Die Festung des Teufels
hat Shaka Chang diesen Unternehmen ein Entsorgungskonzept angeboten. Er vergräbt ganze Schiffsladungen dieser tödlichen Medikamente. Aus Sicht der Pharmakonzerne haben sie die unerwünschten Medikamente bei jemandem abgeliefert, der ihnen das Problem ihrer Beseitigung abnimmt. Shaka Chang hat die Regierungen der Staaten im Süden Afrikas hinters Licht geführt. Sie glauben, er liefert Material für den Bau des Staudamms an. Korrupte Zoll- und Regierungsbeamte helfen ihm dabei, aber sie ahnen nichts von den Konsequenzen ihrer Mittäterschaft. Mein Assistent Anton Leopold und ich haben seine Frachtroute bis Walvis Bay recherchiert. Von dort lässt Chang die Container zu einem großen unterirdischen Depot transportieren, das alle Welt für einen Teil des Staudammprojekts hält. Die Pharmaunternehmen zahlen ihm mehr Geld, als es kosten würde, den Damm zu bauen. Alle sind zufrieden.«
Max’ Vater wirkte nervös, immer wieder unterbrach er sich, ging von der Kamera weg, kam wieder und wirkte noch gehetzter. »Man ist hinter mir her. Ich habe Anton in Walvis Bay gelassen. Er sollte versuchen, noch mehr Beweise zu sammeln, nachdem wir jetzt wissen, woran die Buschmänner gestorben sind. Ich weiß nicht, was ihm zugestoßen ist, aber fest steht, dass die Medikamente teilweise ins Grundwasser gesickert sind, und wenn Chang die Schleusentore öffnet, werden diese Chemikalien in sämtliche Wasserläufe des südlichen Afrika gelangen. Das einzige saubere Wasser wird dann unter seiner Kontrolle stehen. Regierungen und Industrie werden ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein. Noch schlimmer ist aber, dass mit Sicherheit alle Lebewesen, die von dem verseuchten Wasser trinken – Tiere und Menschen – sterben werden. Ich tue, was ich kann, um diese Information zu verbreiten …«
Plötzlich verstummte Max’ Vater und schien in Deckung zu gehen. Als er nach einer Automatikpistole in seinem Hosenbund griff, bemerkte Max zum ersten Mal, dass er einen groben Verband am Bein trug. Das Video musste nach dem Angriff auf sein Flugzeug entstanden sein. Sein Vater sah nicht mehr ins Objektiv, sondern hielt Ausschau nach irgendetwas außerhalb des Aufnahmewinkels. Er streckte eine Hand aus, packte etwas, das Bild wackelte heftig, Füße rannten, Himmel, Erde … schwarz.
Der stumme, leere Bildschirm wartete auf eine Reaktion von Max.
Er fröstelte, aber nicht vor Angst, sondern vor eisigem Zorn. Max war im Zentrum des Bösen gelandet. Er war ganz in der Nähe des Mörders Shaka Chang. Und alles, was getan werden musste, um diese Katastrophe aufzuhalten, lastete auf Max’ Schultern. Diesmal fragte er nicht erst nach, bevor er Schernastyn das Klebeband vom Gesicht riss.
Schernastyn schrie auf.
»Ist noch Zeit, Chang aufzuhalten?«
Auf Schernastyns geschwollenem, halb rasiertem Gesicht erschien ein hämisches Grinsen. »Morgen ist es zu spät, mein junger Freund. Morgen öffnet er die Schleusentore.«
»Wann genau?«
Schernastyn schüttelte den Kopf. Das war der Schlüssel zu Changs Erfolg, und wenn Chang jemals erfahren sollte …
Max knurrte ihn an und stieß den Rollstuhl in Richtung Rampe. Er rollte dahin wie ein Kinderwagen, und Schernastyn schrie. Max hatte alle Vorsicht fahren lassen; die Gefahr, dass Schernastyns Angstschrei gehört wurde, musste er auf sich nehmen.
»IstjagutistjagutistjaGUUUT! «, kreischte Schernastyn.Max erwischte den Rollstuhl gerade noch rechtzeitig, bevor er auf die Rampe kippte.
»Ja, ja, ja!« Schernastyn keuchte. »Morgen bei Sonnenuntergang, da wird er die Schleusentore öffnen … eine Woche früher als geplant … bevor alle zu der großen Eröffnungsfeier kommen.«
Schernastyn starrte Max verzweifelt an. Er schwankte bedrohlich über dem Rand der Rampe. Wenn Max ein schlechter Mensch gewesen wäre, dann wäre Schernastyn in wenigen Sekunden in Stücke gerissen worden.
»Keine Angst, Doktor, ich brauche Sie noch eine Weile. Ich muss durch die Sicherheitsschleuse zu meinem Vater zurück. Hätten Sie vorhin daran gedacht, hätten Sie vielleicht den Mund gehalten, was?«
Max schob ihn vor den Computer zurück, nahm die Maus und klickte, bis er das Mailprogramm gefunden hatte und feststellte, dass Shaka Chang über eine schnelle Breitband-Satellitenverbindung verfügte. Er tippte Sayids Adresse ein und schrieb ein paar Worte zum Inhalt der DVD seines Vaters.
Ich habe Dad gefunden, man hat ihn gefoltert. Skeleton Rock. Brauche Hilfe. Staudamm wird morgen bei Sonnenuntergang geflutet.
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