum zu
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