Die Festung des Teufels
»Es geht los.«
Sofort hatten die coolen Typen ihre Handys am Ohr. Türen gingen auf, Schritte hasteten über den Korridor. Peterson zerrte Sayid im Laufschritt hinter sich her. Er hatte Mr Jackson zugenickt, der Sayids Mutter beruhigend einen Arm auf die Schulter legte, als ihr Sohn fortgebracht wurde.
»Mr Peterson! Was geschieht jetzt?«, fragte Sayid. »Was ist mit Max?«
Sie waren im Freien, und Sayid sah und hörte den Militärhubschrauber auf dem Rugbyfeld der Schule. Zwei bewaffnete Soldaten warteten davor und schoben die Tür des Hubschraubers auf, als Mr Petersons Stimme sich über den Lärm der Rotoren erhob.
»Wir wissen nicht, wo er ist. Wir haben die ganze Zeit auf eine Bestätigung aus Namibia gewartet. Jetzt haben wir endlich etwas.«
Die beiden Soldaten halfen Sayid, indem sie ihn an den Armen packten und ihn in den Helikopter zogen. Sie schlugen die Tür zu, als auch Peterson eingestiegen war und dem Piloten mit erhobenem Daumen das Zeichen zum Abflug gab. Dann schnallte er sich selbst und Max’ Freund an, setzte einen Kopfhörer auf und reichte Sayid einen. Sayid hielt sich fest, als der Hubschrauber aufstieg und scharf in die Kurve ging.
»Es kann sein, dass wir Max und seinem Vater zurzeit nochnicht helfen können. Wir müssen zuerst Angelo Farentino und Shaka Chang aufhalten. Dazu brauchen wir die Hilfe der namibischen Regierung«, sagte Peterson. Seine Stimme klang durch das Mikrofon an seinem Kopfhörer ganz kratzig.
»Wie wollen Sie das machen?«
»Ich arbeite mit einem höheren Offizier in Namibia zusammen. Er hat, ich weiß nicht wie, eine von Tom Gordons Karten in die Hand bekommen. Und wenn wir berücksichtigen, was diese Kallie ihm erzählt hat, können wir es wagen, eine kleine unauffällige Aktion zu starten. Möchte man Regierungen dazu bringen, rechtzeitig etwas zu unternehmen, kann man ebenso gut versuchen, einen Öltanker in voller Fahrt zu stoppen – es dauert einfach viel zu lange. Unsere Regierung wird nicht direkt daran beteiligt sein, ist aber diplomatisch aktiv.«
»Eine Aktion?«, fragte Sayid. »Sie meinen einen Angriff?«
»Nein, wir gehen da als Berater rein; wenn wir etwas Konkreteres erfahren, werden wir die Situation neu bewerten. Es gibt in der Wüste einen verlassenen Militärflugplatz. Wir werden den Namibiern helfen, eine Kampftruppe auf die Beine zu stellen.«
»Wer ist wir ?«
»Ein paar Freunde von denen da«, er sah zu den grimmig dreinschauenden jungen Soldaten hinüber, die ihre Gesichter mit Tarnfarben angemalt hatten und ziemlich exotische Waffen trugen, »werden uns begleiten.«
Sayid sah sie aufmerksam an.
»Spezialeinheiten?«
»Vor langer Zeit, das war noch bevor du auf die Welt gekommen bist, waren Max’ Vater und ich auch dabei.« Mr Peterson legte lächelnd einen Finger auf die Lippen. »Aber sag das bitte nicht weiter.«
Sayid lauschte dem Dröhnen der Motoren, das durch die Kopfhörer stark gedämpft wurde. Der Helikopter hatte Dartmoor im Tiefflug überquert und wandte sich jetzt nach Süden in Richtung Plymouth. Sayid konnte ihr Ziel schon sehen – ein kleines Flugfeld. Auf dem örtlichen Zivilflughafen sah man häufig auch Rettungshubschrauber der Marine landen, da fiel dieser kleine Militärhubschrauber nicht besonders auf.
Am Rand des Flugfeldes wartete ein zweimotoriger Jet, der ebenso zivil aussah wie das halbe Dutzend Männer, die davorstanden. Sie hatten dennoch Militärrucksäcke dabei, die gerade in den Frachtraum geladen wurden.
»Das ist eine Citation X«, erklärte Peterson. »Fliegt etwas unter Mach 1. Steht für besondere Operationen zur Verfügung, wenn es ein wenig unauffälliger zugehen soll. Sie gehört einem bekannten Geschäftsmann, der zufällig Inhaber eines Hotels in Südafrika ist – eine ganz gute Tarnung also. Ein Tankstopp in Lagos, und wir sind da.«
Sayid fühlte sich allmählich überfordert. Große Abenteuer und Gefahren – das war etwas für Max, aber nicht für ihn. »Warum muss ich mit?«
»Wegen Kallie van Reenen. «
»Sie ist aber davon überzeugt, der Polizist da drüben arbeitet für Sie, Mr Peterson … ich meine gegen Max’ Vater.«
»Ganz genau. Man wird ihr gut zureden müssen, bis sie uns alles erzählt, was sie weiß. Vielleicht fällt ihr das leichter, wenn sie dich sieht.«
»Sie ist diesem Polizisten weggelaufen.«
»Er hat sie wieder aufgelesen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Sie hat es ihrem Vater erzählt.«
Als Ferdie van Reenen Kallies Funkspruch bekam,
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